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Würzburg/Schweinfurt
Warnstreik in Unterfranken am Mittwoch: Welche Beschäftigten ihre Arbeit niederlegen und wo es Pendler trifft
Verdi erhöht den Druck auf öffentliche und kommunale Arbeitgeber und kündigt einen ganztägigen Warnstreik an. Er könnte nicht nur den ÖPNV und Kitas treffen.
An diesem Mittwoch wird in Unterfranken vielerorts gestreikt: Die insgesamt rund 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen fordern bessere Vergütungen. 
Foto: Bodo Marks, dpa (Archivbild) | An diesem Mittwoch wird in Unterfranken vielerorts gestreikt: Die insgesamt rund 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen fordern bessere Vergütungen. 
Julia Graber       -  Julia Graber ist im Landkreis Würzburg aufgewachsen. Sie studierte Politik und Geschichte in Würzburg und Jena. Seit 2022 arbeitet Julia Graber für die Mediengruppe Main-Post, zunächst als Praktikantin in der Stadtredaktion Würzburg, dann als Werkstudentin und schließlich als Vollzeitkraft im Bereich Custom Content, Sonderpublikationen. Julia Graber ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Julia Graber
 |  aktualisiert: 15.02.2025 02:33 Uhr

Pendlerinnen, Pendler und Eltern von Kita-Kindern in Unterfranken werden an diesem Mittwoch, 12. Februar, vermutlich viel Geduld haben müssen: Die Gewerkschaft Verdi hat auch im Bezirk Würzburg/Aschaffenburg im öffentlichen Dienst zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Hintergrund sind laut Verdi stockende Tarifverhandlungen. Beschäftigte wie Busfahrer oder Erzieherinnen fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn.

Nach ersten Arbeitsniederlegungen Ende Januar, weitet die Gewerkschaft die Warnstreiks seit Montag auf Bayern aus. Zu Beginn der Tarifrunde für die rund 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hätten die Arbeitgeber völlig unzureichend reagiert, argumentiert Verdi. "Wir werden jetzt den Druck bis zur zweiten Verhandlungsrunde am 17. bis 18. Februar spürbar erhöhen, damit die Arbeitgeber in der zweiten Runde ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen", sagt Sinan Öztürk, stellvertretender Landesbezirksleiter in Bayern.

Welche öffentlichen Einrichtungen nehmen am Warnstreik teil?

Die Warnstreiks in Unterfranken reihen sich in den bundesweiten Protest ein, der am Montag vor allem das Ruhrgebiet, Köln und Leverkusen traf. Am ganztägigen Warnstreik an diesem Mittwoch sind in Unterfranken beteiligt: 

Zum Streik aufgerufen sind auch:

  • Einrichtungen der Stadt Würzburg wie Stadtreiniger, Baureferat, Entwässerungsbetrieb, allgemeine Verwaltung, Friedhofsamt, Gartenamt, Kindereinrichtungen, Stadtbücherei, Sozialreferat, Verkehrsüberwachung
  • Jobcenter Würzburg Stadt
  • Deutsche Rentenversicherung (DRV) Nordbayern
  • Blindeninstitut Stiftung
  • Bentheim Werkstatt
  • Landessozialversicherung für Landwirtschaft, Forst und Gartenbau
  • Sparkasse Mainfranken Würzburg

Welche Auswirkung hat der Warnstreik?

Für Pendlerinnen und Pendler hat der Streik große Auswirkungen, denn durch den entfallenden Straßenbahn- und Busverkehr in Würzburg werden die Stadtteile Heuchelhof und Rottenbauer ohne ÖPNV-Angebot besonders betroffen sein. In Würzburg verkehren nur Busse von Privatunternehmen wie die Linien 7, 12, 24, 34 und 35. Die Landkreislinien 11, 14, 17, 18 und 19 werden nicht bestreikt. Der Warnstreik startet mit Beginn der Frühschicht und endet bei Betriebsende.

Die Anzahl der Streikenden im König-Ludwig-Haus in Würzburg sei am Dienstagnachmittag noch nicht absehbar, sagt Florian Hiller, Pressesprecher des Bezirks Unterfranken. Es könnten Mitarbeiter aus Verwaltung, Pflege und OP betroffen sein. Das Zentrum für Seelische Gesundheit sei vom Streik ausgenommen. "Bei einer größeren Beteiligung kann es zu Einschränkungen oder Absagen bei Terminen in der Poliklinik, elektiven Aufnahmen und Operationen, beziehungsweise zu deutlich längeren Wartezeiten kommen. Die Versorgung der Patienten ist aber sichergestellt", so Hiller.

