
Seine Eltern sind stolz auf ihn, sagt Christoph Schröder. Aber nicht nur wegen der Sache mit der Direktkandidatur für Volt bei der diesjährigen Bundestagswahl. Sondern auch, weil Schröder der erste in seiner Familie ist, der studiert hat, sich für soziale Gerechtigkeit starkmacht und mit 34 Jahren neben dem Beruf seine Doktorarbeit schreibt.
Leicht war das nicht immer, sagt er. Während andere Studenten monatlich finanzielle Unterstützung von ihren Eltern erhalten, war das bei den Schröders nicht drin. Deshalb ging es für Christoph Schröder nach den Vorlesungen oft direkt weiter zum Nebenjob. Dort gab es dann fünf Euro Stundenlohn für das Kistenschleppen im Getränkemarkt, einer seiner ersten Studentenjobs. "Das war noch vor dem Mindestlohn."
Politik war bei ihm Zuhause immer Thema am Küchentisch
Beschweren will sich Schröder aber nicht. "Ich bin mir bewusst, wie privilegiert meine Situation war und ist. Ich bin weiß, männlich und gesund." Das Bewusstsein scheint nicht einfach nur daher gesagt, wenn man sich den Lebenslauf des 34-Jährigen anschaut. Nach dem Getränkemarkt wurden die Jobs schnell anspruchsvoller. Nach dem Lehramt-Studium für Deutsch, Geschichte und Philosophie, schob Schröder den Master hinterher und gab nebenbei Deutschunterricht in einer forensischen Einrichtung für psychisch beeinträchtigte Straftäter.
Später hat er mit arbeitslosen Menschen gearbeitet, die aus verschiedenen Gründen nicht den Weg in den Arbeitsmarkt finden konnten und war als Integrationsbeauftragter für Unterbringung und Betreuung von Menschen mit Fluchterfahrung in der Kommune tätig. Das Bewusstsein, sich für Schwächere einzusetzen und sein Sinn für soziale Gerechtigkeit haben sich früh entwickelt, sagt er. "Politik war zu Hause immer ein Thema am Küchentisch." Sein Vater sei jahrelang Kreisrat für die Linke in Schweinfurt gewesen. Ihre Ansichten seien aber oft auseinander gegangen und sorgten für Diskussionen.
Digitalisierung ist ein Steckenpferd von Christoph Schröder aus Würzburg
Vielleicht ahnte sein Vater es schon und nahm es Schröder deshalb nicht übel, als er 2024 bei den Linken austrat. "Ich war dort eh nur passives Mitglied, weil die mich mit den Inhalten vor Ort nie so überzeugt haben." Dann stieß er auf Volt, und die überzeugten ihn offenbar. Unter anderem mit den drei Punkten, die auch Schröder besonders wichtig sind: Bildungsgerechtigkeit, soziale Gleichheit und Digitalisierung.
Letzteres sei immer eine schwierige Gratwanderung, sagt Schröder, der seit Sommer 2023 als Referatsleiter für Digitalisierung in einer Kommunalverwaltung arbeitet. Er kennt also die Herausforderungen, die das Thema mit sich bringt. "Man muss schnell genug für diejenigen sein, die voran wollen, darf aber dabei nicht diejenigen verlieren, die sich mit dem Thema nicht so schnell anfreunden können."
Volt will Zusammenhalt statt Spaltung
Ziel müsse es sein, alle mit der Digitalisierung abzuholen, denn wer nicht von Beginn an das Thema Künstliche Intelligenz herangeführt werde, verliere den Anschluss und das habe den sozialen Abstieg zur Folge. Das behauptet Schröder nicht nur, sondern untersucht diese These gerade in seiner Doktorarbeit. Für ihn steht fest: "Ich möchte weder in meinem jetzigen Job, noch in der Politik, dass die Digitalisierung einen Keil zwischen uns treibt."
Er will mit Volt den Fokus auf das engere Zusammenwachsen legen, statt auf das Auseinander-Driften. Hat Schröder nicht Bedenken, damit weniger Wählerinnen und Wähler zu erreichen? Immerhin scheinen viele andere Parteien im diesjährigen Bundestagswahlkampf mit Spaltung auf Stimmenfang zu gehen. Schröder glaubt dennoch an das Erfolgsrezept seiner Partei. "Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir über die Fünfprozenthürde kommen."
Aufruf von Schröder: Nicht strategisch wählen, sondern nach Übereinstimmungen
Wie realistisch das ist, wird die Bundestagswahl zeigen. Aber eine hohe Übereinstimmung beim Wahl-O-Mat allein, bringt die Wählerinnen und Wähler nicht immer dazu, am Ende auch ein Kreuz bei der Partei zu machen – vor allem bei einer Kleinpartei. "Ich mache keinen Hehl daraus. Das haben viele Leute am Wahlstand zu mir gesagt, und auch im Bekanntenkreis."
Er rät jedoch davon ab, strategisch zu wählen. "Man sollte die Partei wählen, mit der man die meisten Übereinstimmungen hat. Das wäre vernünftig." Sonst setze man am Ende das Kreuz bei einer Partei, mit der man vielleicht nur 60 Prozent Übereinstimmung hat, oder weniger und wundert sich dann, dass man mit den Inhalten und der Umsetzung im Bundestag nicht zufrieden ist.
Christoph Schröder, Volt-Direktkandidat für Würzburg
Wohnort: Würzburg (ursprünglich aus Werneck)
Studium: Deutsch, Geschichte und Philosophie (Lehramt Master) + berufsbegleitender Master Socialmanagement
Politische Karriere: seit 2024 bei Volt
Beruf: Referent für Digitalisierung
Hobbys: Laufen, Schwimmen, Fahrradfahren