Vor drei Jahren hat der Bürgerentscheid „Rettet das Moz“ die Mozartschule vor dem Abriss bewahrt. Seitdem überlegt die Stadt, was sie mit ihr machen soll. Keine leichte Aufgabe, denn das Denkmal eignet sich nicht für jede Nutzung und seine Sanierung wird teuer.
Als Ideen wurden bislang Mittelschulzentrum, Flüchtlingsunterkunft, Sozialrathaus diskutiert. Weiterentwickelt wurde davon keine.
Jetzt gibt es eine neue. Am Donnerstag entscheidet der Hauptausschuss des Stadtrats darüber, ob die VR-Bank den hinteren Teil der Mozartschule entwickelt. Der vordere, hufeisenförmige Teil zur Hofstraße hin, soll im Eigentum der Stadt bleiben und als „Mozarteum“ Schülern, Studenten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
VR will neu bauen und sanieren
Die Volksbank Raiffeisenbank Würzburg (VR-Bank) und die Stadtverwaltung haben eine Kombination aus neuer Bebauung und Sanierung entwickelt.
Das Verwaltungsgebäude der Bank in der Theaterstraße grenzt an das städtische Grundstück der Mozartschule. „Mit einem Neubau im Anschluss daran könnten wir unseren Standort erweitern“, sagt Vorstand Joachim Erhard.
Das zusätzliche Gebäude soll auf der Freifläche hinter dem bisherigen Verwaltungsgebäude direkt bis an den Trakt der Mozartschule angebaut werden. Unter einem Teil ihres Grundstücks hat die VR-Bank bereits eine Tiefgarage, diese könnte erweitert werden.
Klassenzimmer in Wohnung
Die Mozartschule selbst soll erhalten und saniert werden. Die Bank würde dazu die Erbpacht der drei Flügel des hinteren Gebäudeteils erwerben – das Eigentum soll bei der Stadt bleiben. „Zum Großteil würden wir die Klassenzimmer in Wohnungen umbauen. Nicht als Spekulationsobjekt, sondern um diese zu vermieten“, sagt Erhard. Geplant wird das gesamte Projekt von „Oechsner Architekten Ingenieure“. Wie groß der Neubau werden soll und wie viele Wohnungen und Gewerbe im Altbau entstehen sollen, steht noch nicht fest.
„Das Konzept ist ein Mehr-Gewinner-Modell“, sagt Erhard. Die Stadt habe den Vorteil, dass die Bank die Sanierung des Denkmals übernimmt. Die Bank profitiere von der Erweiterung ihres Standorts.
Die Verwaltung beschreibt in ihrer Vorlage für die Stadträte diese Pläne als „behutsame Gestaltung“. Die Kriterien des Bürgerentscheids würden erfüllt. Wesentlich Bestandsbäume, Hatzfeld'scher Garten und Höfe erhalten und Fußgängerwege geschaffen.
OB ist zuversichtlich
„Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Ansatz weiter kommen“, sagt Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Gespräch mit der Redaktion zum Konzept für den Windmühlenflügel. Die Fraktionen des Stadtrats hätten sich nicht ablehnend geäußert und hielten den Vorschlag für diskussionswürdig.
Den Plan im Hufeisen-Trakt verschiedene musische Nutzungen unterzubringen, hatte der OB Anfang vergangenen Jahres ins Gespräch gebracht. Seitdem wurde dieser vom Würzburger Architekturbüro Kuntz und Brück weiter konkretisiert.
Der Hauptteil der Räume sollen der Hochschule für Musik vermietet und der Sing- und Musikschule überlassen werden. Den Rest, unter anderem Foyer und Aula, nutzt die Stadt – zum Beispiel für Ausstellungen und Veranstaltungen oder Gastronomie. Schuchardt: „Mit der Mischung aus kultureller und öffentlicher Nutzung wird die Intention des Bürgerentscheids umgesetzt.“ Etwa 12 Millionen Euro kostet die Sanierung nach momentaner Schätzung.
BI sieht offene Fragen
Zumindest einen Teil der Investition würde die Stadt gerne mit der Miete von der Hochschule für Musik verdienen, seit längerem wird darüber mit dem Freistaat verhandelt. „Die Verhandlungen sind auf einem guten Weg“, sagt der OB.
Die BI sieht die neuen Pläne prinzipiell positiv. „Einiges ist aber noch sehr vage“, sagt Sprecher Jörg Töppner und nennt als Beispiele, ob möglichst viele Bäumen und das Wandfresko im Eingang zur Maxstraße erhalten werden.
Ob die VR-Bank tatsächlich mit ins Boot steigt und die angedachten Pläne konkretisiert werden, entscheidet am Donnerstag der Hauptausschuss. Warum wird dieses wichtige Projekt nicht vom gesamten Stadtrat behandelt? Laut Verwaltung ist das ausreichend. „Es werden ja keine Rahmenbedingungen festgelegt und kein endgültiger Beschluss gefasst.“
Chronik
Die Mozartschule hat die Stadt 1955 nach einem Entwurf des damaligen Baudirektors des Hochbauamtes Rudolf Schlick gebaut. 1995 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, zeitgleich begann die Stadt mit Investoren zu verhandeln, um das Areal von Schule und Kardinal-Faulhaber-Platz zu bebauen.
Das städtische Mozart-Gymnasium war hier bis 2001 untergebracht. 2007 entschied der Stadtrat, das Gebäude abreißen zu lassen, um auf dem Areal von Schule und Faulhaber-Platz ein Einkaufszentrum zu bauen. Mehrere Anläufe dazu scheiterten. 2011 bewarb sich die Stadt mit dem Gelände erfolglos als Standort für ein Landesmuseum des Freistaats. 2012 startete ein neuer Investorenwettbewerb für ein Einkaufszentrum plus Büros, Wohnungen und einer Tiefgarage mit 900 Stellplätzen.
Im Bürgerentscheid „Rettet das Moz“ stimmte 2015 die Mehrheit der Wähler (Beteiligung 20 Prozent) für den Erhalt der Schule. Der Bürgerentscheid „Grüner Platz am Theater“ verhinderte 2017 die Bebauung des Platzes und eine Tiefgarage. Seitdem 2016 das Central-Kino ausgezogen ist, finden in der Aula keine Veranstaltungen mehr statt. Das Gebäude wird von Schulen, Vereinen und privaten Mietern genutzt.
Bäckereien,Hörgeräte- und Telefonläden überfluten die Innenstadt.Es wird Zeit ,daß der amtierende ,den Sradtrat bestimmende Stadtbaurat endlich abdankt;in der Hoffnung,daß eine fähigere Person nachrückt und der bauwütigen ,Stadt verschandelnden Volks-und Raiffeisenbank Würzburg Einhalt gebietet!
Am Marktplatz hätte ich mir auch gerne ein Häuschen hingestellt.
Vielleicht bauen wir auch noch ein Bürogebäude in den Hofgarten?
Ich oute mich mal und gebe zu, dass mir das moderne Gebäude am Marktplatz als Gegenwartsarchitektur der 2000er-Jahre ganz gut gefällt. Im Übrigen auch die Freier-Bauten am Oberen Markt.
Und als Denkanstoss:: Hätte man zu Zeiten der Planung der Würzburger Residenz im 18 Jahrhundert schon die heutigen Errungenschaften wie Demokratie, Meinungsfreiheit und Bürgerentscheide gehabt, wäre selbige niemals gebaut worden. Das damalige Bildungsbürgertum wäre sicherlich lieber in der althergebrachten Holzhüttenarchitektur verhaftet geblieben, weil das "´ja historisch ist" und städtebaulich gut zu Würzburg passt.