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Berlin/Würzburg
Waren die Maßnahmen überzogen? FDP-Politiker Ullmann und Kubicki fordern Aufarbeitung der Corona-Pandemie
Aus Fehlern während der Corona-Pandemie lernen: Dazu will die FDP im Bundestag eine Enquete-Kommission einsetzen. Der Anstoß kommt vom Würzburger Abgeordneten Andrew Ullmann.
Sogar Spielplätze im Freien, wie hier in Nürnberg, wurden zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gesperrt. War dies zum Infektionsschutz wirklich nötig?
Foto: Daniel Karmann, dpa | Sogar Spielplätze im Freien, wie hier in Nürnberg, wurden zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gesperrt. War dies zum Infektionsschutz wirklich nötig?
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Wie gut oder wie schlecht war der Umgang mit der Corona-Pandemie in Deutschland? Welche Fehler wurden möglicherweise gemacht? Dazu will die FDP im Bundestag eine eigene Enquete-Kommission einsetzen. Die Initiative geht von dem Würzburger Abgeordneten und Infektiologen Andrew Ullmann als gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion aus.

Schutzmaßnahmen analysieren zur Vorbereitung auf nächste Pandemie

Gemeinsam mit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) äußerte er sich am Donnerstag vor der Presse zu einem entsprechenden Positionspapier seiner Partei. Beide mahnten eine Aufarbeitung der Corona-Schutzmaßnahmen an. Diese sei notwendig, um sich für künftige Krisen zu wappnen und "die Systeme resilienter aufzustellen".

Dabei, so Ullmann, dürfe man den Blick nicht auf gesundheitliche Aspekte verengen. Der Mediziner und Uni-Professor erinnerte daran, dass die Politik in der Pandemie über lange Zeit "auf Sicht gefahren" sei. Umso wichtiger sei es, nun rückwirkend Maßnahmen zu beurteilen, "die auch politisch schwierig waren".

Sieht manche Corona-Schutzmaßnahmen im Nachhinein kritisch und setzt auf Analyse: Der Würzburger FDP-Bundestagsabgeordnete und Mediziner Andrew Ullmann.
Foto: Thomas Obermeier | Sieht manche Corona-Schutzmaßnahmen im Nachhinein kritisch und setzt auf Analyse: Der Würzburger FDP-Bundestagsabgeordnete und Mediziner Andrew Ullmann.

Deutlicher wurde sein Parteikollege Wolfgang Kubicki. Er hatte seit Ausbruch der Pandemie wiederholt die staatlichen Grundrechtseingriffe als teils unverhältnismäßig kritisiert. Man wolle jetzt nicht den Stab über jene brechen, die in schwieriger Zeit die Entscheidungen treffen mussten, versicherten die beiden FDP-Politiker. "Aber nach drei Jahren dürfen wir nicht so tun, als hätte es keine alternativen, kritischen Stimmen gegeben", sagte Kubicki in einer Pressekonferenz.

Massiv ging der stellvertretende FDP-Vorsitzende das Robert-Koch-Institut (RKI) an, sprach von "Arbeitsverweigerung": Das RKI habe die Wirkung von Maßnahmen – zum Beispiel die Maskenpflicht – nicht untersucht. Oder die Frage bei Todesfällen, ob jemand an oder mit Corona gestorben ist: Dass im Gegensatz zu anderen Ländern bis heute keine klare Unterscheidung gemacht werden könne, will Kubicki nicht einleuchten.

Oder die Schulen: Trotz Warnung von Experten vor den negativen Folgen für Kinder und Jugendliche seien sie bis Mai 2021 an 183 Tagen ganz oder teilweise geschlossen geblieben. Erst jetzt bestreite der damalige RKI-Chef Lothar Wieler die Notwendigkeit. Auch mit Schutzmaßnahmen im Freien sei man übers Ziel hinausgeschossen.