Das Personal der Klinik Kitzinger Land wird am Mittwoch ebenfalls streiken. 
Foto: Daniel Peter | Das Personal der Klinik Kitzinger Land wird am Mittwoch ebenfalls streiken. 

Auch das Personal der Klinik Kitzinger Land wird am Mittwoch seine Arbeit niederlegen. "Der Streik wird jedoch weder Auswirkungen auf die Patienten noch auf die Bürger haben, da die Streikaktivitäten im Vorfeld mit der Klinikleitung abgestimmt wurden", erklärt Stella Wagenknecht, Pressesprecherin für das Landratsamt Kitzingen.

Was fordert Verdi in der bundesweiten Tarifrunde?

Gerald Burkard, Geschäftsführer von Verdi für den Bezirk Würzburg/Aschaffenburg, nennt auch die Inflation als Grund für die Forderung höherer Entgelte. Die Beschäftigten verlangen eine Lohnsteigerung von 8 Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatliche Entgelderhöhungen und umfangreichere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten bei einer Laufzeit von mindestens zwölf Monaten.

Für Montag und Dienstag, 17./18. Februar, ist die zweite Runde der bundesweiten Tarifverhandlungen geplant. Ein dritter Anlauf soll von 14. bis 16. März stattfinden. 

 
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  • Heike Pauline Grauf
    Schön wäre es, wenn mal Diebe, Räuber, Betrüger, Stecher und Bestecher streiken würden. Da bekämen sie dann endlich eine höhere Strafe.
    Und den Bundestagsabgeordneten sollte nicht von sich selbst, sondern vom Bund der Steuerzahler die sogenannte Diät gezahlt werden, gerne Nulldiät, damit sie auch mal Lust hätten zu streiken. Bitte tagelang! Kaum jemanden würde es stören, wenn das abgestürzte Klassenzimmer einfach mal die Klappe hielte.
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  • Barbara Fersch
    Scholz will den Mindestlohn auf 15.- Euro setzen....glaubt er allen ernstes, dass Fachpersonal, wie MfA´s , Pflegepersonal etc. damit nicht nachziehen? Oder bekommt der komplette Mittelstand nach Scholz Ansichten dann einen Einheitslohn?
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  • Dietmar Eberth
    Da haben Sie ein großes Problem angesprochen, das noch nicht alle PArteien erkannt haben:
    "...denn eine der Hauptursachen für Altersarmut sind geringe Löhne und Gehälter im Erwerbsleben. Wer wenig in die Rentenversicherung eingezahlt hat, bekommt eine niedrige Rente – und ist später häufig auf staatliche Hilfe angewiesen."
    https://www.rnd.de/beruf-und-bildung/altersarmut-im-osten-rentenluecke-und-lohngefaelle-verschaerfen-die-lage-IOCMHRYXSBG7LI2OUWB3XDCSYM.html

    Eine Lösung ist Mindestlohn erhöhen, aber auch alle Selbständige und Beamte müssten in die Rentenversicherung einzahlen. Länder wie Österreich haben das schon lange erkannt.
    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/oesterreich-deutschland-rente-100.html
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  • Hiltrud Erhard
    Wann wird diesen amoklaufenden Gewerkschaften endlich mal Einhalt geboten?

    Das ist doch alles Irrsinn!
    Wer soll das noch bezahlen? Das muss doch wieder ungelegt werden über Gebühren oder Steuern!

    Warum kommt keiner zur Vernunft und rennt diesen unsäglichen Parolen hinterher?
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  • Dietmar Eberth
    Das ist wie in der Landwirtschaft. Der Bauernverband ruft zum Streik und die Lemminge fahren mit ihren Traktoren hinterher und schreien deren Parolen. Wollen Sie den Bauernverband auch Einhalt gebieten? Auch Diesel-Subventionen führen zu höheren Steuern.

    "Wer soll das bezahlen?"
    Das fragen sich Arbeitnehmer auch, beim Einkaufen. Lebensmittel sind in den vergangenen drei Jahren um fast ein Drittel teurer geworden
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/inflation-lebensmittel-preisanstieg-100.html

    Immer die gleiche Leier von Ihnen. Gewerkschaften sind die Interessenvertreter von Arbeitnehmern und werden auch von den Mitgliedern bezahlt. Das ist wie beim Bauernverband, der hat auch nur die Interessen seiner Mitglieder im Sinn.
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  • Ulrike Schneider
    nur die Interessen seiner Mitglieder im Sinn.

    Ist das so? Oder hat man lediglich Interesse seinen gut bezahlten Posten als Gewerkschaftschef nicht zu verlieren?
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  • Dietmar Eberth
    "gut bezahlten Posten als Gewerkschaftschef"

    Ist das wirklich so? Nach Informationen von „Bild“ soll sein [verdi Vorsitzender Frank Werneke] Jahresgehalt bei fast 200.000 Euro liegen. Die restlichen 8 "normalen" Vorstände dürften einiges weniger verdienen.

