Es herrscht eine konzentrierte und leicht angespannte Atmosphäre am Donnerstag Nachmittag im Museum im Kulturspeicher. Dort wird ausnahmsweise mal keine neue Ausstellung aufgebaut, sondern Kunstwerke der Sammlung Konkreter Kunst werden abgebaut. Der Grund: Die Bilder, Wandobjekte und Skulpturen werden reisefertig gemacht für eine "Dienstreise" nach Karlsruhe. Dort findet vom 21. bis 24. Februar die renommierte Kunstmesse art Karlsruhe statt, bei der der Kulturspeicher mit einer Sonderpräsentation vertreten sein wird. 32 Werke aus der Sammlung "Konkrete Kunst in Europa nach 1945" verlassen dafür ihre Heimat am Main und werden ein viertägiges Gastspiel am Rhein geben.
Peter C. Ruppert wählte noch die Arbeiten aus
Ausgewählt hat die Arbeiten für die Sonderausstellung in Karlsruhe noch der Anfang dieser Woche verstorbene Sammler Peter C. Ruppert zusammen mit Museumsleiterin Marlene Lauter, sagte deren Stellvertreterin Henrike Holsing. Darunter sind Werke von bekannten Künstlern wie Victor Vasarely, Josef Albers, Max Bill, Antonio Calderara, Günter Fruhtrunk, Camille Graeser oder Richard Paul Lohse - also zentrale Werke der Dauerausstellung des Kulturspeichers.
Doch bis die Kunstwerke nach Karlsruhe kommen, gibt es viel zu tun. Im Ausstellungsraum sind zwei große Tische aufgebaut, am Fußboden stehen bunte Kisten mit Schrauben, flankiert von Rollen mit diversen Folien, an den Wänden lehnen zahlreiche Bilder, die auf ihren Abtransport warten. Seit früh um sieben Uhr arbeitet ein Team der auf Kunsttransporte spezialisierten Spedition Hasenkamp. Konzentriert und unaufgeregt und natürlich mit weichen Handschuhen ausgestattet wickeln die Spediteure die Bilder in Folien, ehe sie in Transportkisten gelagert werden. "Für jedes Bild gibt es eine eigens angefertigte Kiste", erklärt Kulturspeicher-Restauratorin Ines Franke.
Spezialkisten für die Kunstwerke
In einer Ecke stehen große weiße Kästen. "Das sind die Klimakisten", erklärt Franke. Sie dienen für den Transport von Bildern, die eine besonders sorgfältige Behandlung brauchen. Die Kisten stehen schon den ganzen Tag im Ausstellungssaal, denn sie müssen sich an das Raumklima anpassen, das die Bilder gewohnt sind, damit sie keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Deshalb werden sie erst am nächsten Tag bestückt.
Ines Franke beobachtet ganz genau und gibt gezielte Anweisungen. Der Zeitrahmen ist eng gesteckt. "Alles ist genau geplant", sagt die Restauratorin, die in detaillierter Arbeit ein exaktes Konzept erarbeitet hat. Bis Freitagmittag mussten alle Bilder eingepackt sein. Dann startete die Reise nach Karlsruhe.
Für jedes Kunstwerk ein Protokoll
Den vier Spediteuren ist bei ihrer Arbeit anzusehen, dass sie echte Profis sind. Vorsichtig nehmen sie ein großformatiges zwei mal zwei Meter großes Gemälde des Künstlers Bob Bonies von der Wand, bringen eine Transportsicherung an, und lassen es sanft in einen Karton gleiten. Routiniert und konzentriert werden Befestigungsschrauben angebracht. Zwei Mitarbeiter ziehen eine Plastikfolie über den Karton und straffen sie, während ein dritter die Folie mit Klebestreifen befestigt. Die Folien sind vom Fraunhofer-Institut geprüft, damit der Kunststoff keine negativen Auswirkungen auf das Kunstwerk hat. Parallel dazu schneidet ein Kollege feine Schaumstoffstreifen zur Polsterung der Transportkisten. Alles ist genau bemessen, denn die Kunstwerke dürfen auf gar keinen Fall an den harten Holzwänden anstoßen.
Sollten dennoch einmal Beschädigungen auftreten, lässt sich leicht feststellen, wo sie entstanden sind. Denn vor dem Einpacken wird jedes Kunstwerk genau untersucht und sein Zustand protokolliert. Das gleiche geschieht dann wieder am Zielort und dann noch einmal nach der Heimfahrt in Würzburg. Perfektionismus ist eben alles beim Kunsttransport. Das gilt auch für die LKW, die Spezialanfertigungen mit einer speziellen Luftfederung sind, damit die Bilder und Skulpturen unterwegs vor Erschütterungen geschützt sind.
Volunteers sind mit dabei
Rund 200 Quadratmeter stehen dem Kulturspeicher in Karlsruhe für die Sonderausstellung zur Verfügung. Dort werden die Volunteers des Museums die Besucher betreuen. Auch das will organisiert sein. "Das ist schon ein Riesenaufwand für so wenige Tage", sagt Henrike Holsing und fügt an: "Das ist fast schon wie eine zusätzliche Sonderausstellung", während gerade eine weitere Transportkiste zum Lkw vor dem Museum gerollt wird.