Jürgen Götz, der Bürgermeister von Veitshöchheim, spricht von einem "Glücksfall für ganz Mainfranken": Zwei Wochen lang sendet das ARD-Morgenmagazin (Moma) während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer täglich live aus der Würzburger Stadtrand-Gemeinde.
Als Gastgeber des Quoten-Hits "Fastnacht in Franken" weiß man in Veitshöchheim, welche Strahlkraft ein deutschlandweit übertragenes Fernseh-Event entwickeln kann. Umso mehr freuen sich die Verantwortlichen im Rathaus, dass die Moma-Redaktion trotz Corona-Pandemie und trotz Verschiebung der EM von 2020 auf 2021 an ihren Plänen festgehalten hat.
Nach Brasilien und Russland nun Veitshöchheim
Zu den Fußball-Großereignissen lässt sich das Moma regelmäßig etwas Besonderes einfallen: So sendete man bei der Weltmeisterschaft 2014 live aus Brasilien, einem Ostsee-Strand, der zu Schönberg in Schleswig-Holstein gehört, bei der WM 2018 dann aus Russland, einem Ortsteil der ostfriesischen Gemeinde Friedeburg. Wohin also mit dem TV-Team um Moma-Sportreporter Peter Großmann, wenn die EM jetzt in elf europäischen Städten (und dem asiatischen Baku) stattfindet?
Bei den Recherchen für eine stimmige Lösung angesichts der über den ganzen Kontinent verteilten Spielorte stieß Uwe Kirchner, der verantwortliche Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk (WDR), schon 2019 auf den geografischen Mittelpunkt der Europäischen Union, der seit dem Brexit auf einem Acker im Veitshöchheimer Ortsteil Gadheim liegt. Einmal vor Ort, war es um die Moma-Macher geschehen. Neben Gadheim und Veitshöchheim mit seinem historischen Altort, dem Balthasar-Neumann-Schloss, dem Rokokogarten und der Mainlände punktete auch das mainfränkische Umland mit Würzburg im Zentrum. Kirchner: "Eine wunderschöne Gegend."
Löwen-Legende Bernhard Winkler eingeladen
Und nicht zuletzt die soll mit zur Geltung kommen, wenn das ARD-Morgenmagazin in den Wochen vom 21. bis 25. Juni sowie vom 5. bis 9. Juli täglich von 5.30 bis 9 Uhr jede halbe Stunde für zehn bis zwölf Minuten live an den Rathausplatz nach Veitshöchheim schaltet. Sport-Moderator Peter Großmann kommentiert von dort das aktuelle Fußball-Geschehen – mit hoffentlich vielen Erfolgen der deutschen Mannschaft. Der eine oder andere Experte soll dazukommen. Unter anderem gibt es eine Einladung an Bernhard Winkler, die Sturmlegende der Münchner Löwen in den 1990er Jahren. Winkler stammt aus Veitshöchheim.
Die fränkische Kultur soll Entertainer Yared Dibaba den Fernsehzuschauern nahe bringen. Das Nordlicht mit äthiopischen Wurzeln verspricht, jede Menge gute Laune zu verbreiten. Dass er sich in Veitshöchheim wohl fühlt, ließ Dibaba bereits in einem Morgenmagazin-Beitrag im Februar 2020 erkennen: Da stimmte er sich gemeinsam mit einigen Ortsbürgern bei Knoblauch-Schnaps am Mainufer auf die "Fastnacht in Franken" ein, wo er schließlich fränkisches Kulturgut kennenlernen durfte. Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in den Mainfrankensälen: Beide sangen auf Plattdeutsch das Frankenlied.
Sportmoderator Großmann indes muss, soviel sei schon verraten, zur Einstimmung auf die Veitshöchheim-Berichterstattung den Fernsehzuschauern einmal erklären, wie er im Januar 2018 mitten in einer Moma-Livesendung auf die absurde Idee kam, dass Würzburg an einem Fluss namens "Würz" liegen könnte. Seine Ausführungen sorgten damals für zahllose Lacher in der ganzen Republik. Man werde dem Kollegen den Main jetzt mal richtig zeigen, sagt Uwe Kirchner mit einem Schmunzeln: "Damit so etwas nicht noch einmal passiert".
Gut 20 Frauen und Männer umfasst das Team, das der WDR nach Veitshöchheim schickt. Gemeinsam mit der Gemeinde hat die Redaktion ein Hygienekonzept erarbeitet, das neben FFP2-Masken und Abstandsregeln tägliche Corona-Tests für alle Beteiligten vorsieht. Dass der Landkreis Würzburg aktuell so gute Inzidenzwerte aufweist, spiele dem Moma in die Karten, sagt Kirchner.
Man wolle sich schließlich nicht abschotten, sondern auch möglichst viel Publikum zulassen und so die morgendliche Atmosphäre in Veitshöchheim für das Fernsehpublikum einfangen. Bürgerinnen und Bürger, die auf dem Weg zur Arbeit oder zum Bäcker sind, haben also gute Chancen, vor die Kamera zu kommen. "Im Zeitschriftenladen gegenüber unserer Bühne drehen wir die aktuelle Presseschau", kündigt Kirchner an.
Aktuell ist das Zentrum von Veitshöchheim noch eine Großbaustelle. Die Gemeinde hat den Kirchplatz und die Kirchstraße komplett saniert, archäologische Funde haben die Arbeiten verzögert. Trotzdem ist Bürgermeister Götz zuversichtlich, dass mit Ankunft der Moma-Crew der Altort wieder komplett zugänglich ist: "Dem Fernsehauftritt der Gemeinde soll nichts im Wege stehen."