In Teilen Unterfrankens sind Kinderärztinnen und -ärzte inzwischen Mangelware. In den Brennpunkten Schweinfurt und Miltenberg beklagt die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) gar, dass die kinderärztliche Versorgung nicht gewährleistet sei. Wie viel besser ist die Situation in Ochsenfurt. Durch die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) durch das Ärztenetz MainArzt ist es dort 2021 gelungen, einen Kinderarzt-Sitz zu halten. Mit dem Umzug des MVZs ins Knaus-Center in der Marktbreiter Straße tut sich nun sogar die Gelegenheit auf, einen weiteren Kinderarzt zu beschäftigen.
Seit 1974 ist ein Kinderarzt in Ochsenfurt ansässig. Rüdiger Schalkhäuser führte die Praxis bis zu seinem Ruhestand. Bereits damals war es schwer, eine Nachfolge zu finden, weshalb Schalkhäuser zwei Jahre länger praktizierte, als er ursprünglich wollte. Der Zufall wollte es, dass Kinderärztin Anne Bürcky, deren Sohn dort Patient war, auf das Problem aufmerksam wurde und die Praxis 2007 übernahm und den Standort ins MainÄrztehaus verlagerte.
Erneut scheiterte die Suche nach einem Praxisnachfolger
Als Anne Bürcky ihrerseits 2020 in den Ruhestand gehen wollte, tauchte das Problem erneut auf, dass keine Nachfolger für die Praxis zu finden waren. Somit drohte Ochsenfurt eine ähnliche Situation wie in Würzburg, wo Eltern verzweifelt eine kinderärztliche Praxis suchen und viele Praxen keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen können.
Um den Arztsitz zu erhalten, entschloss sich MainArzt zum Jahresbeginn 2021 das MVZ Pädiatrie (Kinderheilkunde) zu gründen. Das Netzwerk aus Haus- und Fachärzten in der Region existiert bereits seit 2004. Neben den Krankenhäusern ist es seit 2019 auch Ärztenetzen gestattet, Medizinische Versorgungszentren zu gründen. Im Gegensatz zu niedergelassenen Praxen arbeiten die Medizinerinnen und Mediziner nicht auf selbstständiger Basis, sondern als Angestellte.
Die alten Praxisräume kamen schnell an ihre Grenzen
Schnell fand das pädiatrische MVZ unter der ärztlichen Leitung von Konstanze Hartmann regen Zulauf über die unmittelbare Region hinaus, sodass neben ihrer Kollegin Anne Thieme zeitweise sogar eine dritte Kinderärztin beschäftigt war. Damit kamen aber auch die räumlichen Möglichkeiten der Praxis an ihre Grenzen. Eine Lösung fand sich schließlich in den Räumen der früheren Praxisgemeinschaft der Orthopäden Daniel Knelles und Thomas Hundeshagen im Knaus-Center in der Marktbreiter Straße.
Neue Räume wurden im Knaus-Center gefunden. Es waren die früheren Praxisräume der Orthopäden Knelles und Hundeshagen. 230 Quadratmeter stehen dort zur Verfügung, die nach den Wünschen und Vorstellungen renoviert und umgestaltet wurden. Vermieter Helmut Knaus legte dabei großen Wert auf ein ökologisches und regionales Konzept, was unter anderem bedeutet, dass Firmen aus der Region mit der Renovierung beauftragt wurden.
Besonderes Augenmerk lag dabei nicht nur auf einer funktionellen, sondern auch kindgerechten Gestaltung, sagt die ärztliche Leiterin. Eine große Weltkarte an der Wand des Wartezimmers lädt zum Betrachten und Erzählen ein. Die Sprechzimmer tragen die Namen Elefant, Zebra, Robbe und Waschbär, was bei den kleinen Patientinnen und Patienten besonders gut ankomme.
MVZ profitiert von der Vernetzung mit anderen Fachärzten
Wie Konstanze Hartmann erläutert, profitiert das MVZ von der Zusammenarbeit mit dem Ärztenetz. "Durch die gute Vernetzung mit den anderen Fachärzten der MainArzt ist eine weiterführende Behandlung reibungslos und schnell möglich, was sich positiv auf die Heilungschancen der Patienten auswirkt", erklärt sie.
Derzeit werden Konstanze Hartmann und Anne Thieme von fünf Medizinischen Fachangestellten unterstützt. "Die Nachfrage in unserer Praxis ist sehr groß, sodass ich froh wäre, noch mehr Kolleginnen oder Kollegen zu haben", sagt Konstanze Hartmann, "am liebsten auch einen männlichen Kollegen, was für die Jungen sicher hilfreich wäre."