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Ochsenfurt
Wallfahrt: Die Hitzeschlacht zum Kreuzberg
Wie lange nicht mehr, mussten die Ochsenfurter Wallfahrer heuer gegen hochsommerliche Temperaturen kämpfen. Trotzdem tun sie sich die Strapazen gerne an.
Nach ihrer Ankunft am Gipfel des Kreuzbergs zogen die Ochsenfurter Wallfahrer zur Klosterkirche. 
Foto: Gerhard Meißner | Nach ihrer Ankunft am Gipfel des Kreuzbergs zogen die Ochsenfurter Wallfahrer zur Klosterkirche. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:58 Uhr

Ferner Geschützdonner ist zu hören, als die ersten Pilger durch die Kniebreche den letzten steilen Anstieg zum Kreuzberg erklimmen. Er gilt nicht den Ochsenfurter Wallfahrern, sondern stammt vom unweit entfernten Truppenübungsplatz. Die gut 200 frommen Wanderer haben ihre eigene Schlacht geschlagen und kaum ein Ohr dafür. Eher für die Kreuzbergmusikanten, die sie mit flotter Marschmusik dazu antreiben, ihre letzten Kräfte zu mobilisieren.

Oben atmet man erst mal durch, tauscht Glückwünsche aus zur bestandenen Tortur. Der eine oder andere Flachmann wird herum gereicht. Dann geht es zum Gipfelkreuz, wo ein Gebet und eine kurze Ansprache von Stadtpfarrer Oswald Sternagel die erste Hälfte der Wallfahrt beenden. Endlich angekommen nach 110 Kilometern Fußmarsch, meist in glühender Hitze.

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Die Wallfahrt rufe dazu auf, im Vertrauen auf Gott sein Kreuz zu tragen, meint der Guardian des Kreuzberg-Klosters, Pater Georg Andlinger, als er die Wallfahrer später vor der Wallfahrtskirche empfängt. Einer, der es heute mit besonderem Stolz trägt, ist Manual Kernwein. Zu ersten Mal ist der 33-jährige Zeubelrieder zum Kreuzberg gewallt und darf als Debütant das hölzerne Kruzifix der Kreuzbruderschaft auf dem letzten Stück des Weges tragen. "Das ist schon eine Ehre für einen Neuling", sagt er.

Manuel Kernwein aus Zeubelried ist zum ersten Mal zum Kreuzberg gewallt. Auf dem letzten Wegstück durfte er des hölzerne Kruzifix der Kreuzbruderschaft tragen.
Foto: Gerhard Meißner | Manuel Kernwein aus Zeubelried ist zum ersten Mal zum Kreuzberg gewallt. Auf dem letzten Wegstück durfte er des hölzerne Kruzifix der Kreuzbruderschaft tragen.

"Ich wollt in der Schulzeit schon immer mit", erzählt Kernwein. Vor zwei Jahren hatte er sich  angemeldet, dann kam ihm eine Verletzung dazwischen. Heuer hat es endlich geklappt. "Es ist super anstrengend, du spürst am Abend jeden Muskel", sagt er. "Wenn ich sehe, dass Leute mit 65 und 70 mitlaufen, habe ich es mir einfacher vorgestellt; da kann man sich echt ein Vorbild nehmen."

"Wenn ich sehe, dass Leute mit 65 und 70 mitlaufen, habe ich es mir einfacher vorgestellt."
Manuel Kernwein, Wallfahrer aus Zeubelried

Zu diesen Vorbildern zählt Herbert Eger. Mit seinen 81 Jahren ist er der älteste unter den Wallleuten. Und er ist stolz darauf, dass er auch bei seiner 21. Wallfahrt nur während der größten Mittaghitze einige kurze Strecken im Begleitfahrzeug, dem "Marodi-Wagen", sitzen musste. 1979 hatte der gebürtige Willanzheimer nach Ochsenfurt geheiratet und gleich im ersten Jahr an der Wallfahrt teilgenommen. Es ist also nach 40 Jahren ein Jubiläum für Herbert Eger. Natürlich will er auch den Rückweg nach Ochsenfurt in Angriff nehmen. "Runterwärts geht's einfacher, da bist du schon eingelaufen."

Seit 40 Jahren hat Herbert Eger an jeder Ochsenfurter Kreuzbergwallfahrt teilgenommen und ist mit 81 Jahren jetzt der Älteste. 
Foto: Gerhard Meißner | Seit 40 Jahren hat Herbert Eger an jeder Ochsenfurter Kreuzbergwallfahrt teilgenommen und ist mit 81 Jahren jetzt der Älteste. 

Louis Hofmann ist sozusagen das Gegenstück zu Herbert Eger. Mit zehn Jahren in der Bub aus Bergtheim der jüngste unter den Wallfahrern. Gemeinsam mit seiner Oma Elisabeth Weisz hat er sich in Werneck der Wallfahrt angeschlossen und die rund 70 Kilometer, die es von dort zum Kreuzberg sind, klaglos gemeistert. "An der Kniebreche war ich als erster oben", berichtet er in jugendlichem Ungestüm. Paul Köhler aus Marktbreit ist schon seit den 60er  Jahren dabei. Dass auch er heuer ein Jubiläum feiern könnte, soll nicht verraten werden, sagt er. Zum dritten Mal fährt er einen der beiden Marodi-Wägen und ist überrascht, wie wenige Wallfahrer trotz der Hitze die Mitfahrgelegenheit in Anspruch genommen haben. 

