Eine Woche lang war eine Delegation aus dem israelischen Partnerlandkreis Mateh Yehuda im Landkreis Würzburg zu Gast. Der Wein war ein Schwerpunktthema des Besuchs. Israelische Winzer wollen von ihren fränkischen Kollegen lernen - und umgekehrt.
Rund 6000 Hektar Wein werden in Israel angebaut, etwa so viel wie in Franken. Mit 1500 Hektar Weinbergen zählt der Landkreis Mateh Yehuda westlich von Jerusalem zu den größten, sicher ist es die renommierteste Weingegend. Doch es sind überwiegend schwere, alkoholreiche Rotweine, die auf den sonnigen judäischen Hügeln gedeihen, sagt Winzer Nir Shaham.
Zahlreiche Mosaiken belegen, dass im heutigen Israel bereits in der Antike Wein angebaut wurde. Die Eroberung durch die Muslime im Mittelalter brachte den Weinbau aber völlig zum Erliegen. Erst jüdische Einwanderer aus Frankreich brachten gegen Ende des 19. Jahrhunderts wieder die ersten Reben mit nach Palästina, das damals Teil des Osmanischen Reichs war.
Richtig in Gang sei der Weinbau im Landkreis Mateh Yehuda aber erst zu Beginn der 1990er Jahre gekommen, berichtet Shaham. Aus 14 Weingütern im Jahr 1994 seien inzwischen rund 300 geworden. Und auch an Renommee fehlt es den judäischen Winzern nicht. Viele von ihnen hätten auf internationalen Weinmessen bereits Spitzenplätze errungen.
Doch die Bedingungen, unter denen in Israel und in Franken Wein erzeugt wird, könnten gegensätzlicher nicht sein. "Wir sind genau das Gegenteil von euch", sagt Nir Shaham, "bei euch ist es kühl, bei uns ist es heiß; ihr seid gut organisiert, wir sind es nicht." Während in Franken der Wein an den sonnigsten Hängen gedeiht, liegen die besten israelischen Weinberge im Schatten der Hügel, um durch nächtliche Fallwinde Abkühlung zu erfahren.
Vor allem waren die israelischen Besucher am deutschen Ausbildungssystem interessiert. In seiner Heimat gebe es zwar privat finanzierte Schulen, die mit wenig Praxisbezug den Weinbau lehren, so Shaham. Eine duale Berufsausbildung, etwa zur Winzerin oder zum Weintechnologen, sei den Israelis aber fremd. Im Landkreis Mateh Yehuda soll deshalb in den kommenden Jahren ein Ausbildungszentrum für den Weinbau entstehen, sagt Landrat Niv Viezel.
Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim und die Berufschule in Ochsenfurt, in der der Winzernachwuchs für ganz Bayern geschult wird, standen deshalb ganz oben auf dem Besuchsprogramm. In der Berufsschule Ochsenfurt stellte die stellvertretende Schulleiterin Margit Stühler die Schule und das hiesige Ausbildungssystem in Gänze vor, während sich die Berufsschullehrer Marlene Nolte und Johannes Arnold der weinbaulichen Aspekte annahmen. Dabei hatten auch die fränkischen Berufsschüler die Gelegenheit, mehr über den Weinbau in Israel zu erfahren.
Besonders interessiert sei man in Mateh Yehuda an der Herstellung schlanker Weißweine, die in jüngster Zeit auch in Israel einen Trend erleben, sagt Winzer Nir Shaham, "es ist schwierig, weißen Wein zu machen, wenn es so heiß ist." Weitere Stationen des Besuchs waren deshalb das Weingut Meintzinger in Frickenhausen und der Winzerhof des fränkischen Weinbaupräsidenten Artur Steinmann in Sommerhausen, um dort typische weiße Vertreter des Frankenweins kennenzulernen.
Dort kamen auch jene Bereiche zur Sprache, in denen Franken von den israelischen Winzern lernen können. Wegen seiner Wasserknappheit gilt das Land führend in der Bewässerungstechnik. Weil die künstliche Bewässerung von Weinbergen auch in Franken zunehmend zum Thema wird und die israelischen Winzer dafür über die fortschrittlichste und sparsamste Technologie verfügen, sei der Austausch zwischen Franken und Mateh Yehuda für beide Seiten ein Gewinn, meinte Weinbaupräsident Steinmann während des Besuchs, der auch in Mathe Yehuda bereits mehrfach zu Gast war. Im Gegenzug könne Deutschland mit sehr viel Know-How in der Umwelttechnologie aufwarten, so Nir Shaham.
Natürlich stünden bei der Partnerschaft mit Mateh Yehuda die Beziehungen zwischen den Menschen im Vordergrund, sagt Landrat Thomas Eberth. "Aber durch den Austausch unter den Winzern wird daraus eine echte Win-Win-Situation."