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Würzburg
Warum in Mainfranken vielerorts die Sirenen still blieben
Ein großer bundesweiter Sirenen-Alarm war für 11 Uhr angekündigt. Dennoch blieb es in Unterfranken am Donnerstag vielerorts still. Das ist die Erklärung.
So wurde der bundesweite Warntag angekündigt. Das Bild wurde in Bonn aufgenommen.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa | So wurde der bundesweite Warntag angekündigt. Das Bild wurde in Bonn aufgenommen.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:04 Uhr

Erstmals seit der Wiedervereinigung war für Donnerstag, 11 Uhr, ein bundesweiter Probealarm angekündigt. Doch in Unterfranken blieben die Sirenen in den Städten und Dörfern häufig still. Das sorgte bei vielen Menschen für Verwunderung. Gab es eine Panne?

Nein, sagt ein Sprecher der Integrierten Leitstelle in Würzburg, die für Stadt und Landkreis Würzburg sowie die Kreise Kitzingen und Main-Spessart zuständig ist. Einen allgemeinen Sirenen-Alarm habe man nicht geplant, "lediglich eine Sektoren-Warnung". Deshalb sei der einmütige Dauerton um 11 Uhr nur an Sirenen im Bereich von kritischer Infrastruktur ausgelöst worden.

Dazu gehört in erster Linie die Umgebung des stillgelegten Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). Aber beispielsweise auch im Würzburger Hafen, auf dem Gelände der Lackfabrik BASF-Coatings, und in Marktbreit (Lkr. Kitzingen), beim Flüssiggas-Anbieter Tega, stünden solche Sirenen. "Und sie wurden auch ausgelöst", so der Sprecher der Leitstelle, die beim Amt für Zivil- und Brandschutz der Stadt Würzburg angesiedelt ist. 

Rund um Schweinfurt heulten die Sirenen

Ganz anders die Situation im nördlichen Unterfranken, wo die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt, die beim Roten Kreuz angesiedelt ist, für die Alarmierung zuständig ist. Laut einem Sprecher sei der einmütige Dauerton in Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie in weiten Teilen der Landkreise  Haßberge und Bad Kissingen ausgelöst worden - und damit auch zu hören gewesen.

Lediglich im Landkreis Rhön-Grabfeld, der ebenfalls zum Zuständigkeitsbereich der Leitstelle Schweinfurt gehört, seien die Sirenen still geblieben. Das habe die dortige Kreisverwaltung so gewollt, sagte der Sprecher der Leitstelle. Beim Landratsamt in Bad Neustadt hieß es, man teste die Sirenen generell einmal monatlich am Samstag. Das sei mehr als die zwei Probealarme, die der Gesetzgeber jedes Jahr vorsehe. Den Warntag am Donnerstag habe man also nicht gebraucht.

Ministerium: Teilnahme am Warntag freiwillig 

Dass die Kommunen in Mainfranken sich so uneinheitlich am Warntag beteiligten, überrascht das für den Katastrophenschutz zuständige bayerische Innenministerium nicht. Die Teilnahme sei für die Kommunen in der Tat freiwillig gewesen, bestätigt Sprecher Oliver Platzer. Die Empfehlung sei gewesen, lediglich die Sirenen auszulösen, die im Bereich sogenannter Störfall-Betriebe installiert sind, also rund um Kernkraftwerke oder Fabriken, die mit gefährlicher Chemie arbeiten.

Mit den klassischen Feuer-Sirenen hätten sich die Kommunen dranhängen können, sie hätten dies aber nicht gemusst. Eine Verpflichtung habe es schon deshalb nicht geben können, weil mancherorts, so in der Landeshauptstadt München, überhaupt keine Sirenen mehr aufgestellt seien. Platzer verweist auch auf andere Möglichkeiten, die Bevölkerung im Ernstfall zu warnen, sei es über mobile Sirenen, digitale Tafeln oder Lautsprecher-Durchsagen. Die Frage, ob der vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) initiierte nationale Warntag überhaupt sinnvoll war, wollte der Ministeriumssprecher nicht beantworten. 