"Runterwärts geht's einfacher, da bist du schon eingelaufen."
Herbert Eger, ältester Wallfahrer

"Ich bin zum neunten Mal dabei, aber das waren bisher die schwierigsten Bedingungen", sagt Matthias Schäffer, der als Vorstandsmitglied der Kreuzbruderschaft dem Organisationsteam um Präfekt Josef Pfeuffer angehört. "Am ersten Tag läufst du praktisch ohne Schatten." Und das bei anhaltend um die 30 Grad. Gerade nach der Mittagpause bekommen manche Wallfahrer Kreislaufprobleme.

Neunmal ist Matthias Schäffer schon zum Kreuzberg gewallt, aber in diesem Jahr sind die Bedingungen am schwierigsten, sagt er.
Foto: Gerhard Meißner | Neunmal ist Matthias Schäffer schon zum Kreuzberg gewallt, aber in diesem Jahr sind die Bedingungen am schwierigsten, sagt er.

Einige haben deshalb abgebrochen. "Nichts Ernstes", sagt Matthias Schäffer, "ich habe heuer mit mehr Ausfällen gerechnet." Am Dienstag nachmittag sorgte ein kurzer Regenschauer für eine willkommene Erfrischung. Doch die währte nicht lang, wie eine Wallfahrerin erzählt. Im nachfolgenden Waldstück sorgte die Feuchtigkeit für Sauna-Bedingungen und trieb den Schweiß erst recht aus allen Poren.

Elisabeth Weisz ist stolz auf ihren Enkel Louis, der mit zehn Jahren der jüngste unter den Wallfahrern ist.
Foto: Gerhard Meißner | Elisabeth Weisz ist stolz auf ihren Enkel Louis, der mit zehn Jahren der jüngste unter den Wallfahrern ist.

Allen Respekt zollt Debütant Konrad Grimm aus Ochsenfurt den übrigen Wallfahrern. Als erfahrener Wanderer kam auch er an seine Grenzen. "Es ist ein deutlicher Unterschied, ob du 20 Kilometer am Tag läufst, oder 47." Die Hitze hat ihm zu schaffen gemacht. "Das war anstrengender als der letzte Anstieg." Die Gebete, die unterwegs beinahe mandraähnlich gesprochen werden, empfinden viele der Wallfahrer als Unterstützung, um sich von der körperlichen Strapaze ablenken und ganz auf den Weg konzentrieren zu können. "Mir wäre etwas mehr Stille lieber gewesen", meint hingegen Konrad Grimm.

"Es ist ein deutlicher Unterschied, ob du 20 Kilometer am Tag läufst, oder 47."
Konrad Grimm, Wallfahrts-Debütant

Nach der Ankunft am Kreuzberg, haben die Wallfahrer Gelegenheit sich auszuruhen, sich am deftigen Essen aus der Klosterküche und dem excellenten Kreuzberg-Bier zu stärken. Vor ihrem Aufbruch am Donnerstagmorgen nehmen viele der Wallfahrer den Wallfahrts-Segen entgegen. Der Priester legt ihnen dabei eine Monstranz mit Holzsplittern auf die Stirn, die der Überlieferung nach vom Kreuz Christi stammen sollen. Der vierte Tag endet nach 35 Kilometern in Arnshausen, einem Stadtteil von Bad Kissingen. Unterwegs wird Heidekraut gesammelt, das die Wallfahren an ihrem letzten Abend in Bergtheim zu Kränzchen binden, die sie später an die Wallfahrt erinnern.

Paul Köhler aus Marktbreit zählt zu den alten Hasen unter den Wallfahrern. Zum dritten Mal fährt er einen der beiden Marodi-Wagen.
Foto: Gerhard Meißner | Paul Köhler aus Marktbreit zählt zu den alten Hasen unter den Wallfahrern. Zum dritten Mal fährt er einen der beiden Marodi-Wagen.

Auch für das letzte Teilstück sind hochsommerliches Wetter und Temperaturen um die 30 Grad angekündigt. Am Samstag gegen 18 Uhr ziehen die Wallfahrer über die Alte Mainbrücke in Ochsenfurt ein und werden von Freunden und Verwandten mit üppigen Blumensträußen empfangen. Viele werden dann sicherlich erleichtert, dass die Hitzeschlacht zum Kreuzberg zu Ende ist.

 
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  • al-holler@t-online.de
    Oh Gott, Herr Meißner; wie schafften Sie es nur aus Wallfahrern fromme Wanderer zu machen?
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  • gaugruzi@web.de
    es wird geschrieben "…...… Wie lange nicht mehr mussten die Wallfahrer gegen hochsommerliche Temperaturen kämpfen ". Bitte sachlich bleiben grinsen Es ist genau 2 bzw. 4 Jahre her da war es mindestens genauso warm grinsen ! Schreibts einfach: Bei ähnlich hochsommerlichen Wetter wie vor 2 bzw. 4 Jahren..... dann passt es grinsen Will net jammern, war trotzdem schön ! Guten Heimweg !
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