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Würzburg
Von Sushi, Forelle oder Kartoffelsalat: Diese 6 Gerichte kommen an Heiligabend bei Würzburger Redakteuren auf den Tisch
Sechs Redakteurinnen und Redakteure erzählen, was sie am 24. Dezember mit der Familie essen und welche Tradition dahinter steckt.
Sechs Redakteurinnen und Redakteure aus der Lokalredaktion Würzburg Stadt und Land erzählen, was bei ihnen an Heiligabend auf den Tisch kommt. 
Foto: Patty Varasano, Thomas Obermeier, Christoph Weiss | Sechs Redakteurinnen und Redakteure aus der Lokalredaktion Würzburg Stadt und Land erzählen, was bei ihnen an Heiligabend auf den Tisch kommt. 
Katja Glatzer
,  Manuela Göbel
,  Nargis Silva
,  Sophia Scheder
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 29.12.2024 02:31 Uhr

Kartoffelsalat mit Würstchen, Gänsebraten, Raclette oder Fondue: Bei vielen Familien kommen diese Gerichte zu Heiligabend auf den Tisch und erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch warum ist dies so? Und welche Tradition steckt dahinter?  Sechs Redakteurinnen und Redakteure erzählen, was es Leckeres am 24. Dezember gibt und geben Einblick, woher ihre Tradition kommt.

1. Nargis Silva: Die "Siebenerlei", unsere böhmische Familientradition 

Nargis Silva freut sich auf Weihnachten und die böhmische 'Siebenerlei'. 
Foto: Patty Varasano | Nargis Silva freut sich auf Weihnachten und die böhmische "Siebenerlei". 

Weihnachten ist bei uns ein Fest für den Gaumen – und für die Seele. Schon die Urgroßeltern meiner Schwiegermutter haben in ihrer Heimat Böhmen eine Tradition gepflegt, an der wir heute noch festhalten und die uns jedes Jahr aufs Neue erfreut: die "Siebenerlei". Was das ist? Sieben Teller beziehungsweise Tassen voller Köstlichkeiten, die für etwas Besonderes im Leben stehen.

Zunächst werden vier kleine Teller gereicht. Los geht es mit Butterbrot mit Salz – damit wir auch im nächsten Jahr niemals Hunger leiden. Weitere Brotstücke schwimmen in warmer Milch und sorgen für Schönheit. Walnüsse stehen für einen wachen Geist, Apfelschnitze sollen uns gesund halten. Anschließend gibt es Fisch, denn der bringt Glück. Bei der Familie meines Mannes gibt es seit zwanzig Jahren stattdessen Sushi – und damit einen Hauch Moderne. Den süßen Abschluss bilden Apfelstrudel und ein heißer Tee oder Kaffee – für die Gemütlichkeit, die an Heiligabend nicht fehlen darf.

Die "Siebenerlei" bringt nicht nur Glück, sondern der ganzen Familie Freude – genau so, wie es an Weihnachten sein sollte. Ein kleiner Tipp am Rande, direkt aus der Familientradition: Bitte kein Salz verstreuen! Das könnte Ärger bringen.

2. Sophia Scheder: Der Truthahn als alte Familientradition

Für Sophia Scheder gehörte der Truthahn früher traditionell zum Weihnachtsmenü dazu.
Foto: Sophia Scheder | Für Sophia Scheder gehörte der Truthahn früher traditionell zum Weihnachtsmenü dazu.

Seitdem mein Bruder seine eigene Familie gegründet hat, verbringen wir Heiligabend jedes Jahr bei ihm. Anders als in der Vergangenheit, als wir unsere feste Familientradition pflegten, was das Menü anging, überrascht er uns stets mit neuen Ideen. Gleich bleibt jedoch: immer ein Drei-Gänge-Menü, immer aufwändig gekocht, immer eine Überraschung und immer ein Gaumenschmaus.

