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Würzburg
Warum in der Würzburger Trattoria Augusto in der Herzogenstraße bald die Lichter ausbleiben
Seit fast 50 Jahren zählt das Lokal von Riccardo Menini und Beatrice Mauderer zu den beliebtesten Italienern der Stadt. Doch bald ist Schluss. Was der Grund ist.
Bald wird in der Trattoria Augusto in der Würzburger Herzogenstraße für immer aufgestuhlt bleiben. Riccardo Menini und Beatrice Mauderer, die Lebensgefährtin seines 1994 verstorbenen Vaters, blicken sorgenvoll in die Zukunft.
Foto: Silvia Gralla | Bald wird in der Trattoria Augusto in der Würzburger Herzogenstraße für immer aufgestuhlt bleiben. Riccardo Menini und Beatrice Mauderer, die Lebensgefährtin seines 1994 verstorbenen Vaters, blicken sorgenvoll in die ...
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

Es war ein Schock für viele Freunde der italienischen Küche in der Stadt, als im Jahr 1994 der bekannte und beliebte Würzburger Gastronom Augusto Menini plötzlich starb. Der einzige Trost: Seine Lebengefährtin Beatrice Mauderer, genannt Trixie, und sein Sohn Riccardo führten das Lokal in der Herzogenstraße gemeinsam weiter.

"Da endet ein Lebenswerk."
Riccardo Menini - Trattoria Augusto

Bereits 1973 hatte Augusto Menini mit seiner französischen Frau die Trattoria Augusto zuerst in der Haugerpfarrgasse eröffnet. 1976 zogen sie in die Herzogenstraße und eröffneten dort die erste Crêperie der Stadt. Nach der Trennung der beiden wurde im Jahr 1980 daraus wieder eine Trattoria Augusto. Doch nun geht dort bald das Licht aus. "Der Pachtvertrag läuft noch bis Ende Juli", sagt Riccardo Menini, "man hat ihn uns aus 'wirtschaftlichen Gründen' nicht verlängert". So werden schon im Laufe des Juni die letzte "Pizza Augusto" gebacken, die letzten "Spaghetti Aglio-Olio e Peperoncini" serviert werden.

"Das ist schon brutal gewesen, wie ein Schlag vor den Bug", sagt der 53-Jährige. "Da endet ein Lebenswerk, ich bin ja auch seit meinem sechsten Lebensjahr in diesen Räumen." Erklären kann er sich nicht, warum die Verpächter den Vertrag nun auslaufen lassen. "Wir sind trotz Corona und der Energiekrise immer unseren finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Verpächtern nachgekommen", sagt er.

Viele Stammgäste kommen zum Mittagessen in die Trattoria

Er habe sogar rund 20.000 Euro in eine Anlage zur Raumluftreinigung und eine neue Außenbestuhlung investiert. "Und jahrelang hatten wir eine Baustelle vor der Tür, die ist jetzt weg. Da hatte man Geduld und dachte, jetzt kann man die Früchte einsammeln und dann kommt so ein Schlag vor den Bug", sagt er.

Denn der Laden läuft, wie man so schön sagt. Beim Gespräch am frühen Dienstagmittag öffnet sich unentwegt die Tür. Viele Stammgäste kommen zum Mittagessen und begrüßen Riccardo und Trixie. Auf einem der Tische steht ein Schild "Reserviert für Pharisäer". So nennen sich die Mitglieder eines Stammtisches, den Stammgäste der Trattoria vor knapp 40 Jahren gegründet hatten. Auch die werden nun bald heimatlos sein.

Ob es weitergeht, und wenn ja, wie und wo, ist ungewiss

Denn ob es weitergeht, und wenn ja, wie und wo, ist ungewiss. "Ich bin gerade in der Findungsphase", sagt Riccardo Menini. "Derzeit ist es ja sehr schwierig mit der Gastronomie." Aber er habe schon einige Ideen, sagt er. "Dabei muss man sich auch überlegen, ob die klassische Gastronomie überhaupt noch Sinn macht, wenn man die Kostensteigerungen und die Personalknappheit bedenkt", so Menini.

Aber derzeit halte er noch alles für möglich. "Ich überlege in alle Richtungen, Tagesgastronomie mit Mittagstisch, eventuell auch Eventgastronomie." Da hat er Erfahrungen. Vor gut zehn Jahren war der Würzburger Italiener nämlich der "Star" einer Kochsendung im ukrainischen Fernsehen. "Das war 2011 in Kiew", erinnert er sich. "Ein Freund von mir war dort in einem Hotel Chefkoch, und da habe ich ein paar Mal fürs Fernsehen gekocht, weil ich dorthin unter anderem zu Events für den World Pasta Day eingeladen war."

