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Würzburg
Wassermassen in Reichenberg: So haben Anwohner die Sturzflut erlebt
Erneut haben massive Wassermassen die Gemeinde Reichenberg heimgesucht: Eine Sturzflut hatte die Bahnhofstraße in einen reißenden Fluss verwandelt und viele Schäden verursacht.
Anwohnerinnen und Anwohner in Reichenberg wurden schwer von der Sturzflut am Donnerstag getroffen. Anette Oehler bringt eimerweise schlammiges Schmutzwasser aus ihren Keller.
Foto: Fabian Gebert | Anwohnerinnen und Anwohner in Reichenberg wurden schwer von der Sturzflut am Donnerstag getroffen. Anette Oehler bringt eimerweise schlammiges Schmutzwasser aus ihren Keller.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:29 Uhr

Norbert Dürr kniet mit Gummistiefeln und verdreckter Hose vor einem Kellerfenster in Reichenberg und versucht durch einen Schlauch den vollgelaufenen Keller abzupumpen. "Läuft das Wasser?", ruft eine Stimme aus dem Keller. Das Wasser läuft nicht. Dürr muss sich etwas anderes überlegen, um die Verwüstung im Keller wieder zu beseitigen.

Kein ungewöhnliches Bild in diesen Tagen. Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wurde Reichenberg Opfer massiven Hochwassers. Eine Sturzflut hatte am Donnerstag aus Richtung Uengershausen kommend die Bahnhofstraße binnen kürzester Zeit in einen reißenden Fluss verwandelt und Verwüstung in Reichenberg hinterlassen.

Norbert Dürr versucht das Wasser aus dem Keller eines Verwandten zu pumpen.
Foto: Fabian Gebert | Norbert Dürr versucht das Wasser aus dem Keller eines Verwandten zu pumpen.

Reichenberger Restaurant "Zum Brunnenbäck" schwer von Sturzflut getroffen

Alexander Fuchsbauer ist Inhaber des Gasthauses "Zum Brunnenbäck", das vom Hochwasser schwer getroffen wurde. "Wir haben sowieso ein total schweres Jahr hinter uns wegen der Pandemie", sagt Fuchsbauer. Und nun müsse er zum zweiten Mal innerhalb einer Woche das Wasser aus seinem Keller pumpen. "Das war letzte Woche schon ein Jahrhunderthochwasser und das hat es diese Woche noch einmal getoppt", klagt er sein Leid. "Wir haben versucht, noch Ware aus dem Keller zu retten, aber wir wurden einfach überrollt." Er hoffe, dass er wenigstens über das Wochenende wieder öffnen kann. 

Alexander Fuchsbauer steht fassungslos im Keller seines Restaurants 'Zum Brunnenbäck'.
Foto: Fabian Gebert | Alexander Fuchsbauer steht fassungslos im Keller seines Restaurants "Zum Brunnenbäck".

Kundinnen und Kunden haben versucht Lebensmittelladen abzudichten

Viele Anwohner waren noch am Freitagmittag damit beschäftigt, ihre Keller auszupumpen und ihre Einfahrten zu säubern. So auch Thomas und Christopher Spiegel, die vor ihrem Lebensmittelladen in der Bahnhofstraße stehen und versuchen, das Chaos zu beseitigen. Zwar hätten sie den Laden säckeweise mit Blumenerde, Streusalz und Sand abgedichtet, aber auch das habe nicht viel geholfen, sagt Thomas Spiegel.

"Wie ein reißender Bach kam das Wasser die Straße runter", erinnert sich sein Schwiegersohn Christopher. Er ist dankbar für die Hilfe der Kundinnen und Kunden im Laden, durch die noch Schlimmeres verhindert wurde: "Das Wasser ist in den Laden eingedrungen und die Kunden haben mit angepackt und geholfen, das Wasser aufzuwischen."

Christopher Spiegel reinigt die Sandsäcke, die in der vergangenen Nacht zum Einsatz kamen.
Foto: Fabian Gebert | Christopher Spiegel reinigt die Sandsäcke, die in der vergangenen Nacht zum Einsatz kamen.