Früher, in unserem Elternhaus, hatten wir die Tradition, an Heiligabend einen Truthahn zu servieren. Einmal jedoch hat es der Metzger besonders gut mit uns gemeint und uns einen außergewöhnlich großen Vogel verkauft. Am Morgen des 24. Dezember stellten meine Eltern jedoch fest, dass der Truthahn schlichtweg nicht in unseren Ofen passte. In Panik und mit der Sorge, an diesem Abend vor einem leeren Tisch zu sitzen, griff mein Vater zum Telefon und rief einen befreundeten Gastronomen an. Glücklicherweise konnten wir den Truthahn in seinem großen Ofen braten lassen – und so war Weihnachten gerettet.

3. Torsten Schleicher: Erlaubt ist nur ein "bunter" Kartoffelsalat

Für Torsten Schleicher stellt ein besonderer Kartoffelsalat das kulinarische Synonym eines Heiligabends dar.
Foto: Christoph Weiss | Für Torsten Schleicher stellt ein besonderer Kartoffelsalat das kulinarische Synonym eines Heiligabends dar.

Wenn das Glöckchen zu Bescherung verklungen ist und die Geschenke ausgepackt sind, kommt der Moment der Wahrheit: Schmeckt ER so wie immer? Solange ich mich an die inzwischen vielen Heiligabende in der Familie erinnern kann, stand Mutters bunter Kartoffelsalat auf dem Tisch. Nix Bayerisches, nix einfach "mit Essig und Öl", sondern nach dem Rezept meiner Oma, und die stammte aus dem Sudetenland. Dieser Kartoffelsalat, der für mich das kulinarische Synonym eines Heiligabends darstellt, ist ein Kunstwerk aus vielerlei Zutaten: Neben den unvermeidlichen Kartoffeln müssen Möhren, Sellerie, Gurken, Jagdwurst, Apfel, bisschen Heringssalat und hartgekochtes Ei hinein, die Kapern nicht zu vergessen.

Selbstverständlich muss er mit Mayonnaise angemacht sein, und hier lag vor einigen Jahres das Problem. Meine Mutter meinte es gut mit sich und mit uns und produzierte ihren Kartoffelsalat kalorienarm – mit irgendwas aus Joghurt. Die erste Gabel davon im Mund, und schon war klar: Hier stimmt was nicht! Bei dem einen Versuch ist es Gott sei Dank geblieben, der Proteststurm am Tisch war dann doch zu groß. Untrennbar zum Salat gehören Bockwürstchen. Bei denen wiederum besteht die Kunst darin, sie heiß zu kriegen, ohne dass sie platzen. Aber das ist ein Thema für sich…

4. Katja Glatzer: Wenn der Fisch direkt aus dem Teich kommt   

Forelle kommt bei Katja Glatzer schon seit vielen Jahren an Heiligabend auf den Teller.
Foto: Tom Lamers | Forelle kommt bei Katja Glatzer schon seit vielen Jahren an Heiligabend auf den Teller.

Die Weihnachtskerzen draußen auf der Tanne im Garten leuchten, drinnen duftet es nach Tannennadeln und Lebkuchen. Die vier Kerzen des Adventskranzes sind angezündet und die Geschenke liegen um den Kamin herum verteilt. Das Gefühl von Heiligabend ist fast da. Vervollständigt wird dies durch die Fahrt zum Forellengut - egal ob bei Regen, Schnee oder Sonnenschein. Forelle, Stör oder Karpfen gibt es dort in S, M, L oder XL frisch aus dem Teich. Bei uns in der Heimat kommt am 24. traditionell die Forelle auf den Teller - in mittelgroß.

Wichtig dabei, dass sie im Ofen noch "blau" gekocht wird. Das ist eine Zubereitungsart, bei der die Schleimschicht der Fischhaut eine beim Garen eine blassblaue Farbe annimmt. Je blauer, desto eleganter - so die Devise. Dazu gibt es Kartoffelsalat, angemacht mit Essig und Öl. Einzig das Entgräten des Fisches bietet jedes Jahr einen Hauch von innerfamiliären Stress. Doch beim ersten Bissen Forelle, die ganz zart und würzig schmeckt, wird Großeltern, Eltern und Kindern immer wieder aufs Neue bewusst, wie schön, es ist, dass an Heiligabend alle zusammen sind.

