Der Countdown läuft – die letzten der insgesamt 38 Firmen, überwiegend aus der Region, verlassen in diesen Tagen die Baustelle: Mit der TauberPhilharmonie in Weikersheim öffnet nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren Deutschlands neuestes Konzerthaus an diesem Samstag seine Türen. Zur Eröffnung spielt mit dem "Orchester im Treppenhaus" unter der Leitung von Thomas Posth eines der schillerndsten und faszinierendsten Ensembles Europas.
Weikersheims wohl einzigartiger Weg
Bereits 2011 fand eine erste Bedarfsanalyse statt, die einen Neubau empfahl. Im darauf folgenden Jahr startete der Architekturwettbewerb, den das international tätige Architektenbüro Henn aus München gewann. 2015 startete das ambitionierte Projekt, 2016 genehmigten die Bürgerversammlung und der Gemeinderat den Bau. Das rund 8000 Einwohner zählende Städtchen im Main-Tauber-Kreis ging dadurch einen deutschlandweit wohl einzigartigen Weg.
Jedoch wird Weikersheim seit Jahrzehnten kulturell und musikalisch durch die Musikakademie und die Jeunesses Musicales, ein Verein zur musikalischen Förderung junger Menschen und Treffpunkt junger Musiker aus aller Welt, geprägt. Dass die Stadt deshalb ganz bewusst eine neue Stadthalle nicht nur als Mehrzweckhalle, sondern als ein Konzerthaus mit der Möglichkeit zur Nutzung als Stadthalle baute, war auch eine außergewöhnliche Entscheidung.
Architektonisch und akustisch ein Ausrufezeichen
Durch die Lage der Philharmonie am Stadtzentrum mit dem Charakter eines Resonanzkörpers und den kostenlosen Parkplätzen gleich nebenan – geplant ist zudem ein Hotel – wurde daraus ein Gesamtprojekt, das architektonisch und akustisch ein Ausrufezeichen setzt. Das Gebäude bildet einen attraktiven Gegenpol zur historischen Altstadt Weikersheims.
Die Gesamtkosten für die zwei Säle mit einer Fläche von 2200 Quadratmetern lagen bei 14,1 Millionen Euro. Das war eine Million mehr als ursprünglich geplant. Der Eigenanteil der Stadt Weikersheim betrug dennoch nur 4,1 Millionen Euro, denn Bund, Land und Landkreis förderten den Bau. Verbaut wurden rund 2130 Kubikmeter Beton, 193 Tonnen Stahl und 25 Kilometer Kabel.
Das Gebäude selbst besitzt zwei wesentliche Eigenschaften: Die eine ist seine herausragende Akustik. Sie wurde vom renommierten und international tätigen Akustikbüro Müller-BBM aus Planegg so berechnet, dass sich spektakuläre akustische Möglichkeiten bieten. Der Nachhall im Konzertsaal beträgt 1,7 Sekunden, ansonsten herrscht absolute Stille im Saal.
Die beiden Säle lassen sich parallel bespielen
Die andere ist seine bewusst multifunktionale Nutzung. Der 750 Quadratmeter große Konzertsaal für 612 Personen und einer Bühne, auf der bis zu 130 Musiker Platz finden, und der Wittenstein-Saal für 200 Personen lassen sich parallel bespielen. Vom kleinen Saal kann nochmals ein Drittel abgetrennt werden. Das offene Foyer ist ebenfalls als Veranstaltungsort nutzbar. Es gibt außerdem ein Café, das sich zur Außenterrasse hin öffnet.
Für Johannes Mnich liegt der Reiz des Gebäude in seiner Vielseitigkeit. Der 33-jährige Würzburger ist seit 1. Mai als Intendant an der TauberPhilharmonie tätig. In Hannover und London studierte er Klavier, arbeitete drei Jahre lang beim Kulturmanagement von BASF in Ludwigshafen und wechselte dann zum Heidelberger Frühling, Baden-Württembergs größtem Klassikfestival.
Philharmonie als neues Wahrzeichen der Stadt
Ein attraktives Veranstaltungsprogramm mit herausragenden Konzerten renommierter Musiker und Orchester aus dem In- und Ausland sowie mit Musicals und Kabarettabenden hat Mnichs Team bereits zusammengestellt. Mit der TauberPhilharmonie, die bereits den Spitznamen "Schwarzes Juwel" trage, habe die Stadt ein neues Wahrzeichen, findet Weikersheims Bürgermeister Klaus Kornberger. Sie stärke seine Tradition als ein Ort der Musik.
Für Kornberger wichtig: Das Projekt wurde zusammen mit der Bürgerschaft erarbeitet. Durch das neues "Juwel" am Stadteingang – im Dreieck zu Schloss und Stadtkirche – hofft er, dass das Ansehen Weikersheims auch weit über die Region hinaus wachsen werde. Astrid Hackenbeck vom städtischen Kulturamt freut sich vor allem darüber, dass es aufgrund des größeren Platzangebots nun möglich sei, auch renommierte Gäste ins Taubertal zu holen.
Die Region fühlt sich mit dem Projekt verbunden: Der Freundeskreis TauberPhilharmonie unter dem Vorsitz von Leonhard Sackmann zählt mehr als 250 Mitglieder und alle 18 Kommunen im Main-Tauber-Kreis übernahmen eine Patenschaft für eine Veranstaltung in diesem Jahr.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen, zum Kartenvorverkauf und zur Saalanmietung gibt es im Internet unter www.tauberphilharmonie.de.