"Wenn man am Kühbachgrund vorbei fährt, möchte man im Moment nur eines: Ganz schnell weg" - Architekt Bertram Wegner vom gleichnamigen Stadtplanungsbüro in Veitshöchheim machte keinen Hehl daraus, dass das Areal nicht gerade zu den Sahnestückchen von Höchberg gehört. Grund genug für die Gemeinde, dies zu ändern. Deshalb hatte sie den Stadtplaner damit beauftragt, ein Innenentwicklungskonzept zu erstellen. Dies stellte er dem Gemeinderat nun in der jüngsten Sitzung vor.
Das Areal liegt im nordöstlichen Bereich des Sanierungsgebietes zwischen der Bundesstraße 8/27 und dem Winterleitenweg. Es weist nicht nur funktionale und bauliche Defizite auf, sondern ist auch durch die vierspurige Bundesstraße einer hohen Verkehrs- und Lärmbelastung ausgesetzt. Und dennoch hat die Fläche eine hohe Lagegunst und großes Entwicklungspotenzial.
Viele bauliche Mängel und funktionale Einschränkungen
Derzeit wird das Gebiet von Gewerbe, Dienstleitung, Einzelhandel und Wohneigentümern genutzt, wobei Letztere ihre Gärten zum Kühbach hin haben. Der Kühbach selbst wurde 1989 verrohrt, über den sich mittlerweile eine kleine Wildnis gelegt hat. "Im Dunkeln mag man hier nicht mehr hergehen", meinte Wegner, der zumindest zu einer Entstrüppung riet. Auch topographisch liegt der Kühbach eher ungünstig: drei Meter tiefer unter dem Niveau des Winterleitenweges, weshalb der Zuweg von dort aus mittels Treppenanlagen überwunden werden muss. Eine Freilegung biete sich ebenfalls nicht an.
Neben vielen baulichen Mängeln verursacht die B 8 zusätzlich für funktionelle Einschränkungen für den Ortskern und den Hexenbruch, aber auch für das Kühbach-Areal selbst. Fußwegeführungen - insbesondere im Kreuzungsbereich Leistenstraße/Münchener Straße - sowie die Radwegverbindungen sind mehr als mangelhaft, ganz abgesehen vom fehlenden Lärmschutz und die Lage der Bushaltestellen, so Wegner in seiner Bestandsanalyse.
Schnelle und sichere Verbindungen für alle Verkehrsarten
Sein Fazit: Die Nutzungsmischung soll erhalten und gestärkt sowie die baulichen Mängel behoben werden. Auch der Grünzug soll erhalten und begehbar werden. Dies könne zum einen dadurch erreicht werden, dass man den Kühbachgrünzug als private Grünflächen den Baugrundstücken zuordnet (Variante 1). In diesem Fall müsse der Winterleitenweg so ausgebaut werden, dass dort ausreichend Platz für einen Radweg geschaffen wird. Oder aber man gestaltet den Grünzug wie eine Promenade, auf der Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen Raum haben (Variante 2), wofür sich der Gemeinderat aussprach.
Im Vordergrund aber stehen die verschiedenen Verkehrsansprüche im Kühbachgrund. Wegner misst dem Areal eine hohe Mobilitätsbedeutung zu. Notwendig sei eine Bündelung dieser Achsen, um attraktive, schnelle und sichere Verbindungen für alle Verkehrsarten zu erreichen. Dreh- und Angelpunkt dabei spielt der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Für eine zügige Entlastung der B 8 könnte ein Schnellbus - ähnlich wie in Hamburg - sorgen, so der Stadtplaner.
Des Weiteren müssten dringend Park-and-Ride-Parkplätze im westlichen Landkreis her, denn bis jetzt sammelt sich der komplette Pendlerverkehr auf der Talavera in Würzburg. Weitere P+R-Parkplätze könne er sich in Waldbüttelbrunn im Gewerbegebiet Kiesäcker als auch am Abzweig nach Eisingen vorstellen. Sogenannte Mobilitätszentralen, die sowohl vom privaten Verkehr als auch vom ÖPNV und von Radfahrern genutzt werden und Ladestationen haben, sollten dann an den genannten P+R-Plätzen sowie im Kühbachgrund und in der Wörthstraße errichtet werden. Endpunkt sei der Hauptbahnhof in der Würzburger Stadtmitte.
Im Gespräch mit den Nachbargemeinden
Ob denn überhaupt schon mit den Nachbargemeinden über diese Ideen gesprochen worden sei, wollte Susanne Cimander (Bündnis 90/Die Grünen) wissen, was Bürgermeister Alexander Knahn bestätigte und meinte, man sei da auf einem guten Weg. "Ohnehin muss die künftige Verkehrsplanung überörtlich betrachtet werden. Der westliche Landkreis hat diesbezüglich großen Nachholbedarf", so Knahn. Er wies darauf hin, dass die verkehrsplanerischen Aspekte - insbesondere der ÖPNV als auch die Radwegeverbindungen - in einem gesonderten Verkehrskonzept erarbeitet würden.
Vorrangig ginge es nun erst einmal darum zu sehen, was in diesem Areal geht und was nicht. Fakt sei, dass es sanierungsbedürftig ist und diese Maßnahme im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms IV - Aktive Zentren von der Regierung von Unterfranken gefördert werde, erklärte Knahn. Einig war sich der Gemeinderat jedenfalls über eine Neubebauung entlang der Bundesstraße für eine gemischte Nutzung. Zudem stimmten alle Fraktionen überein, dass es eine Querungshilfe an der Münchener Straße sowie überhaupt sichere Fuß- und Radwege sowohl an der Bundesstraße als auch im Winterleitenweg Richtung Würzburg geben muss. Ein Zeitplan für die Ausarbeitung des Bebauungsplanes "Kühbachgrund" steht noch nicht fest.