Es ist nicht lange her, da galten Kreisverkehre staatlich-bayerischen Verkehrsplanern noch als Teufelszeug und taugten bestenfalls als Erinnerung an den letzten Frankreichurlaub. Diese Einstellung hat sich in den vergangenen Jahren auffallend geändert. Plötzlich sollen Verkehrskreisel sogar an Stellen entstehen, an denen man sie früher für gänzlich unmöglich gehalten hat – etwa an der Auffahrt zur Mainbrücke in Winterhausen. Neben mehr Sicherheit könnte der Kreisel auch Entlastung für die verkehrsgeplagten Anwohner der Ortsdurchfahrt bringen, so zumindest die Hoffnung.
Die Kreuzung gilt als Unfallschwerpunkt. In Ost-West-Richtung stellt die Kreisstraße WÜ16 eine auch vom Schwerlastverkehr stark frequentierte Verbindung zwischen B19 und B13 dar. In Winterhausen überquert sie die Staatsstraße ST2418, auf der vor allem im Berufsverkehr überdurchschnittlich viele Fahrzeuge von und nach Heidingsfeld und Würzburg unterwegs sind. Nach einer aktuellen Verkehrszählung begegnen sich an der Kreuzung täglich rund 11.400 Fahrzeuge, so das Staatliche Bauamt auf Anfrage. Weil die Kreuzung auch noch schwer einsehbar ist, kracht es an der Brückenauffahrt zwar selten schwer, aber dafür umso öfter. 23 Unfälle wurden in den vergangenen vier Jahren von der Polizei aufgenommen. 13 Personen wurden dabei leicht verletzt.
Unfallkommission empfiehlt einen Umbau der Kreuzung
Die Unfallkommission, die sich aus Vertretern von Polizei, Verkehrsbehörde und Staatlichem Bauamt zusammensetzt, hat deshalb empfohlen, durch bauliche Veränderungen das Sicherheitsdefizit zu beseitigen, ohne die Leistungsfähigkeit der Kreuzung zu beeinträchtigen. Das Staatliche Bauamt hat deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die der zuständige Abteilungsleiter am Bauamt, Jan Voll, jetzt dem Bauausschuss des Kreistags vorstellte.
Unter den drei untersuchten Varianten habe der Kreisverkehr eindeutig am besten abgeschnitten, so Jan Voll. Eine veränderte Vorfahrt auf der WÜ16 würde das Problem lediglich verlagern, so Voll, und eine Ampelregelung könnte gerade in den Hauptverkehrszeiten zu erheblichen Staus und Stockungen führen. In einem Kreisverkehr hingegen bliebe der Verkehr auch bei hoher Verkehrsdichte im Fluss – wenn auch langsamer.
Auf der Fläche der Kreuzung ließe sich ein "Mini-Kreisverkehrsplatz" mit einem Mindestdurchmesser von 18 Metern unterbringen, sagt Abteilungsleiter Jan Voll. Für Laster und Busse ist das zu eng, deshalb würde die zentrale Verkehrsinsel so gestaltet werden, dass sie notfalls überfahren werden könnte – also etwa mit grobem Pflaster. Insgesamt würde ein solcher Mini-Kreisel nicht nur die Sicherheit, sondern auch den Verkehrsfluss an der Kreuzung erheblich verbessern.
Ministerium stimmt zunächst nur einem Probebetrieb zu
Trotzdem ist man staatlicherseits offenkundig nicht restlos überzeugt von der Kreiselei. Deshalb, so Jan Voll, hat das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr zunächst nur einem einjährigen Probebetrieb zugestimmt. Dieses Provisorium soll aus Fertigelementen bestehen, die in die Fahrbahn gedübelt werden. Erst wenn sich der Testbetrieb bewährt, soll die Kreuzung dauerhaft umgebaut werden.
Der Bauausschuss des Kreistags stimmte dem Probebetrieb zu, auch wenn der Landkreis rund die Hälfte der Kosten von rund 100.000 Euro übernehmen muss. Bewährt sich der Kreisel, dann soll im kommenden Jahr der Umbau erfolgen. Die Totalsperrung der Kreuzung während der Bauzeit will man nutzen, um auch einen sanierungsbedürftigen Fußgängerdurchlass unter der Brückenauffahrt zu erneuern.
Bürgermeister Luksch hofft auf Entlastung der Ortsdurchfahrt
Über die neue erwachte Sympathie für den Kreisverkehr freut sich Winterhausens Bürgermeister Christian Luksch. "Wir würden das sehr begrüßen", sagt Luksch, "ein Kreisel wurde immer wieder vorgeschlagen, aber als nicht machbar bezeichnet." Dabei ist seine leise Hoffnung, dass der Kreisverkehr den Verkehr am Eingang zum Altort deutlich abbremst und wenigstens einen Teil des Schwerlastverkehrs abhält, der sich täglich durch die enge Hauptstraße quetscht. Der Wunsch der Gemeinde, die Staatsstraße durch den Ort zur Kreisstraße abzuwidmen und ganz für den Lkw-Verkehr zu sperren, wurde bislang vom Staatlichen Bauamt stets abgelehnt.