Mehr als zwei Jahre und sehr viel Arbeit stecken darin: Das Team der Würzburger Stadtbücherei hat mit staatlicher Förderung und unter Beteiligung zahlreicher Bürgerinnen und Bürgern einen Bibliotheksentwicklungsplan (BEP) aufgestellt. Der Stadtrat hat das 100-seitige Werk in seiner jüngsten Sitzung nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern einstimmig auch Aufträge zur Umsetzung erster konkreter Maßnahmen erteilt. Die wichtigsten Einzelheiten im Überblick.
Weil sich die Aufgaben von Bibliotheken in den vergangenen Jahren verändert haben und die entsprechende Neuausrichtung der Stadtbücherei – mit rund 450.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr übrigens die beliebteste Kultureinrichtung der Stadt – in allen Bereichen ein Gesamtkonzept erfordert. Nach dem Vorbild der Stadtteilbibliothek am Hubland, die als öffentliches Wohnzimmer des Stadtteils zu einem so genannten "Dritten Ort" geworden ist, sollen die zentrale Bibliothek im Falkenhaus und alle Stadtteilbüchereien zu inklusiven Treffpunkten mit Aufenthaltsqualität und Wohlfühlatmosphäre für alle Menschen werden: "Eine Art soziales Zuhause, wo man sich ungezwungen treffen kann", sagt Martha Maucher, die Leiterin der Stadtbücherei.
Die schrittweise Umgestaltung aller Teilbibliotheken zu "Dritten Orten" mit verschiedenen Schwerpunkten. Dazu gehören auch deutlich verlängerte Öffnungszeiten wie am Hubland, wo die Nutzer an allen sieben Wochentagen zwischen 7 Uhr und 22 Uhr Zugang zur Stadtteilbücherei im ehemaligen Tower haben. Konkrete beschlossene Schritte der Umsetzung sind die Umgestaltung des Lesecafés im Falkenhaus und erste Planungen für die Stadtteilbibliotheken in Versbach, Heidingsfeld und am Heuchelhof.
1993 wurde die Stadtbücherei zuletzt umgebaut und erweitert. Nachdem ein neues Raumprogramm im "Haus zum Falken" mit der prägnanten Rokoko-Fassade am Marktplatz derzeit nicht machbar erscheint, "ist es wichtig, jetzt mit dem Lesecafé zu beginnen", so Maucher. Bis 2019 haben die Mainfränkischen Werkstätten dort ein Inklusionscafé betrieben, das aus betriebswirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden musste. Das Lesecafé wird im kommenden Jahr umgestaltet und soll auch künftig ein öffentlich zugänglicher Raum ohne Konsumzwang bleiben. Die Mittel dafür wurden in den Haushaltsentwurf der Stadt für 2023 eingestellt. Eine Detailplanung liegt noch nicht vor, aber an Ideen mangelt es nicht: Vor allem durch eine neue Möblierung mit Tresen und unterschiedlichen gemütlichen Sitzgelegenheiten soll das Lesecafé, in dem auch zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, zum öffentlichen Wohnzimmer im Stadtzentrum werden. Wünschenswert wäre es laut Maucher, den Innenhof des Falkenhauses besser als bisher zu integrieren.
Das Dachgeschoss wird umgebaut. Dort entsteht im Rahmen des vom Deutschen Bibliotheksverbandes mit über 100.000 Euro geförderten Leuchtturmprojekts "Level 3" ein digitales Labor, in dem modernste technische Geräte wie Tablets und ein 3D-Drucker sowie eine Gaming-Ecke und sogar ein Tonstudio für Podcasts zur Verfügung stehen werden. "Es ist eine neue Aufgabe von Bibliotheken, digitale Teilhabe zu ermöglichen", erläutert Martha Maucher das Ziel des Projekts. Das inhaltliche Programm mit Workshops zu Digitalisierungsthemen läuft bereits, die neuen Räume sollen Ende April eröffnet werden.
Am einfachsten umzusetzen ist nach aktuellem Stand die Umgestaltung der Stadtteilbücherei in Versbach, da im dortigen Bürgerhaus am Erwin-Wolf-Platz geeignete barrierefreie Räumlichkeiten vorhanden sind. Zusammen mit dem im Aufbau befindlichen Quartiersmanagement, dem Seniorentreff der AWO und den Vereinen "haben wir in Versbach eine große Chance. Es geht jetzt darum, wie die verschiedenen Akteure zusammenfinden", betont Maucher. In Heidingsfeld plant die Stadtbücherei im Alten Rathaus zusammen mit dem städtischen Sozialreferat als Pilotprojekt eine gemeinsame Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger. Am Heuchelhof werden neue Räume für die Stadtteilbücherei gesucht.