Der FDP-Bundestagsvize verwies auf 71 Anfragen, die er in den drei Jahren zum Corona-Komplex gestellt habe. Nicht selten habe er Widersprüchliches dazu erhalten. Kubicki spricht von "gesellschaftlichen Schäden" unter anderem durch die 2G-Regelung – also den auf Geimpfte oder Genesene beschränkten Zutritt. All diese Entwicklungen machten die Aufarbeitung durch eine Enquete-Kommission erforderlich, "damit wir Gräben zuschütten können und Heilung möglich wird."

Auch die parlamentarische Praxis in der Pandemie soll nach Vorstellung der FDP auf den Prüfstand. Kubicki kritisierte, dass wesentliche Entscheidungen nicht im Parlament, sondern auf Ministerpräsidenten-Konferenzen oder "in Hinterzimmern" getroffen worden seien.

Enquete-Kommission: Ullmann setzt auf gemeinsamen Antrag der Koalition

Sein Würzburger Parteikollege Ullmann geht davon aus, dass auch von den Koalitionspartnern SPD und Grünen eine Aufarbeitung der Pandemie gewünscht wird. Ziel sei ein gemeinsamer Antrag für die Einsetzung einer Enquete-Kommission. Ein Viertel der Bundestagsmitglieder müsste zustimmen. "Wir wollen aus der Pandemie lernen, so steht es im Koalitionsvertrag."

Laut FDP-Positionspapier soll die Kommission bereits im Herbst 2024 Ergebnisse vorlegen. Man habe deshalb keine Zeit zu verlieren, mahnt Ullmann. Der Mediziner und Infektiologe erwartet auch in Zukunft Gefahren durch sogenannte Zoonosen mit dem Übergang tierischer Viren auf den Menschen.

 
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  • steve67
    Es ist grundsätzlich schon erstaunlich wie hier die ganzen Covid-Impfapologeten aufschreien, wenn eine Aufarbeitung gefordert wird. Natürlich wurden viele Fehler gemacht und es ist legitim auf diese Fehler hinzuweisen, damit sie nicht wiederholt werden. Wer sagt, das sei nicht notwendig oder populistisch, der hat möglicherweise etwas zu verbergen oder war einfach nur dabei in diesem System...
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  • letsgo101
    Corona war etwas Neues, etwas Unbekanntes. Man hat nur aus China etwas lernen können, wenn diese Kenntnisse hatten. So hat man nur gesehen, gehört das dieses Virus gefährlich sein wird. Was macht man mit so wenig Kenntnissen ? Man ist erst einmal sehr Vorsichtig und versucht sich mit allen Mitteln zu schützen, Gell H. Professor ! Die Bundesregierung hat den Schutz eher oberflächlich angeordnet, bis H. Söder dann doch noch einmal vorsichtiger war. Es hat auch gedauert bis man sich testen lassen konnte bzw. der Test aussagekräftig war. Man hat mit Mundschutz, Handschuhen, Desinfektionsmittel, mit Mindestabstand und einer eher komischen App hantiert. Auch die Daten der Infektiologen haben sich vielfach widersprochen. Auch hier hat sich von der Politik nur Diskussionen aufgezeigt, es waren kaum Lösungen zu erkennen. Aber jetzt, nach 3 Jahren, hat man auch noch keine Richtigen Aussagen will aber alles Aufarbeiten. Da frage ich mich mit was für Erkenntnissen das geschehen soll ?
