Erneuter Zuwachs bei Schülerinnen und Schülern, Lehrkräfte weiter händeringend gesucht: So lässt sich die Situation an den unterfränkischen Grund- und Mittelschulen vor Beginn des neuen Schuljahres zusammenfassen.
Insgesamt scheint die Personalnot zwar nicht so drückend wie vor einem Jahr. Der Unterricht sei gesichert, heißt es in einer Pressemitteilung der Regierung von Unterfranken. Grund zum Aufatmen gibt es aber nicht, wie aus aktuellen Daten hervorgeht.
Mehr Klassen an unterfränkischen Grundschulen
Während die Schülerzahlen an den 97 Mittelschulen stabil sind, steigen sie an den 248 staatlichen Grundschulen in Unterfranken um vier Prozent an. Das bedeutet: an die 80 Klassen mehr und ein größerer Bedarf an Lehrkräften.
Die Klassengrößen bleiben mit durchschnittlich 21 Schülern in der Grundschule und gut 19 in der Mittelschule etwa gleich. Nur in zehn Prozent aller Klassen würden mehr als 25 Kinder oder Jugendliche unterrichtet, berichtet die Regierung.
Mit Klassenleitungen seien die Grund- und Mittelschulen "ordentlich versorgt", sagt der stellvertretende Pressesprecher Nicolas Rupp. Probleme räumt er für den Fachunterricht an den 5. und 6. Klassen der Mittelschule im Bereich Aschaffenburg ein. Hier gebe es noch Lücken, etwa im Werkunterricht. "An deren Beseitigung wird mit Hochdruck gearbeitet."
Erneut hat der Freistaat alle ausgebildeten Grund- und Mittelschullehrkräfte bis zur Examensnote 3,5 eingestellt. Die Rekrutierung von Lehrkräften bleibt für Regierung und Schulämter eine immense Herausforderung. In Unterfranken mussten 319 Vollzeitkontingente – aufzuteilen auf deutlich mehr Stellen – wegen Abgängen in den Ruhestand oder Elternzeit aufgefüllt werden. Doch wie schon im Vorjahr war dies nur zur Hälfte regulär über Verbeamtungen oder Versetzungen möglich.
Die andere Hälfte muss laut Regierung mit befristeten Verträgen gedeckt werden. Dazu versuche man weiterhin, Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für einen Wechsel in den Schuldienst oder eine Aushilfstätigkeit zu gewinnen. Dies ist mittlerweile ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium möglich, als "Unterstützungslehrkräfte" kommen auch Studentinnen und Studenten und pensionierte Lehrkräfte in Frage.
Immerhin sei die Grundversorgung in allen Schulamtsbezirken gesichert. Noch schrittweise auszubauen sei das so genannte "flexible Budget", dazu zählen Unterrichtsvertretungen, die bei Krankheitsausfällen zum Einsatz kommen. Laut Regierung stehen hier zum Schuljahresbeginn rechnerisch 227 Vollzeitstellen zur Verfügung. Anders als im Vorjahr seien diese Mobilen Reserven nicht schon am ersten Schultag voll im Einsatz, so Sprecher Rupp.
Weniger Referendare für die Grundschule, Quereinsteiger für die Mittelschule
Perspektivisch dürfte die Lage angespannt bleiben: Aktuell gehen in Unterfranken 151 Anwärterinnen und Anwärter für das Grundschullehramt ins zweijährige Referendariat – im Vorjahr waren es noch 160. An den Mittelschulen blieb die Zahl mit 67 dagegen gleich. Hier hat offenbar eine Sondermaßnahme des Kultusministeriums gefruchtet, wonach auch ältere Interessierte mit Uni-Abschluss ohne ein Lehramtsstudium das Referendariat absolvieren können.
Eine große Aufgabe bleibt laut der Regierung von Unterfranken die Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, nicht zuletzt von Flüchtlingskindern aus der Ukraine. Viele von ihnen können aus den speziellen Brückenklassen in normale Klassen wechseln. Doch der Zuzug von Migranten hält an – entsprechend werden 53 Deutschklassen (22 an Grundschulen, 31 an Mittelschulen) eingerichtet, sieben mehr als im vergangenen Jahr.
Die Regierung von Unterfranken ist für Grund- und Mittelschulen, berufliche Schulen und Förderschulen in ganz Unterfranken zuständig. Gymnasien und Realschulen werden dagegen vom Kultusministerium über Ministerialbeauftragte (MB) in den einzelnen Regierungsbezirken gesteuert. In den 48 unterfränkischen Gymnasien und 45 Realschulen ist die Situation zum Schuljahresbeginn vergleichsweise entspannt.
Situation an Gymnasien und Realschulen in Unterfranken ist weniger angespannt
Der Unterricht sei mit dem vorhandenen Personal gut abgedeckt und gewährleistet, sagt Christian Raith als stellvertretender Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Unterfranken. Nur in Einzelfällen müssten auch mal externe Kräfte eingestellt werden. Gleichwohl versucht das Kultusministerium mit speziellen Programmen, Lehrkräfte für Mangelfächer wie Informatik, Physik oder Kunsterziehung zu gewinnen.
Keine Ausfälle auch an den Realschulen: "Die Unterrichtsversorgung in Unterfranken ist prinzipiell gut", sagt der Ministerialbeauftragte Marcus Ramsteiner. Der Bedarf könne an allen Realschulen mit den vorhandenen Stundenbudgets gedeckt werden. Allerdings mussten dafür an einigen Schulen die möglichen Fächerverbindungen geändert werden.
Sollte eine Lehrerin oder ein Lehrer krank werden, könne man sich mit Unterrichtsstunden aus der "Integrierten Lehrerreserve" der jeweiligen Schule behelfen, so Ramsteiner. Außerdem stünden ausreichend Mittel für Aushilfslehrkräfte zur Verfügung – wenngleich sie zunehmend schwieriger zu finden seien.