Am Beginn einer Firmengründung steht die Idee, das ist bei Start-up-Firmen nicht anders. Doch reicht das schon für eine Unternehmensgründung? Mitnichten. Stefan Farnschläder hat bereits 2009 eine Idee gehabt, die er nun, zehn Jahre später, als Gründer umsetzt. Er ist Entwickler einer App, mit der man unter anderem Events in Kinos organisieren oder daran teilnehmen kann.
Neben der nötigen Hartnäckigkeit, trotz massiver Hindernisse weiter an die eigene Idee zu glauben, sollte man als Gründer andere Menschen mit ins Boot holen, so seine Erfahrung. "Alleine geht nichts. Das Team ist am Ende wichtiger als die Idee", sagt Farnschläder.
Start-up Club als Ort für Ideenaustausch
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Start-up Club an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, der im Rahmen der Würzburger Web Week eröffnet wird. Nicht allein, sondern gemeinsam soll über neue Ideen debattiert werden. Von Studenten mit dem Ziel gegründet, einen regelmäßigen Austausch untereinander zu entwickeln, sollen hier innovative Ideen entstehen, die weiterentwickelt werden und gegebenenfalls in eine Unternehmensgründung münden.
Mit der Einbindung von Dozenten und Unternehmern und der Kooperation mit regionalen Gründungszentren biete die Hochschule einen geschützten Rahmen für junge Gründer, so Volker Bräutigam, Professor für Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule und Mitgründer des Start-up Clubs: "In den Köpfen der jungen Leute stecken so viele geniale Ideen." Man wolle eine Art Steigbügelhalter sein, um jungen Talenten bei Ihrem Aufstieg zu helfen. Dafür biete die Community des Start-up Clubs eine ideale Umgebung.
Schwierigkeiten bei der Gründung ergeben sich laut Bräutigam vor allem, wenn es um die Finanzierung geht: "Geldgeber müssen für Investitionen überzeugt werden. Das ist in der Region nicht so einfach." Häufig stehe ein gesellschaftlicher Ansatz hinter einer Gründung, meint Bräutigam: "Aus vielen Gründungen entwickeln sich später kleine oder mittlere Unternehmen, die wichtig für die Region sind." Letztlich gehe es aber bei der Unternehmensgründung auch darum, eigene Träume zu verwirklichen, so Bräutigam. Und falls eine Gründung scheitern sollte, habe man immer noch die Möglichkeit, in der Industrie zu arbeiten.
Würzburger Gründer arbeiten eng zusammen
Würzburg und Mainfranken haben sich mittlerweile als Start-up-Standort etabliert. Christian Andersen, Netzwerkmanager beim Zentrum für digitale Innovationen Mainfranken (ZDI) hält die Größe und Umgebung Würzburgs für einen Vorteil für junge Gründer: "In Berlin ist das sehr unübersichtlich. In Würzburg klappt die Zusammenarbeit von Gründern und Unterstützern sehr gut." Auch die verschiedenen Gründerzentren arbeiten eng zusammen.
Das ZDI organisiert als Knotenpunkt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in erster Linie Workshops und weitere Treffen und Beratungsveranstaltungen, mit denen junge Menschen mit innovativen Ideen zu einer Start-up-Gründung ermutigt werden sollen. Auch auf der Web Week ist das ZDI mit einigen Workshops und Vorträgen vertreten. Durch die enge Zusammenarbeit mit den hiesigen Hochschulen ist man in Würzburg und Umgebung ohnehin gut vernetzt. "Immer mehr Gründungen entstehen aus der Hochschule heraus", so Andersen. Auch deswegen habe sich in den vergangenen Jahren "ein breiteres Bewusstsein für Würzburg als IT-Standort" entwickelt. Die Basis dafür wurde aber auch durch die Politik gelegt, beispielsweise durch staatlich geförderte Gründerinitiativen wie EXIST, die vom Bundeswirtschaftsministerium ausgeht.
Wachsende Infrastruktur für Start-ups
Doch auch die Gründerzentren haben einen großen Anteil daran. Gründerberatung an der Uni, Vermittlung und Unterstützung auch noch Jahre nach der Gründung eines Start-ups: Das ZDI ist, wie andere Zentren auch, umtriebig in der Würzburger Gründerszene. Das beweist auch die wachsende Infrastruktur. Neben dem "Tower" mitsamt Ideenlabor wurde im vergangenen Jahr der "Cube", das Gründerlabor am Hublandplatz, eröffnet. Im Herbst dieses Jahres soll der "Inkubator" folgen, in dem Start-up-Unternehmer bei den ersten betrieblichen Schritten unterstützt werden.
"Demokratisierung des Kinos" durch cineamo
Stefan Farnschläder ist den Weg der Unternehmensgründung gegangen. Der 52-Jährige Coach für interne Unternehmenskommunikation hat gemeinsam mit den IT-Spezialisten Christoph Käfer und Dominic Warok die App "cineamo" gegründet. Die Idee: Wenn man einen Film im Kino verpasst hat, nutzt man die App, schickt eine Anfrage an ein Kino und organisiert so eine erneute Vorführung. Somit soll eine Community entstehen, die über cineamo in Verbindung steht.
Aber nicht nur Filme, sondern auch Diashows im Bekanntenkreis, Gaming-Abende mit Freunden sowie Bühnenprogramme können durch cineamo in den Kinosaal verlegt werden. "Cineamo ist eine Kombination aus Kino und Social Media, eine Art Fahrgemeinschaft für Kinobesucher", so Farnschläder. Der Würzburger ist überzeugt, dass das Kino im Gegensatz zu anderen Medien den Schritt auf das Publikum zu noch nicht vollzogen hat. Im Kino sieht er noch viele Innovationsmöglichkeiten und Wachstumspotenzial. Und dieses Potenzial möchte Farnschläder mit seiner App nun ausschöpfen. Er nennt das "die Demokratisierung des Kinos". Ob's funktioniert, wird sich zeigen: am Freitag, 29. März, im Cineworld-Kino im Mainfrankenpark Dettelbach. Dort läuft dann mit "A Star is born" das erste Cineamo-Kino-Event.