
Viele Würzburger Eltern sind in Sorge, denn der Corona-Inzidenzwert für die Stadt Würzburg ist inzwischen über den kritischen Schwellenwert von 50 gestiegen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt der Wert aktuell bei 52,4 Fällen pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Wie diese Redaktion erfuhr, ist aktuell auch eine Erzieherin aus einer Lengfelder Kita positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Nach dem Stufenplan, den das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales vorgelegt hat, wird über ein Ampelsystem örtlich begrenzt angezeigt, wie hoch die Gefährdungslage ist, und wie mit dem Infektionsgeschehen umgegangen werden soll. Welche Stufe vorliegt, gibt das Gesundheitsamt vor Ort vor. Es werden folgende Phasen unterschieden: Stufe 1 (Grüne Phase) bedeutet Regelbetrieb, Stufe 2 (Gelbe Phase) heißt eingeschränkter Betrieb und bei Stufe 3 (Rote Phase) soll zu einer eingeschränkten Notbetreuung übergegangen werden.
Derzeit noch Warnstufe Gelb
Zuletzt waren die Würzburger Schulen und Kitas aufgrund der steigenden Corona-Zahlen vom Gesundheitsamt auf Warnstufe Gelb eingestuft worden. Für die Kitas mit einem offenen oder teiloffenen Konzept bedeutet dies nach den Vorgaben des Familienministeriums, dass ein offenes Betreuungssystem nicht mehr erlaubt ist, das heißt eine Durchmischung von Gruppen nicht mehr stattfinden darf.
Davon sind viele Kitas betroffen, die nun wieder strikt auf die Trennung der Gruppen achten müssen. Aus der evangelisch-lutherischen Kita St. Paul in Heidingsfeld heißt es beispielsweise, dass das ursprünglich teiloffene Konzept in den letzten Wochen nicht angewandt wurde. "Wir haben das so gemacht, weil wir schon befürchtet haben, dass die Zahlen wieder steigen", so die Leiterin.
Somit ändere sich für die Kinder derzeit nichts, außer, dass das Kita-Personal durchgängig eine Maske tragen muss. "Da haben die Kinder zum Glück keine Berührungsängste", erzählt sie. Es sei sogar besser gelaufen als gedacht, "wahrscheinlich sind die Kinder mittlerweile daran gewöhnt, dass um sie herum Masken getragen werden".
Natürlich bereite man sich in der Kita St. Paul auch auf den Ernstfall "Warnstufe Rot" vor, "die Angst vor Corona ist schon präsent". Wie Pfarrer Stephan Schmidt, Vertreter des Trägers, mitteilte, sei man mittlerweile erprobt im "schnellen Handeln" und der Kommunikation zwischen Leitung, Träger und Kita-Team. Nun soll durch eine Kita-App die Kommunikation zwischen der Einrichtung und den Eltern noch verbessert werden: "Damit im Falle eines Falles auch schnell informiert werden kann", so Schmidt. Es habe zwar Informationen der Stadt an die Kita-Leitungen gegeben, wie man je nach Warnstufe handeln solle, wie sich aber in Stufe 3 die eingeschränkte Notbetreuung genau gestalte und welche Kinder dazu zählen, sei nicht näher definiert, sagt der Pfarrer.
Die Zahlen ständig im Blick
Auch im Kindergarten "Unsere liebe Frau" im Frauenland hat man die Zahlen im Blick, "aber ich bin kein Fan von Panikmache", so Kitaleiterin Andrea Zoller. Sie glaubt nicht, dass direkt auf Warnstufe Rot umgeschaltet wird. "Corona ist ein sehr ernstes Thema, aber wir müssen besonnen handeln und uns natürlich an die Vorgaben des Gesundheitsministeriums halten."
Abhängig von der Größe der Kindergärten gebe es auch noch die Möglichkeit, kleinere Gruppen zu bilden oder "eine Art Schichtbetrieb" einzuführen, erläutert sie. Verständnis habe sie natürlich für die Ängste der Eltern, die im Ernstfall eine Schließung der Kita mit Notbetreuung fürchten. "Die letzten Monate waren für Eltern und Kinder sehr anstrengend."
Auf Nachfrage dieser Redaktion heißt es aus der Pressestelle des Landratsamtes, dass die Kindertageseinrichtungen in Würzburg aktuell auf Gelb gestellt sind. "Dabei bleibt es zunächst auch, da das Hauptinfektionsgeschehen derzeit nicht in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen stattfindet." Sollten die Zahlen weiter steigen, sei damit nicht automatisch eine weitere Höherstufung auf Stufe 3 bzw. „Rot“ verbunden, sagt Dagmar Hofmann, die stellvertretende Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Entscheidung über zu treffende Maßnahmen liege beim örtlich zuständigen Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg. Dieses steht hierzu im engen Austausch mit den Kindergartenfachaufsichten von Stadt und Landkreis Würzburg sowie dem Staatlichen Schulamt, heißt es aus der Pressestelle weiter. Die Bewertung der Lage erfolgt laufend aktuell.
Auch die Stadt Würzburg betont, dass das Ansteigen der Zahlen nicht automatisch Kita-Schließungen und die Notbetreuung "nur für systemrelevante Berufe" zur Folge habe. "Es gibt verschiedene denkbare Modelle und Szenarien", so Christian Weiß von der Pressestelle. Als Beispiel nennt er einen möglichen Schichtbetrieb im Kindergarten. "Im Moment wollen wir maßvoll und umsichtig handeln und das Infektionsgeschehen so schnell es geht einfangen." Eine erste große Maßnahme sei dafür die Quarantäneverlängerung für Urlaubsrückkehrer.
Klare Regeln bei Krankheitssymptomen
Was Krankheitssymptome bei den Kita-Kindern angeht, hat das Familienministerium klare Regeln aufgestellt: Anhand der drei Warnstufen entscheidet sich, wie mit Kindern mit leichten Krankheitssymptomen umgegangen wird. Kinder, die an Fieber, Durchfall, starken Bauchschmerzen, Hals- und Ohrenschmerzen oder starkem Husten leiden, dürfen die Kita auf keinen Fall besuchen. Kinder mit milden Krankheitssymptomen wie Schnupfen ohne Fieber oder gelegentliches Husten dürfen aus epidemiologischer Sicht in Stufe 1 und Stufe 2 die Kindertageseinrichtungen besuchen.
Bei Stufe 3, so heißt es in einer Mitteilung des Familienministeriums, ist die Zahl der Kinder, die die Einrichtung besuchen dürfen, generell zu beschränken. Kinder, die in dieser Notbetreuung sind, aber milde Krankheitssymptomen aufweisen, dürften die Kita dann nur nach einem negativen Corona-Test betreten.