    Geld verdienen tun andere:
    "Im Schnitt 2,65 Millionen Euro haben Vorstände von Deutschlands großen Börsenunternehmen 2023 verdient - so viel wie nie zuvor. Der mit Abstand bestbezahlte Manager führt den kriselnden VW-Konzern an."
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/gehalt-rekord-manager-dax-boerse-vw-100.html

    Die Gewerkschaften "regieren" nicht nach Gutsherrenart, sondern benötigen letztendlich die Zustimmung ihrer Mitglieder zum Verhandlungsergebnis.
    Mitgliederbefragung 16. Januar 2023: "Demnach haben 66,51 Prozent der Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, der Einigung zugestimmt."
    https://www.verdi.de/themen/geld-tarif/++co++f78f99ae-b965-11ec-a2c6-001a4a160129
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  • Hiltrud Erhard
    Sehr geehrter Herr Ebert,
    Die Kernaussage der Tarifautonomie basiert auf dem Prinzip, dass die Arbeitsmarktparteien (Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften) am besten in der Lage sind, faire u sachgerechte Arbeitsbedingungen auszuhandeln - ohne staatliche Regulierung. Dadurch sollen Arbeitskämpfe reduziert, faire Löhne gesichert und wirtschaftliche sowie soziale Stabilität gefördert werden.
    Dieser Weg wurde schon lange verlassen.
    Es geht nicht mehr um diesen Ursprung, sondern um Macht, Besessenheit, Gier und Aufbau von Feind Bildern.
    Hauptsache ich, ich, ich!
    In schöner Regelmäßigkeit, fahnen, schwenken, Parolen rufen, ohne Rücksicht auf Verluste
    Steigende Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und Abwanderung (nicht im öffentlichen Dienst) bringen, Armut, Schicksale und Feindbilder.
    Dieses bauen die Gewerkschaften von Jahr zu Jahr immer mehr auf unter dem Deckdeckmantel des Streikrechts!

    Es ist keine Leier. Es ist Realität!
    Und der Vergleich mit dem Bauernverband ist konstruiert und daneben
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  • Dietmar Eberth
    "... sondern um Macht, Besessenheit, Gier und Aufbau von Feind Bildern.
    Hauptsache ich, ich, ich!"

    Das ist doch kein Gewerkschaftsproblem, sondern ein Gesellschaftsproblem, insbesondere sieht man das sehr deutlich in der Politik!

    Interessant finde ich das sie den Landwirten eine Vertretung - Bauernverband - zugestehen um die Interessen (zuletzt Dieselsubventionen) der Landwirte bei Bund und Ländern vorzubringen. Es macht ja auch keinen Sinn, das jeder Landwirt seine Interessen beim Bund vorbringt.
    Aber den Arbeitnehmern sprechen Sie das Recht ab eine Interessenvertretung gegenüber Bund/Land/Kommunen zum verhandeln der Tarife. Wie stellen Sie sich dann eigentlich die Tarifverhandlungen bei den 2,5 Millionen Beschäftigten vor?

    Was haben sie gegen den letzten Kompromiss - das Wesen der Demokratie - von VW mit der IG Metall?
    https://www.volkswagen-group.com/de/pressemitteilungen/einigung-erzielt-volkswagen-ag-stellt-sich-wettbewerbsfaehig-fuer-die-zukunft-auf-18911
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  • Florian Stenger
    Es ist grundsätzlich in Ordnung, wenn sich die Gehälter im öffentlichen Dienst an denen der Wirtschaft orientieren. Der Personalmangel im öffentlichen Dienst würde durch niedrige Löhne noch verschärft. Der öffentliche Dienst ist essenziell für das Funktionieren vieler Bereiche: Ohne Straßenbauämter, kommunale Krankenhäuser oder den ÖPNV würde vieles stillstehen. Würde man diese Aufgaben privatisieren, würde es deutlich teurer, da das Geld bei Managern und Geschäftsführern landen würde, während die Steuern gering blieben. Auch diese Menschen verdienen einen fairen Lohn für ihre Arbeit. Kritik an Tarifverhandlungen kommt oft von Unternehmern oder denen, die in nicht tarifgebundenen Unternehmen arbeiten. Doch auch im öffentlichen Dienst müssen die Löhne angepasst werden, damit Mitarbeiter ihre Lebenshaltungskosten decken können. Bis 2019 lag der Durchschnitt im öffentlichen Dienst bei 2600-2700 €, während die freie Wirtschaft 2900-3200 € zahlte. Erst 2024 stieg er auf 3100-3200€
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