Glück im Unglück: Anette Oehler hat Bekanntschaften geschlossen

Auch Anette Oehler schöpft mit einem Eimer Dreck und Wasser aus ihrem Keller. Mit einem Besen habe sie versucht, das Wasser am Eindringen durch das Kellerfenster zu hindern: "Keine Chance." Dennoch: "Das Dorf hat wahnsinnig zusammengehalten", lobt Oehler die Solidarität der Menschen während des Hochwassers. Sie selbst habe eine Frau den Abend über bei sich aufgenommen, die von der Flut überrascht wurde. Im Gegenzug habe diese ihr bei den Aufräumarbeiten geholfen. "Jetzt haben wir auch mal Handynummern mit ein paar Kirchheimern ausgetauscht", grinst Oehler.

"Derartige Mengen habe ich in Reichenberg noch nicht gesehen", sagt Bürgermeister Stefan Hemmerich.  Um 16.30 Uhr habe es stark geregnet. Bereits 15 Minuten später sei die Kanalisation übergelaufen, weshalb das Wasser in die tiefgelegene Ortsmitte geflossen sei. Die Flutwelle sei dann vom Sichelsgrund, einem großen landwirtschaftlichen Gebiet, in die Gemeinde hereingebrochen.

Bürgermeister Hemmerich: "Ich bin froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist."

"Dieses Mal mit voller Wucht", so Hemmerich. Schlamm, Asphalt und sogar Baumstämme habe die Welle mit sich gerissen. Dadurch waren sogar die Einsatzkräfte zwischenzeitlich von der Ortsmitte abgeschnitten. Die Feuerwehr musste über Wirtschaftswege ausweichen, um zum Einsatzort zu gelangen. "Bei dieser Menge helfen keine technischen Maßnahmen mehr", bilanziert Hemmerich. Man werde nun ausarbeiten, wie solche Wassermassen in Zukunft besser abgeführt werden könnten.

Mehr als 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr befanden sich bis in die frühen Morgenstunden in Reichenberg im Einsatz  und pumpten die Keller aus – mehr als 30 Einsatzorte gab es. Dazu musste die Straße von einer dicken Schlammschicht befreit werden. Landrat Thomas Eberth und Kreisbrandrat Michael Reitzenstein machten sich noch am Donnerstagabend ein Bild von den Hochwasserschäden und dankten den Rettungskräften für ihren Einsatz.

Trotz aller Verwüstung sei Reichenberg verhältnismäßig glimpflich davongekommen, bilanziert Bürgermeister Hemmerich. "Ich bin froh, dass niemand gesundheitlich zu Schaden gekommen ist."

 
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  • sauer.paul.nordheim.de@web.de
    Versiegelt nur weiter täglich viele Flächen, dann bekommen Reichenberg und viele andere Orte noch mehr und noch öfters Hochwasser.

    Auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz ist u.a. folgende Aussage zu lesen:
    "Der aktuelle Flächenverbrauch in Bayern beträgt 10,8 Hektar (ha) pro Tag (Stand 2019). Das entspricht in etwa 15 Fußballfeldern (70 Meter (m) x 100 m).
    Pro Jahr werden rund 39 Quadratkilometer (km2) Freifläche in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt."
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  • Walger14591609
    Flächenversiegelung im Verein mit fehlenden Auffangeinrichtungen für Hochwasser (Flussauen, Polder, Rückhaltebecken etc.) und vielerorts Ausweisung von Bauland in flutgefährdeten gewässernahen Bereichen sind in der Tat maßgeblich verantwortlich für diese Katastrophe(n). Es wird nicht die letzte gewesen sein. So wie Corona nicht die letzte Pandemie gewesen sein wird.
    Fehler machen ist nicht schön, aber bis zu einem gewissen Grad wohl unvermeidlich. Aus Fehlern nicht zu lernen, wäre und ist hingegen unverzeihlich.
    Mit Armin (F)Lasche(t) sehe ich da allerdings dunkelschwarz. Wir werden alle die Konsequenzen zu tragen haben. Meine Vorfreude hält sich in Grenzen.
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