Das Bistum Limburg gesteht unmissverständlich: Der sexuelle Missbrauch im Fall eines Betroffenen wurde vertuscht. Der Betroffene ist Kai Christian Moritz. Der Schauspieler lebt heute in Würzburg.
Gleichzeitig veröffentlichte das Bistum Limburg eine persönliche Erklärung des emeritierten Bischofs Franz Kamphaus, die zwar nichts mit dem Fall von Moritz zu tun hat, aber ebenfalls einen Bezug zu Würzburg aufweist: Kamphaus gesteht schwere Fehler ein, die den Würzburger Ex-Priester und Missbrauchstäter Wolfdieter W. betreffen. Er wurde 2015 aus dem Klerikerstand entlassen.
Johannes Heibel fordert Bischöfe auf, ihr Schweigen zu brechen
Wolfdieter W. war in den Bistümern Würzburg (etwa in Eichenbühl), Limburg und Bamberg tätig. Dass sein Fall publik wurde, beruht auf den Recherchen von Johannes Heibel. Der Vorsitzende der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen hat darüber ein Buch geschrieben: "Der Pfarrer und die Detektive."
"Dass Kamphaus nicht früher etwas gesagt hat, nehme ich ihm übel. Sein Schweigen ist unentschuldbar", sagte Heibel auf Nachfrage. "Ich nehme sein Geständnis aber zum Anlass, alle Bischöfe aufzufordern, endlich ihr Schweigen zu brechen, Verantwortung zu übernehmen und ohne Wenn und Aber zu Ihren schweren Verfehlungen zu stehen."
Zum Fall Moritz: Er wurde laut Untersuchungsbericht von 1986 bis 1993 von einem Priester regelmäßig sexuell missbraucht. Der Geistliche ist sein Cousin. Kai Christian Moritz war zehn Jahre alt, als seine Mutter starb und der Priester mit Genehmigung des Limburger Ordinariats zu seinem Vormund wurde.
Kai Moritz machte den Missbrauch im vergangenen Jahr öffentlich
Kai Christian Moritz hat sich vor einem Jahr bei einer Podiumsdiskussion im Würzburger Burkardushaus mit Bischof Franz Jung zu seinem Missbrauch geäußert – aus den Reihen des Publikums heraus. Kurz darauf sprach Moritz im Burkardushaus bei einer Theologen-Tagung und schilderte den Zuhörern seine Geschichte. Seither hat er sie mehrfach publik gemacht.
Sein Fall wird im jetzt veröffentlichten Bericht ausführlich dokumentiert. Der Limburger Bischof Georg Bätzing hatte den früheren Landgerichtspräsidenten Ralph Gatzka mit der externen Untersuchung beauftragt. Die Vertuschung wird darin deutlich zum Ausdruck gebracht: So enthalte die Personalakte des Priesters keinerlei Hinweise auf den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs.
Prälat Wanka bedauert seine schwerwiegenden Fehler
Unerwähnt sei auch der "wahre Grund" des Aufenthalts des Priesters im Recollectiohaus der Abtei Münsterschwarzach geblieben. Die Einrichtung bietet psychotherapeutische und geistliche Begleitung für Priester, Ordensleute und Mitarbeiter im Kirchendienst. Der Personalverantwortliche habe versucht, das Opfer von einer Strafanzeige gegen den Priester abzuhalten – mit Erfolg. Das Bistum habe ebenfalls keine Strafanzeige gestellt. Der Priester sei wieder "an alter Wirkungsstätte eingesetzt" worden.
Prälat Helmut Wanka, Limburger Personaldezernent von 1986 bis 2015, bedauert in seiner Erklärung seine schwerwiegenden Fehler und bat das Opfer um Verzeihung. Moritz sagte gegenüber dieser Redaktion: "Ich bin sehr froh, dass sich in der katholischen Kirche die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in die richtige Richtung entwickelt. Es löst in mir ein Gefühl der Zufriedenheit aus, wenn der Verantwortungsträger, der in meinem Fall zur Vertuschung beigetragen hat, sich in der Ich-Form entschuldigt – und damit persönliche Verantwortung übernimmt. Das ist ein erster und wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der beispielhaft werden sollte."