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Würzburg
Wie eine Musiklehrerin gegen das Bienensterben kämpfen will
Eva Lößel hat sich auf ihrem Balkon ein wahres Bienen-Paradies geschaffen. Sie möchte damit andere Menschen inspirieren und hat hierfür auch einige Tipps parat.
Eva Lößel hat sich auf ihrem Balkon ein wahres Bienenparadies geschaffen. Und auch Hummeln fühlen sich dort sehr wohl.
Foto: Sophia Scheder | Eva Lößel hat sich auf ihrem Balkon ein wahres Bienenparadies geschaffen. Und auch Hummeln fühlen sich dort sehr wohl.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:53 Uhr

Es brummt auf Eva Lößels Balkon am Würzburger Dallenberg. Leise ist es dort fast nie, denn es schwirrt nur so vor Bienen, Hummeln und Wespen. Während sich viele andere darüber ärgern würden, freut sich die 60-Jährige. "Mein Ziel ist es, ein Insekten-Paradies zu schaffen." Und diesem Ziel ist sie mit ihren zahlreichen Pflanzen und Blumen schon sehr nahe. 

Eva Lößel auf ihrem Balkon, der gerne von vielen verschiedenen Insekten angeflogen wird.
Foto: Sophia Scheder | Eva Lößel auf ihrem Balkon, der gerne von vielen verschiedenen Insekten angeflogen wird.

Sonderlich groß ist Lößels Balkon nicht – trotzdem strotzt er nur so vor Grünpflanzen. Es duftet nach Lavendel und Basilikum und zwischendrin fliegen eine Menge Insekten umher. "Seit 2008 mache ich das nun etwa", erzählt Eva Lößel stolz. Mit "das" meint sie ihren Kampf gegen das Insektensterben. "Damals habe ich Kornblumen eingesät und bemerkt, dass dadurch sehr viele Insekten angelockt wurden." Viele Balkon- und Terrassenbesitzer wollen genau dies vermeiden, möchten keine Insekten herumschwirren sehen, während sie ihr Frühstück auf dem Balkon einnehmen, oder gemütlich lesen wollen. Doch Eva Lößel ist da anders. "Ich liebe diese Tiere einfach." Denn: "Sie sind so wichtig."

Seitdem pflanzt die Musiklehrerin, die sich ihr ganzes Wissen selbst angeeignet hat, ausschließlich Trachtpflanzen an. So bezeichnet man Pflanzen, die von Bienen für die Erzeugung von Honig angeflogen werden. Sie sind besonders reichhaltig an Nektar und Pollen.

Die Nisthilfen werden von den Insekten gut angenommen

"Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt, dass die Insekten einfach viel weniger wurden", sagt die Tierliebhaberin. Während beispielsweise vor über zehn Jahren zu dieser Zeit "relativ viele" Jungköniginnen auf ihren Balkon zu Besuch kamen, konnte Lößel in diesem Jahr erst zwei entdecken. "Und das ist auch der Hauptgrund, warum ich das mache. Ich möchte dem Bienensterben entgegen wirken. Den Tieren ein Zuhause schenken."

"Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt, dass die Insekten einfach viel weniger wurden."
Eva Lößel

Doch nicht nur die zahlreichen Pflanzen nutzen die Insekten, auch die vielen Nisthilfen, die Lößel an ihren Balkon angebracht hat. "Die bekommt man gar nicht so einfach, ich bestelle die immer online beim Landesbund für Vogelschutz." Der Aufwand scheint sich zu lohnen: "Da sind auch sehr viele kleine Bienen drinnen." 

Die Nisthilfen bestellt die 60-Jährige online.
Foto: Sophia Scheder | Die Nisthilfen bestellt die 60-Jährige online.

Die Insektenliebhaberin hat keine Angst vor Bienenstichen

Dass der Balkon ein Anziehungspunkt für Insekten geworden ist, fällt schnell auf. Unzählige kleine Tiere schwirren umher. Doch Angst gestochen zu werden, hat die 60-Jährige nicht. Sie nimmt die Tiere sogar auf die Hand. "Ich gehe auch nie ohne Zuckerlösung aus dem Haus", erzählt sie. Denn wenn sie auf der Straße eine schwache Biene oder Wespe entdeckt, versucht sie diese immer aufzupäppeln. Wie das geht? "Ich gebe ihnen etwas Zuckerlösung und hauche sie an. Wärme mögen die Tierchen besonders gerne." Meistens schaffe sie es auch, dass die Insekten dann wieder davon fliegen können. "Das macht mich dann besonders stolz und ich freue mich."

Sogar unter ihrem Balkontisch findet sich ein Wespennest. Lößel stört das nicht, im Gegenteil: Sie freut sich über jedes neues Zuhause der Insekten.
Foto: Sophia Scheder | Sogar unter ihrem Balkontisch findet sich ein Wespennest. Lößel stört das nicht, im Gegenteil: Sie freut sich über jedes neues Zuhause der Insekten.

Lößel möchte mit ihrem Balkon auch andere Menschen inspirieren. "Man kann auf jedem noch so kleinen Balkon ein Bienenparadies schaffen", weiß sie. Ihre Tipps: Traubenhyazinthen oder Krokusse bereits im Frühjahr rausstellen, Lungenkraut mögen beispielsweise Frühlingspelzbienen besonders gerne, oder Katzenminze, "das bekommt man in jedem Baumarkt und damit kann man eigentlich nie etwas falsch machen." Und Angst sollte man sowieso keine haben vor den Tieren, meint sie, denn "wenn man sich ruhig bewegt und alles entspannt angeht, dann stechen sie auch nicht." 

 
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Kommentare
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  • post@herbertstapff.de
    Solche Aktionen sind nett, wunderschön und sicher nachahmenswert. Ändern werden sie trotzdem nichts. Das Bürgerbegehren Bienensterben war nur ein Fake, populistisch aufgemacht, denn es ging überhaupt nicht um Bienen. Es sollte dazu dienen, unseren Landwirten mal wieder ans Schienbein zu treten. Wir werden uns noch wundern, was wir essen müssen, wenn der letzte Bauer aufgibt. Denn es ist wie bei FfF, Wasser predigen, Wein trinken. CO2 einsparen, aber als Vielflieger rund um die Welt, Verschwendung anprangern, aber Smartphone rund um die Uhr, Bio predigen, aber Gemüse aus Südamerika kaufen, und so weiter ...
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  • Doedi.wue
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  • martin.markert@zf.com
    ... dem INSEKTENsterben entgegen zu wirken ist eine gute Sache.
    Warum heißt es aber jeder Überschrift BIENENsterben! Hierfür sind ganz andere Dinge verantwortlich!
    Achso, es verkauft sich besser. Wie bei diesem Volksbegehren.
    "Rettet die Stechmücken, Wespen & Schmeißfliegen" hätte wohl keinen Erfolg. gehabt.
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  • stefan.behringer@web.de
    Immerhin hat das Volksbegehren dazu geführt, dass neuerdings die CSU für Arten- und Klimaschutz ist. Der schwarze Markus hat wohl erkannt, dass man damit mehr Stimmen erzielen kann als mit Fremdenfeindlichkeit.
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  • Arcus
    Da summt dann nicht nur das Bienchen herum. Finde ich nachahmenswert.
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