Auf dem Weindorf soll es die Lauben von Riccardo Menini vorerst weiter geben

Auf dem Weindorf soll man die Lauben der "Trattoria Augusto" in diesem und dem kommenden Jahr auf jeden Fall noch besuchen können, sagt er. Und danach? "Mal sehen",  sagt Riccardo Menini, "um dort Lauben zu haben, muss man ja Gastronom sein".

Und wenn er Gastronom bleibt, was wohl viele seiner Gäste hoffen, wo wird es ihn zum Neuanfang hinziehen? Weg aus Würzburg? "Nein", sagt er. "Ich bleibe immer im Stadtgebiet. Ich bin zwar in Erlangen geboren, lebe aber seitdem ich drei Jahre alt bin in dieser Stadt. Würzburg ist und bleibt meine Heimat."

 
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  • J. B.
    ja , so ist das nun mal - leider - Würzburg - wird immer eintöniger, wo sind die alten Geschäfte die Würbzburg einst gehabt und ausgemacht haben - einfach weg - Schum, Deppisch, Leder Maid, Salamander, Brümer, Top3, Storch, Zierlein, Nussbaumer, Metzgerei Martin , Marktbärbel, Toscana - usw usw und kein Ende in Sicht - nach Cafe Michel nun auch Augosto, aber es hilft nix - ich denke nur manchmal => "wo sind sie geblieben" jetzt gib es halt dafür den internationalen Einheitsbrei - wie in jeder anderen Stadt auch - toll. Der selbst ernannte Werbespruch "Würzburg macht Spass" gilt für mich schon lange nicht mehr. Tradition, eigene Individualität, das besonders typische Flair was eine Stadt ausmacht - das war einmal - und heut - weit gefehlt. Zu meiner Kindheit - da war ich stolz auf Wü - aber lang ist's her.
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  • J. D.
    Augosto bald dicht, Café Michel bereits dicht, Kaufhof vielleicht auch bald dicht. Dafür sehr viele neue Burgerbrater und sonstige Gastro-Ketten (nicht immer sofort als solche zu erkennen), alles spärlich möbliert, kahl, uniform, langweilig, Sitze möglichst ohne Lehne, damit man nicht so lang bleibt. Warum sollte man eigentlich noch nach Würzburg fahren? Da gibt es ja nichts mehr Originelles. Burger kann man überall verschlingen, dazu braucht man nicht zu kommen. Den OB und den Stadtradt kümmert das alles offenbar nicht. Oder doch? Wie heißt es doch so schön: "Vielleicht muss erst vergehen, was wir nicht mehr lieben können." Meint Jerzy.
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  • A. G.
    Das Lokal kenne ich noch aus meiner Studienzeit in dern 80er-Jahren. War ein beliebter Treffpunkt. Vielen Dank für die Zeit!
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  • G. K.
    Für die Zukunft nur das Beste, es werden immer die alten, einheimischen Betriebe rausgeekelt, weil manche ihren Hals nicht voll bekommen. Das Karma kehrt zurück.
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  • k. e.
    Wäre doch mal interessant wer da der Vermieter ist. In der Innenstadt gibts da nicht so viel.
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  • C. K.
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  • C. K.
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  • M. Z.
    Zitat: "zählt das Lokal ... zu den beliebtesten Italienern der Stadt"

    Gibt es dafür Belege?
    Oder wurde das ungeprüft einer Presemitteilung entnommen o.Ä.?
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    Jetzt kommt wohl ein MAC 0815? 🤏
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  • M. K.
    Wieder ein gieriger Verpächter der einen Betrieb mit Herz und Tradition kaputt macht!
    Bin gespannt auf den Laden einer austauschbaren Warenkette…..
    Einfach traurig
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  • H. E.
    Woher wissen Sie das?
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  • G. A.
    Schade, dass der Vermieter/Eigentümer des Hauses nicht genannt wird. Früher konnte man/Frau dies im Würzburger Adressbuch nachlesen.
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  • H. S.
    Warum nennt Menini den Hausbesitzer nicht? Gehört das Haus wie der größte Teil der Innenstadt auch der Kirche?
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  • W. V.
    Termin beim Grundbuchamt ausmachen.
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  • C. K.
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