Bayerns Schulen gehen ab Montag komplett in den Distanzunterricht. Dies gilt für alle Schularten und alle Jahrgangsstufen. Das hat Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag bestätigt. Der Distanzunterricht ist zunächst bis zum 29. Januar geplant. Piazolo kündigte an, dass wegen erschwerter Lernbedingungen heuer die Zahl der Schulaufgaben in Realschulen und Gymnasien reduziert werde. In der vierten Klasse der Grundschule wird die Zahl der verpflichtenden Proben in diesem Jahr von ursprünglich 22 auf 14 gesenkt.
Für alle Schularten gilt: Die Faschingsferien, angesetzt für den 15. bis einschließlich 19. Februar, fallen aus. Der Zwischenzeugnis-Termin wird vom 12. Februar auf den 5. März verschoben. So könnten Lehrkräfte eventuell noch fehlende Leistungsmessungen nachholen, sagte Piazolo.
Er kündigte außerdem an, dass schulartübergreifend der Unterrichtsstoff und die Lehrpläne überarbeitet würden; insbesondere für die Abschlussklassen. "Die Schüler sollen sich darauf verlassen können, dass nicht-prüfungsrelevante Themen nicht drankommen", sagte er.
In allen Schularten werden Abschlussprüfungen verschoben
Piazolo zufolge werden auch in allen Schularten die Termine der Abschlussprüfungen verschoben. Die genauen Zeiten könnten derzeit nicht kommuniziert werden, sie würden "mit den Schulfamilien" abgesprochen.
Bezugnehmend auf mehrere Abstürze der Lernplattform mebis im ersten Corona-Jahr sagte Piazolo, dass mebis trotz verbesserter Speicherkapazitäten nicht unendlich belastbar sei. Um zu vermeiden, dass mebis bei gleichzeitigem Zugriff vieler Schüler wieder abstürzt, wird das Ministerium jetzt den Schulen "bestimmte Zeitslots" zuordnen, in denen sich die Schüler anmelden dürfen.
Er wisse sehr wohl, dass die Entscheidung, komplett in den Distanzunterricht zu gehen, massiv ins Unterrichtsgeschehen eingreife, sagte Piazolo. Gerade jüngere Kinder kämen im Distanzunterricht nicht ohne Unterstützung durch Erwachsene aus. "Uns ist wohl bewusst, welche Belastung das auslöst bei Lehrkräften und Eltern und Schülern."
Hoher organisatorischer Aufwand für Schulleiter
"Distanzunterricht bedeutet einen hohen organisatorischen Aufwand", sagt etwa Kerstin Geus, Leiterin der Schiller-Grundschule in Schweinfurt. So müsse sie die Notbetreuung organisieren für alle Kinder, deren Eltern diese brauchen. Notbetreuung ist garantiert für alle Kinder bis zur 6. Jahrgangsstufe, außerdem für Förderkinder und Kinder mit Behinderung. Geus zufolge kann es sein, dass die Notbetreuung diesmal viel Personal bindet, sofern auch weiterhin nicht klassenübergreifend betreut werden darf. "Im Extremfall brauche ich für vier Kinder aus vier verschiedenen Klassen dann vier Betreuungskräfte", so Geus.
Sie arbeitet aktuell daran, ihre Lehrkräfte einzuteilen in jene, die Fach-Unterricht halten und jene, die den Kontakt mit den Kindern und ihren Familien aufrecht halten sollen. "Wir haben hier sehr viele ausländische Familien und entsprechend Sprachbarrieren." Die Rektorin der Schiller-Schule kann auf eine Arabisch-Dolmetscherin und eine Sozialarbeiterin mit Russisch-Kenntnissen zurückgreifen; dennoch bedeutet es für sie und ihr Mitarbeiterteam einen hohen Aufwand, alle Schülerfamilien auf Distanzunterricht einzustimmen und entsprechend auszurüsten.
"Es hat Monate gedauert, bis alle Eltern einen Zugang zum Lerntool Schulcloud hatten", sagt Geus. Manche Familien habe man im Herbst in die Schule geholt, um mit ihnen zu erarbeiten, wie die Anmeldung für das Tool gehe.