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Diese Enquete-Kommission ist überflüssig. Es wird KEINER oder KEINE etwas aus dieser Pandemie lernen. Was es auch immer sein mag - jetzt spricht man von Zoonosen - es wird wieder das Regieren basierend auf vermeintlich wissenschaftlichen Erkenntnissen sein. Auch wenn die nicht aus Deutschland sind, sondern auf Basis von Studien anderer Länder stattfindet. Aber zur Not kann man ja impfen. Gegen Corona, gegen Herpes Zoster, gegen was auch immer.
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  • klafie
    mainermainung: wenn es im 1. u. 2. jahr keine impfungen gegeben hätte, würde deutschland bestimmt mindestens 2 000 000 Menschen zu beklagen haben, die wegen oder mit corona verstorben wären. es steht jedem frei, sich impfen zu lassen oder nicht!
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Sie haben Recht: jeder darf entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht. Meine sehr kantige Ausdrucksweise "zur Not kann man ja impfen" steht dafür, dass man und frau mit aus meiner Sicht übertriebener Deutlichkeit auf das Impfen setzte, aber gleichzeitig in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht Einiges auf's Spiel und auch in den Sand gesetzt hat. Das sind die Themen, die wohl Herr Prof. Ullmann auch meint. Meine Position dazu ist aber, das eben keiner daraus lernen wird, sondern auch zukünftig wieder nur auf aus meiner Sicht diese eine Maßnahme = Impfen gesetzt wird. In Bezug auf die Zoonosen wird hier ja schon davon gesprochen, wie bei Herpes Zoster und Influenca auch.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Im Klartext heißt die Meldung wohl, Hr. Kubicki möchte von einer Enquete-Kommission bestätigt haben, dass er "es" schon immer besser wusste. Erbärmlich.
    Im Übrigen: Man stelle sich vor, die Maßnahmen wären unterblieben. Würzburg wie Bergamo? Mit dem, was man damals wusste, haben die Verantwortlichen die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen versucht. Wer damals nicht in der Verantwortung war, wie z.B. die FDP, hat jetzt natürlich leicht reden.
    Die Handhabung anzuschauen ist schon sinnvoll; für künftige Ereignisse gewappnet zu sein, ist ja nur klug. Aber wie so oft: der Ton macht die Musik.
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  • desault
    Das sich ein Infektiologe vor den Kubicki-Karren spannen lässt ist sehr verwunderlich. Die FDP braucht sich nicht wundern wenn sie überall abgewählt wird.
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  • FischersFritz
    Das das ist populistischer Humbug.