Probleme auch mit den Warn-Apps

Probleme gab es am Warntag auch mit der Alarmierung über die Warn-Apps "Nina" und "KatWarn". Statt, wie geplant um 11 Uhr, kamen die Gefahren-Meldungen, wenn überhaupt, auf vielen Smartphones erst mit Verspätung an. Die Internet-Server waren überlastet. Während die Deutsche Presseagentur (dpa) von Verzögerungen von rund 30 Minuten schreibt, berichtet ein Feuerwehrmann aus dem Landkreis Schweinfurt, ihn habe die Probealarm-Meldung bei "KatWarn" auf dem Smartphone erst gegen 12.30 Uhr erreicht. Bei "Nina" sei gar keine Meldung eingetroffen. Der erfahrene Helfer wertet den Warntag mit all dem Wirrwarr als "Katastrophe".     

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Derweil machen sich in den sozialen Netzwerken viele Nutzer über die Behörden lustig. 

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Mitarbeit: Kristina Kunstmann

 
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  • mg2006@t-online.de
    Liebe Mainpost,
    es handelt sich beim Signal "Warnung der Bevölkerung " nicht um 1Minute Dauerton wie Sie schreiben sondern um 1Minute Heulton (auf und abschwellend),das ist ein gewaltiger unterschied.
    1 Minute Dauerton bedeutet Entwarnung.
    1 Minute Dauerton 2mal unterbrochen (12sek an /12 Sek aus/12sek an/12sek aus/12sek an) bedeutet Feuerwehralarmierung.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Finde ich nicht gut, dass nur in speziellen Gebieten die Sirenen getestet werden. Wenn dann überall. Zumal man den Warntag groß propagiert hat. Gerade für Kinder wäre es interessant gewesen, das mal zu hören. Dass die App nicht so funktioniert hat, ist keine Überraschung. Die Corona-App ist ja auch ein Schuss in den Ofen. Lauter "Spezialisten" am Werk;-)
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  • mainpost@mi-gas.de
    Da frage ich mich wäre es böse anzunehmen, dass so manche Kreise wissen, dass deren Alarmsystem nicht funktioniert und deswegen nicht daran teilnehmen wollten?
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  • e.max.s@t-online.de
    Wieso wird die Bevölkerung seit Tagen darauf hingewiesen?
    Hinterher kann man immer behaupten das dass so geplant war.
    Oder wieso hat man nicht vorher darauf hingewiesen?
    Wie so vieles funktioniert in diesem Land halt immer weniger!
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  • jhuller@gmx.de
    Gute Kommunikation scheint echt ein schwieriges Unterfangen zu sein...
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  • k.a.braun@web.de
    Ach, wenn also in Grafenrheinfeld beim Rückbau des AKW etwas passiert, hält sich die radioaktive Emission an diese Sektorengrenzen?
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  • Familie.hupp@t-online.de
    Zu einem bundesweiten Probealarm gehört auch Unterfranken und Höchberg dazu.
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  • schtift
    Es wurde aber bereits im Vorfeld kommuniziert dass in LKR. Würzburg nur bestimmte Gemeinden (Sektoren) ausgelöst werden
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  • rainergaiss
    Höchberg hat schon in der Vergangenheit nie funktioniert. Komischerweise bzw. zum Glück klappt es wenigstens bei Alarm für die Feuerwehr.
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  • Frankenpatriot
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  • bd123
    Wenn nicht alle Sirenen getestet werden, dann bringt doch so ein "Test" rein gar nichts. Wie will man denn sicherstellen, dass alle Warnsignale funktionieren? Wie ich anderen Medien entnehmen konnte, hat auch die KatWarn App, vielerorts versagt.
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