Problem: Motivation der Schüler im Distanzunterricht
"Für uns sind weder die Lernplattformen, noch die Endgeräte das Problem", berichtet Bernd Lussert, Rektor der Mittelschule Kitzingen-Siedlung. Schüler-Computer für den Distanzunterricht habe man. Auch mebis-Ausfälle seien kompensierbar, so Lussert. "Was mir mit Blick auf den Distanzunterricht Sorgen macht, das ist die Motivation der Kinder." Manchen der Schüler müsse man auch im Normalbetrieb "hinterher rennen", sagt Lussert, von allein lernten nicht alle. Distanzunterricht verschärfe das Problem.
Schon während des ersten Lockdowns habe es einige Kinder gegeben, die am Online-Unterricht nicht teilgenommen hätten, die komplett in der Versenkung verschwunden seien und entsprechend wenig gelernt hätten.
Das gleiche Problem spricht auch Matthias Schranner, Leiter der Gustav-Walle-Mittelschule in Würzburg, an. "Unsere Schüler brauchen eigentlich die Schule, die Gemeinschaft, den strukturierten Tagesablauf", so Schranner. Vielen falle es allein schwer, sich zum Lernen aufzuraffen. Mit Sozialarbeitern vor Ort und mit intensiven Lehrer-Schüler-Kontakten wollen die beiden Rektoren gegenhalten.
"Regelmäßigen Kontakt zu halten, ist das allerwichtigste in der Lockdown-Zeit", bekräftigt Verena Delle Donne, Leiterin des Psychotherapeutischen Beratungsdienstes des Sozialdienstes Katholischer Frauen in Würzburg. Denn die meisten Kinder lernten nicht der Inhalte wegen, sondern "der Lehrer wegen". "Die Kinder brauchen die Wertschätzung, die Wahrnehmung der Lehrer und die Verbundenheit mit ihnen."
GEW, Philologen und Landesschülerrat kritisieren Streichung der Faschingsferien
Die Lehrergewerkschaft GEW begrüßt mit Blick auf den Gesundheitsschutz von Lehrern und Schülern im Prinzip den Distanzunterricht. Gleichzeitig kritisiert die GEW die Streichung der Faschingsferien scharf. "Seit fast einem Jahr arbeiten die bayerischen Lehrkräfte deutlich mehr als vor der Krise. Sie haben sich sowohl didaktisch als auch pädagogisch auf den Distanzunterricht vorbereitet und viele von ihnen haben auch keine privaten Ausgaben gescheut, um sich selbst technisch gut auszustatten, weil die angekündigten Dienstgeräte immer noch fehlen", hieß es. Durch die Streichung der Ferien werde jetzt aber suggeriert, Distanzunterricht sei minderwertig und würde so schlecht funktionieren, dass man die fehlende Präsenzunterrichtszeit wieder reinholen müsse, so die GEW.
Die Streichung der Faschingsferien empfinden auch der Bayerische Philologenverband und der Landesschülerrat als "kontraproduktiv".
Hier werden berufliche und soziale Existenzen auf Jahrzehnte hinaus zerstört! Es wird niemand in der Arbeitswelt auf diejenigen Rücksicht nehmen die wegen Corona schulisch alleingelassen wurden.
Es ist sowieso schon schwer sich um benachteiligte Schüler zu kümmern und das Niveau innerhalb einer Klasse ähnlich zu halten und möglichst jedem Schüler gerecht zu werden!
Weiterhin wird das Bildungsniveau allgemein absinken! Selbst mittelprächtig erfolgreiche Schüler werden sich schwertun den fehlenden Stoff in den nä. Jahren aufzuholen wenn an den bestehenden Lehrplänen festgehalten wird! Ändert man sie sinkt das Niveau noch mehr.
Dann ist das ein so dickes Kantholz bei dem jeder Bohrer abbrach und der Beamte gut ein halbes Jahr brauch, einen vermeintlich besseren Bohrer zu suchen und das für einen neuen Ansatz!? - Um das mal in Ihren Metaphern zu beschreiben.
