24 Lokale öffnen beim Würzburger Honky Tonkam Samstag, 10. November, ihre Türen und locken mit Livemusik. Es waren allerdings schon deutlich mehr. Woran der Rückgang liegt und wie die Zukunft des Festivals aussieht, erklärt Wolfgang Weier, Veranstalter des Würzburger Honky Tonk.
Wolfgang Weier: Ja, der Begriff, der aus den Südstaaten kommt, geht sogar noch weiter: Ein „Honky Tonk“ ist eine rauchige Blueskaschemme mit harten Spirituosen und Animierdamen. Wir schicken unsere Bands und Gäste nun gerade nicht in rauchige, schmierige Kaschemmen, sondern arbeiten mit der lokalen, hochwertigen Bestandsgastronomie. Im Vordergrund steht bei beidem natürlich die Livemusik. Das Trinken gerät da eher zur Nebensache, obwohl es für die Gastronomen ein umsatzstarker Tag ist. Das resultiert vor allem daraus, dass die Gästeschaft im Verlauf des Abends mehrmals wechselt. In den Spielpausen der Bands zieht oftmals über die Hälfte der Besucher in ein anderes Lokal, um dort die nächste Band zu erleben.
Weier: Wir haben in Würzburg mit 16 oder 17 Objekten angefangen, waren dann mal bei 35 und sind inzwischen mit 24 bei einer guten Zahl teilnehmender Lokale angekommen. Von den 35 Teilnehmern waren allerdings sieben Aftershow-Locations. Vor ein paar Jahren haben wir bewusst die Entscheidung getroffen, hier auszudünnen, um den Livemusik-Charakter unserer Veranstaltung wieder in den Vordergrund zu stellen. Aber natürlich spüren wir ebenfalls das Sterben traditioneller Kneipen. Alteingesessene Honky Tonk-Lokale wie das „Joe’s“ oder „Markt 7“ gibt es nicht mehr. Zugleich eröffnen vor allem im Bereich Café oder Restaurant immer wieder neue Locations in Würzburg. Sicherlich machen auch einige Speiselokale beim Honky Tonk mit, aber für ein traditionelles Speiselokal ist die Teilnahme häufig schwierig, da die Gäste in erster Linie in Ruhe essen wollen. Die alteingesessenen Kneipen, die wegsterben, sind oft unersetzlich.
Weier: Früher war ich der Meinung, wir veranstalten das Würzburger Festival nicht unter zwanzig Lokalen - das würde ich inzwischen relativieren, da es Städte gibt, in denen nur sechs oder sieben Lokale mitmachen. Allerdings dürfen es gerade in Würzburg auch nicht zu wenig Lokale werden, da es bei einer konstant hohen Besucherzahl sonst zu eng in den Kneipen wird. Bei 38000 Studenten in Würzburg glaube ich jedoch nicht, dass uns in Würzburg langfristig die Kneipen komplett aussterben.
Weier: Das ist schwierig, weil Tagescafés in der Regel kein eigenes Abendpublikum mitbringen. Wenn ein Café auf uns zukommt, wie in diesem Jahr etwa das Café am Dom, versuchen wir es jedoch in der Regel. Die Lokale zahlen einen einmaligen Teilnahmebeitrag im mittleren dreistelligen Bereich. Dafür übernehmen wir unter anderem die Bandgage, Gebühren für GEMA und Künstlersozialkasse, die Hotelübernachtungen der Bands von außerhalb, das Einlasspersonal und die komplette Werbung für das Festival.
Weier: Manchmal schreckt die Teilnahmegebühr ab. Manche scheuen den Aufwand, ihr Lokal für Band und Gäste freizuräumen. Bei manchen läuft die Kneipe auch so gut, dass sie die zusätzlichen Einnahmen nicht brauchen. Und wieder andere Wirte wollen etwa von ihren Gästen keinen Eintritt verlangen. Üblicherweise haben wir jedoch Lösungen für solche Wirte, etwa über Gästeliste, und auch für die sonstigen Bedenken finden wir fast immer eine Lösung.
Weier: Man kann ja niemanden zur Teilnahme zwingen. Allerdings laufen wir schon mit offenen Augen durch die Stadt und wenn wir auf ein neues interessantes Gastronomiekonzept aufmerksam werden und der Betreiber Lust hat, dann heißt es: Auf geht’s! Üblicherweise sind Gastronomen, die vom Honky Tonk-Virus infiziert wurden, dann auch längerfristig dabei.
Weier: Es kommt darauf an, wie sich die Gastronomieszene in Würzburg entwickelt. Damit verbunden auch die Frage: Wie entwickelt sich das Ausgehverhalten der Menschen? Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass Clubs und Diskotheken nicht mehr so angesagt sind. Auch die Jüngeren gehen Abendessen, vielleicht noch einen Cocktail trinken und dann ist der Abend beendet. Ich denke allerdings nicht, dass das negative Auswirkungen auf das Honky Tonk hat. Das Honky Tonk ist ein besonderer Abend und wird auch von Gästen besucht, die nicht mehr regelmäßig abends weggehen. Hat man eine Affinität zur Livemusik, wird der Honky Tonk-Abend immer etwas Besonderes sein.