Viele große Handelsketten wie Rewe, Kaufland, Penny, Lidl, Edeka oder Drogeriemärkte wie dm oder Rossmann bieten ihren Kundinnen und Kunden eigene Apps an. Mit diesen Supermarkt-Apps versprechen sie Rabatte, Vergünstigungen und andere Vorteile - und bei vielen Verbrauchern sind die Zugaben beliebt. Doch gerade viele ältere Menschen haben kein Smartphone - und werden so von aktuellen Aktionspreisen ausgeschlossen.
Ist es überhaupt ratsam, solche Apps oder auch Kundenkarten zu verwenden? Wie hoch ist der Preisnachlass wirklich? Und wie kann man vermeiden, persönliche Informationen preiszugeben?
Simone Rzehak, Juristin und Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale in Würzburg, antwortet auf die wichtigsten Fragen.
Viele Rabatte von Supermärkten gibt es nur mit App: Ist das erlaubt?
"Das Prinzip ist immer ähnlich", sagt Rechtsexpertin Simone Rzehak. Als Teilnehmerin oder Teilnehmer müsse man sich registrieren: "Dann erhalten Sie spezielle Angebote oder für jeden Einkauf einen bestimmten Betrag an Punkten, die später in Geld- oder Sachprämien umgewandelt werden können." Juristisch fallen die Apps unter die Vertragsfreiheit, erklärt Rzehak. Es gehe um eine Sonderkondition, die denjenigen eingeräumt wird, die diese App nutzen. Das ist legitim, sagt die Juristin, auch wenn dabei vielleicht einige Personengruppen ausgeschlossen werden.
Welche Vorteile haben Supermarkt-Apps für Kundinnen und Kunden?
Die meisten Kundenkarten sind kostenlos und gewähren Rabatte von einem halben bis zu drei Prozent. Für die Unternehmen bringen die Karten und auch Apps Vorteile: Sie sind mit dem Namen, dem Geburtsdatum und der Adresse der Nutzerinnen und Nutzer verknüpft. Und mit dem aktuellen Standort sowie dem Datum und der Uhrzeit der Nutzung und des Einkaufs: "Der Kunde hinterlässt dem Unternehmen jede Menge Daten", erklärt die Juristin. "Nämlich die gesamte Einkaufshistorie, einschließlich der Informationen darüber, was, wann und wie oft gekauft wird."
Können Kundinnen und Kunden man mit Apps tatsächlich sparen?
"Es ist wichtig, sich stets gut zu informieren, denn Rabatte können dazu verleiten, zu viel zu kaufen", sagt Verbraucherberaterin Simone Rzehak. Und gibt ein anschauliches Beispiel: Kostet der Blumenkohl statt 1,99 Euro nur 99 Cent kostet, kann man Geld sparen. Doch kauft man deshalb gleich drei Stück, stellt man daheim vielleicht fest, dass man gar nicht so viel Blumenkohl essen kann und will: Letztlich hat man nichts gespart. "Man darf den eigenen Bedarf nicht aus den Augen verlieren", warnt die Verbraucherschützerin.
Welche Nachteile haben Rabattkarten und -Apps?
"Apps unterstützen nicht dabei, den Überblick zu behalten, sondern fördern die Kundenbindung an ein Unternehmen", erklärt die Juristin der Verbraucherzentrale. Die gesammelten Punkte könnten in der Regel nur innerhalb einer bestimmten Frist gegen Prämien eingelöst werden und verfallen dann. Viele Kundinnen und Kunden würde aber ihre gesammelten Punkte nicht riskieren wollen. Dies führe dazu, dass sie nicht mehr in anderen Märkten einkaufen und günstigere Angebote dort nicht beachten. "Die größte Gefahr ist, dass man durch die Coupons mehr kauft als beabsichtigt", sagt Rzehak.
Welche Risiken haben Supermarkt-Apps?
Kunden-Apps im Einzelhandel können praktisch sein, aber sie erfordern oft umfangreiche Zugriffe auf persönliche Daten. In der Regel bitten diese Apps um Erlaubnis, das Einkaufsverhalten auszuwerten. "Leider lesen sich viele Menschen diese Hinweise zum Datenschutz nicht durch", sagt Simone Rzehak. Dort stehe meist genau, wofür die Daten verwendet werden.
Verbraucherinnen und Verbraucher können aber auch im Nachhinein noch einmal abfragen, welche ihrer Daten gespeichert und wie diese genutzt werden. "Das geht per E-Mail oder auch per Post", sagt Rzehak. Auf der Seite der Verbraucherzentrale Bayern gibt es für eine solche Abfrage ein Musterschreiben unter www.verbraucherzentrale-bayern.de/musterbriefe.
Warum sind persönliche Daten so interessant für Unternehmen?
Handelsunternehmen nutzen in der Regel Daten, um Informationen über die persönliche Situation der Nutzer zu gewinnen. Anhand des Kaufverhaltens können sie beispielsweise feststellen, dass jemand keinen Rotwein mehr kauft, sondern stattdessen alkoholfreien Sekt. Daraus könnten die Unternehmen ableiten, dass die Person vielleicht schwanger ist - und ihr Rabatte für Schwangerschafts-Vitaminsaft anbieten.
Oder sie erkennen, dass jemand regelmäßig Hundefutter kauft - und machen Angebote für Hundehotels oder andere Tierprodukte. "Das gesamte Verhalten der Kunden wird im Hintergrund analysiert", sagt die Rechtsexpertin.
Niemand wisse genau, was mit all den Daten passiert - deshalb rät Simone Rzehak, vorsichtig zu sein. Wer durch die Apps nicht ausgespäht werden will? "Dann sollten Sie die Datenschutzeinwilligungen und -einstellungen sorgfältig prüfen und diese gerade auch bei Updates der Supermarkt-App im Blick behalten."