Um das Fiasko mal diplomatisch auszudrücken... In der freien Wirtschaft hätte sich das Ihr Chef lang nicht so geduldig angeschaut, so die Erfahrungen.
Setzt man(n) auf ein einheitliches Tool, dann muss es erprobt u. ausgereift sein - das ist Mebis lang nicht.
Zudem besteht das bekannte IT-Verständnis-Problem unter vielen Lehrern sowie auch Schülern, wobei man nicht einmal einen Vorwurf machen kann. Denn was will man auch erwarten, wenn in der Schule mehr Wert auf 3Wochen-h Religion & Ethik gelegt wird als auf MINT-Fächer, wobei PC-Kunde, IT u. Programmierung völlig unter den Tisch fallen! Lehrer & Schüler könnten viel weiter sein im IT-Verständnis!
Als Beamte sind sie ihrem Dienstherrn gegenüber verpflichtet und werden sich mit Kritik zurückhalten wenn sie sich nicht noch mehr Streß aufhalsen wollen.
"Bangemann, Haussmann, Möllemann - wann endlich bekommen wir mal einen FACHMANN?!?"
Gilt bis heute...
Zur Aussage zum Kultusminister kann ich "aufgemerkt" nur zustimmen und hoffe das andere Bundesländer besser bedient sind!
Selbst habe ich zwei Kinder an zwei unterschiedlichen, großen, Würzburger Gymnasien. Von daher ein kleiner Erlebnisbericht.
In beiden Lockdowns bzw. Schulschließungen wurde bei beiden Kindern zusammen genau ein einziges Teams Meeting duchgeführt. Dies in der Woche vor Weihnachten.
Alle Lernaufträge werden über Mebis kommuniziert, wobei immer wieder betont wird das dies die Vorgabe des Kultusministeriums ist.
Es nun genau umgekehrt zu behaupten halte ich schlichtweg für eine Frechheit !!!
Es braucht keine jahrelangen Vorarbeiten und Unsummen um Serverkapazitäten und Speicherplatz zu erhöhen - wenn sogar das unzureichend geschehen ist, kann man sich ausrechnen was noch alles verpennt oder gar nicht angegangen wurde!
Dazu gehört auch Lehrer zu schulen! Es gibt immer noch genügend ältere aber auch junge Lehrer die vielleicht wissen wie man ein Handy bedient oder Word nutzt aber das war es auch schon (geschweigedenn von den Schülern).
Durch ein Sammelsurium unterschiedlicher Möglichkeiten und Lösungen macht es sich die Regierung auch nicht leichter.
Schaut man hinter die "Corona-Kulissen" verblasst so einiges was angeblich gut läuft!
1. Distanz bis 29. Januar - das Wort "Unterricht" spart man in diesem Zusammenhang besser.
2. Keine Faschingsferien
3. Termin für Zwischenzeugnis erst am 5. März
... ansonsten weiß man (wie auch Herr Piazolo), dass man NIX weiß!
Absichtserklärungen wie: Termine für Abschlussprüfungen verschoben - Keine Nicht- prüfungsrelevanten Themen - "Zeitslots" nach Anmeldung für Mebis...
UNGLAUBLICH!
Nicht alle Lehrer sind im Stande Fernunterricht qualitativ gut umzusetzen. Die Gründe sind verschieden und in den wenigsten Fällen wird man den Lehrkräften einen Vorwurf machen können. Die werden selbst oft im Regen stehengelassen und wissen nicht was morgen ist bwz. müssen schauen wie sie sich neu organisieren und ihren Aufgaben gerecht werden.
Vor allem die Kinder bei denen sich Eltern nicht kümmern oder kümmern können, Jugendliche in der Pubertät denen die Schule momentan am A... vorbeigeht und Schüler die besondere Hilfen bedürfen fallen beim Fernunterricht teils vollkommen durchs Raster.
Ausbaden müssen es die Schwächsten der Gesellschaft; die Kinder aus gebildeten Schichten fallen eher nicht darunter!
Das Niveau sinkt unweigerlich, die Früchte werden in den nächsten Jahren geerntet. Sicher gibt es Schüler die ihr Leben lang wegen dieses einen verlorenen Jahres benachteiligt sind!
Nix funktioniert!