5. Gerhard Meißner: Zum Christbaum gehört ein gebeizter Lachs

Gerhard Meißner mit seinem gebeizten Lachs zum Heiligen Abend, der bis dahin in einem Bett aus Zucker, Salz und Gewürzen ruhen muss.
Foto: Judith Meißner | Gerhard Meißner mit seinem gebeizten Lachs zum Heiligen Abend, der bis dahin in einem Bett aus Zucker, Salz und Gewürzen ruhen muss.

Obligatorische Verwandtschaftsbesuche an Weihnachten waren mir als Kind schon ein Graus. Deshalb haben wir es uns angewöhnt, am Heiligen Abend die ganze Familie zum Essen einzuladen. Sehr groß ist sie zum Glück nicht. Und auch seit wir zwei Enkelkinder haben, passen noch alle um einen Tisch. Die beiden Feiertage können wir dann in aller Ruhe genießen.

Es mag 20 Jahre her sein, dass ich auf die Idee kam, zur Vorspeise einen Lachs zu beizen. Das ging erstaunlich einfach und die Resonanz war überwältigend. Seitdem gehört der gebeizte Lachs als Vorspeise bei uns zu Weihnachten wie der Christbaum. Hinterher gibt's dann einen Hauptgang, der ruhig etwas kleiner ausfallen darf, weil sich ja alle schon am Lachs fast satt gegessen haben.

Inzwischen versorge ich sogar ein befreundetes Ehepaar regelmäßig mit einer gebeizten Lachsseite, was die Kapazität meines Kühlschranks langsam an die Grenzen bringt. Immerhin muss der Fisch drei Tage lang in einer Mischung als Zucker, Salz und Gewürzen ruhen, bevor er serviert wird. Wichtig ist dabei, dass der Lachs ordentlich beschwert wird. Ich nehme dafür ein Holzbrett und einen Pflasterstein. Nur so bleibt das Fleisch schön fest und wird nicht so läpprig wie der gebeizte Lachs aus dem Supermarkt.

6. Conny Puls: An Heiligabend ist "Schmalhans" angesagt

Dieses Jahr gibt es bei Conny Puls Fondue am Weihnachtsabend - entgegen der Tradition.
Foto: Norbert Hohler  | Dieses Jahr gibt es bei Conny Puls Fondue am Weihnachtsabend - entgegen der Tradition.

Bei uns ist grundsätzlich an Heiligabend "Schmalhans", also leichte Kost, angesagt, die in diesem Jahr aber unterbrochen wird, da wir bei Freunden zum Fondue eingeladen sind.

Traditionell aber gilt: Irgendwas mit Fisch muss auf den Tisch. Dies war schon in Kindheitstagen so. Neben dem traditionellen Heringssalat gab es oft auch Forelle  - frisch aus dem Teich. Doch diese Tradition sollte ein abruptes Ende finden. Wie so oft kam mein Vater an einem Heiligmorgen mit dem Frischfang heim und ließ ihn in die Badewanne - sollte er doch so frisch wie möglich serviert werden. Meine Schwester und ich (seinerzeit sechs und acht Jahre alt) nutzten die Gelegenheit und spielten mit der munteren Forelle.

Irgendwann hörte ich meinen Vater fragen: "Wo stecken eigentlich die Kinder?" Meine Mutter rief aus der Küche: "Ich glaube, die sind im Bad." Ein lautes Stöhnen raunte durch den Flur, er öffnete die Tür und fragte - nichts Gutes erwartend: "Was macht ihr da?" Wir streichelten den Fisch und meine Schwester verkündete glücklich: "Guck mal Papa, wie Fridolin an meinem Finger knabbert." Meinem Vater entfuhr es entsetzt: "Ihr habt ihm einen Namen gegeben?" Erst Kopfschütteln, dann Ratlosigkeit. Klar war nur Eines: Etwas mit Namen konnte er nicht töten. Also brachten wir Fridolin zurück zum Teich. Ab dieser Zeit gab es eine Schnittchenplatte - mit geräuchertem Aal.  

 
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