    Wie viele Menschenleben hätten denn durch eine spezielle Maßnahme gerettet werden müssen, damit diese von der FDP als „verhältnismäßig“ anerkannt wird?

    Oder umgekehrt betrachtet – ab wie vielen Toten würde die FDP denn aufhören, über „Grundrechtseingriffe“ zu maulen?

    Es gibt genügend valide Studien über die Wirksamkeit von FFP2-Masken beispielsweise. Das jetzt immer noch in Frage zu stellen ist einfach nur ignorant.

    Überlegt Euch lieber, wie man das Gesundheitssystem wieder bezahlbar machen kann – zum Beispiel, in dem man aufhört, Kapitalgesellschaften Gewinne auf Kosten der Beitragszahler abschöpfen zu lassen.

    Oder wie man Pflegeberufe so attraktiv machen kann, dass in der nächsten Pandemie nicht wieder der Personalnotstand das größte Problem sein wird.

    Aber dazu hört man von der FDP leider gar nix … denn das würde ihrer Stammklientel gar nicht gefallen.

    Also zündet man lieber solche Nebelkerzen … was für eine heuchlerische, verlogene Bande!
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  • hubert.endres@allianz.de
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Ich gebe Ihnen recht. Ich nehme an, daß der Würzburger Arzt und MdB " Wahlkampf durch Auffallen" betreibt, Berlin läßt grüßen. Und Herr Jungbauer unterstützt diesen dabei durch einen Zeitungsartikel, dessen Themastik überthaupt nicht erwähnenswert ist! Danke, Herr Jungbauer
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  • klafie
    ich habe z. Z. bereits zum 2. Mal das Virus, bleibe ich halt 4-5 Tage zu Hause. Bei einer starken Erkäktung oder Grippe geht man ja normaler Weise auch nicht unter die Bevölkerung. Der Virus ist gekommen um zu bleiben, das sieht man ja jetzt gerade wieder am vergangenen Fasching.
    Bei uns im Ort schnellten die Zahlen in die Höhe. Wo anders bestimmt genau so. Braucht nur 1 Person positiv auf Veranstaltungen herumzustolpern, dann sucht sich Corona schwupp die wupp einige weitere Opfer. Nächste größere Chance: Frühlingsfest usw.
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  • kej0018@aol.com
    Ach, die FDP...
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  • Arcus
    Im Nachhinein sind wir alle schlauer. Zugegeben hab ich mich auch zum Teil auch geärgert, dass z.B. Kinderspielplätze geschlossen wurden. Mich hat die Polizei sogar in einem Waldstück angehalten, weil ich mich dort zu weit von meinem Wohnort entfernt hatte. Einige Massnahmen waren vor allem in Bayern hirnrissig. Aber wir wissen ja, dass in Bayern von der CSU nicht das gemacht wird, was gut für die Bürger, sondern gut für den Machterhalt der CSU ist.
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  • moinmoin
    Und wieder Parteien-Bashing. Wenn Sie sich im öffentlichen Leben genauso verhalten wie hier im Forum wundert es mich nicht das Sie kontrolliert wurden. Jetzt wird die Polizei schon mit ins Boot geholt. Wahrscheinlich weil sie nicht mehr grün trägt. Jetzt wird es langsam lächerlich.
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  • Arcus
    Bei diesem Thema muss doch wohl dem schwärzesten Schwarzen aufgefallen sein, dass die CSU vor allem solche Maßnahmen ergriffen hat, die gerade populär, aber nicht wissenschaftlich begründet waren. Erinnern wir uns doch daran, dass oberste Politikclown der CSU Kanzlerkandidat werden wollte. „Zerfressen von krankhaftem Ehrgeiz“ hat er dann den Bogen überspannt und letztendlich dann lieber Olaf Scholz zum Kanzler gemacht, als seinen unionsinternen Rivalen.
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  • moinmoin
    Bitte bleiben Sie beim Thema
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  • familie.diener@gmx.net
    Die FDP , besonders seine Spitzenpolitiker wie H. Kubicki oder der Möchtegern
    H. Ullmann merken gar nicht wie sehr sie ihre eigene Partei mit ihren Äußerungen
    noch schädigen . Wer nichts macht und nur meckert macht auch keine Fehler
    und die FDP hat in keinster Weise mit guten Lösungsvorschlägen geglänzt .
    Nur immer festgestellt , das die anderen keine Ahnung haben .
    Vielleicht sollte sich die Partei einmal fragen , warum sie eigentlich fast keiner mehr
    haben will !
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  • hubert.endres@allianz.de
    Das vieles falsch gelaufen ist und die Versager Wieler und Drosten nun das sinkende Schiff verlassen ist Ihnen wohl entgangen. Und die damaligen Kritiker wurden belächelt und beschimpft. Und nun ? Stellt sich heraus, dass vieles falsch war. An Anfang der Pandemie hat keiner gewusst was kommt, aber nach einer gewissen Zeit hätte man lernen können und bereits begangene Fehler nicht ein zweites Mal machen müssen. Aber Leute wie Sie braucht das Land. Nichts denken und der Menge hinter her laufen. Glückwunsch.
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  • Ironic
    Vermutlich ist die FDP die Patei, die mit am häufigsten in der Regierung stand.
    Und die standen auch schon deutlich schlechter da als heute .
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    So eine Pandemie mit einem neuen Virus gab es bislang noch nicht allzu oft. Insofern weiß man erst hinterher ob Maßnahmen sinnvoll waren oder nicht Die Diskussionen erübrigen sich aus meiner Sicht. Hier möchten einige Parteien nur politisches Kapital daraus ziehen. Man muss daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen.
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