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Würzburg
Warum Würzburger Studenten einen Ahornsamen ins All schicken
Studenten der Uni Würzburg haben ihr Projekt mit dem Namen Daedalus erfolgreich beendet. Jetzt haben sie den Verein WüSpace gegründet. Sie wollen das Fliegen neu erfinden.
Clemens Riegler und Tim Appelt (vorne von links) präsentieren Daedalus. Im Hintergrund von links: Pressesprecherin Ulla Wagner mit Philip Baumann, Maximilian Reigl und Frederik Dunschen, die an Daedalus 2 arbeiten.
Foto: Thomas Obermeier | Clemens Riegler und Tim Appelt (vorne von links) präsentieren Daedalus. Im Hintergrund von links: Pressesprecherin Ulla Wagner mit Philip Baumann, Maximilian Reigl und Frederik Dunschen, die an Daedalus 2 arbeiten.
Nathalie Metzel
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:02 Uhr

Professor Hakan Kayal ist stolz, wenn er über die Studenten an seinem Lehrstuhl spricht. "Das, was die Studenten hier auf die Beine stellen, zieht die Leute an die Uni", sagt der Professor für Raumfahrttechnik. Seit einigen Jahren betreut er Forschergruppen, die sich außerhalb ihres Studiums für die Raumfahrt interessieren. In Projekten können sie ihren Ideen Raum geben und dafür eine Förderung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des schwedischen Raumfahrtinstiuts SNSA erhalten.

"Das, was die Studenten hier auf die Beine stellen, zieht die Leute an die Uni."
Raumfahrttechnik-Professor Hakan Kayal

REXUS/BEXUS nennt sich diese Förderung und steht für 'Raketen- und Ballonexperimente für Universitäts-Studenten'. Auch die Europäische Weltraumorganisation ESA ist beteiligt. "Inzwischen wurden am Lehrstuhl einige erfolgreiche Projekte entwickelt, die von der Uni Würzburg gerne unterstützt werden", so Kayal.

Eines dieser Projekte stammt von einer Studentengruppe um Clemens Riegler. Vor etwa drei Jahren kam die Gruppe auf die Idee, einen Flugkörper zu bauen, der Proben aus dem All sicher auf die Erde transportieren kann. Das SpaceSeed, zu deutsch Weltraumsamen, heißt Daedalus. Namensgeber ist die Figur Daedalus aus der griechischen Mythologie: Er soll das Fliegen erfunden haben.

Durch den Ahornsamen das Fliegen neu erfinden

Das Fliegen neu erfinden, das ist das Ziel der Studenten: Normalerweise werden in der Internationalen Raumstation (ISS) Flugkörper mit Fallschirmen eingesetzt, um Proben auf die Erde zu bringen. "Das ist aber sehr aufwendig. Für die Forscher auf der ISS wäre es hilfreich, wenn sie irgendwann einige unserer Flugkörper an Bord hätten", so Riegler, der inzwischen Satellite Technology im Master an der Uni Würzburg studiert.

Daedalus ähnelt einem Ahornsamen, er besteht aus einem Zylinder mit vier Flügeln. Und wie ein Ahornsamen soll der Flugkörper auch zur Erde fliegen: Er dreht sich um die eigene Achse und wird durch die Flügel abgebremst. So erreichen die Proben aus dem All unbeschädigt ihr Ziel.

Reuelos länger studieren

Mit dieser Idee wurden die Studenten erfolgreich in die REXUS-Förderung aufgenommen. Im März 2019 startete im schwedischen Esrange eine REXUS-Rakete mit dem Würzburger Daedalus an Bord. "Als der Countdown für die Rakete startete, wusste ich: Gleich werden wir für die jahrelange Arbeit belohnt", erzählt Riegler, der mit einigen Kommilitonen die Studentengruppe in Schweden vertrat.

Riegler findet aber: "Der Weg ist das Ziel." Auch, wenn es in den letzten Jahren anstrengend war, wie Teamkollege Tim Appelt erzählt: "Es geht viel Zeit neben dem Studium drauf. Einige von uns haben aufgrund des Projekts ein Semester länger studiert. Aber keiner bereut es."

Daedalus 2 ist schon in Arbeit

Das Projekt Daedalus ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Doch die Studenten möchten weitermachen – daher haben sie im Juni 2019 den Verein WüSpace gegründet. "Mit dem Verein wollen wir für weitere studentische Raumfahrtprojekte einen Rahmen schaffen", erklärt Pressesprecherin Ulla Wagner, Studentin der Luft- und Raumfahrtinformatik an der Uni Würzburg. Durch den Verein sei es einfacher, Sponsoren an Bord zu holen. Zudem sollen jüngere Studenten von der Erfahrung der älteren profitieren.

Und die Nachfolgegeneration ist bereits entstanden: Um Frederik Dunschen, ebenfalls Student der Uni Würzburg, hat sich eine weitere Gruppe gebildet. Sie arbeitet bereits intensiv an Daedalus 2. "Wir wollen einen zweiten Prototyp bauen, der besser abbremsen kann und somit langsamer landet", erklärt Dunschen. Im November wird die Gruppe erfahren, ob das neue Projekt ebenfalls eine REXUS-Förderung erhält. "Es ist realistisch, dass ein Flugkörper der vierten oder fünften Generation in der Praxis zum Einsatz kommt", so Clemens Riegler, Vorsitzender von WüSpace.

T-Rex trägt zur Fehleranalyse bei Fehlstarts bei

Tobias Herbst und Marvin Baral sind mit ihrem Projekt T-Rex ebenfalls Teil des Vereins. T-Rex steht für "Tracking Rocket Experiments". Ziel von T-Rex ist es, ein autonom arbeitendes Gerät zu entwickeln, das Raketen beim Start mit der Kamera verfolgt. Damit ist eine Fehleranalyse bei Fehlstarts möglich. "Auf die Idee kamen wir, als vor einem Jahr vom Fehlstart einer REXUS-Rakete keine Videos vorhanden waren", erzählt Baral. Durch den Verein ist die Finanzierung von T-Rex möglich, zudem helfen sich die Studenten auch gegenseitig bei ihren Projekten.

Von links: Marvin Baral und Tobias Herbst mit ihrem Projekt 'T-Rex'. Die Kamera (Bildmitte) folgt der Rakete beim Start.
Foto: Thomas Obermeier | Von links: Marvin Baral und Tobias Herbst mit ihrem Projekt 'T-Rex'. Die Kamera (Bildmitte) folgt der Rakete beim Start.

Professor Kayal freut sich vor allem über den regen Austausch zwischen der Uni und der Forschergruppe: "Es ist ein Verbund aus Lehre und Forschung. Wir geben als Professoren Ideen in die Gruppe und umgekehrt werden wir von Ideen der Studenten zu Forschungsaktivitäten angeregt." Um die Studenten für ihre Arbeit zu belohnen, hat Kayal nun ein Modul im Studiengang geschaffen: Studierende können durch die Beteiligung an REXUS/BEXUS-Projekten Leistungspunkte für ihr Studium sammeln. 

 
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