Seit' an Seit' steht Volkmar Halbleib an der Seite der Parteichefin. Erst in München, dann auf dem Würzburger Marktplatz. Die Hände zum Gebet gefaltet, den Blick stur nach vorne gerichtet. Keinen Mundwinkel verzieht er, als Andrea Nahles zugibt, die Reaktionen auf den Fall Maaßen falsch eingeschätzt zu haben. Diese Bilder gehen durch die Republik - und der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib ist mitten im Geschehen.
Das passt zu ihm. Halbleib ist keiner, der die SPD-Fahne gering hält. Motiviert schreitet er voran, redet ungern über die wieder einmal schlechten Umfragewerte, ist stolz auf die sozialdemokratische Geschichte. In die SPD tritt der Verwaltungsjurist 1987 ein. Kurz nach dem Ende der sozial-liberalen Koalition. Es sind die großen Themen, die ihn damals wie heute beschäftigen: Energiepolitik, Umweltschutz, Soziales. Vor allem die Frage, wie lässt sich das alles miteinander in Einklang bringen, treibt ihn um.
Ein klassischer Sozialdemokrat
Halbleib wächst nicht in einem typischen sozialdemokratischen Elternhaus auf. Der Vater, jahrzehntelang CSU-Mitglied und wertkonservativ. Der Großvater, Arbeiter. "Meine Eltern übten bewusst keinen Einfluss aus", erzählt er. "Nur, dass wir uns engagieren sollen, gaben sie uns mit auf dem Weg."
Volkmar Halbleib gilt als klassischer Sozialdemokrat. Als einer, der ackert, der analysiert, der sich politisch auseinandersetzt und der vor allem inhaltlich denkt. Und schon fängt er an: "Sozial Schwache müssen an der Gesellschaft teilhaben können. Die Politik muss sich sozial ausrichten: angefangen bei der Rente, über die Unterstützung von Familien und Alleinerziehenden bis hin zu bezahlbarem Wohnraum."
Der schonungslose Aufklärer
Halbleib wächst in Ochsenfurt auf, besucht das Gymnasium in Marktbreit, studiert Jura. Die Karriere verläuft geradlinig. Mit 30 Jahren wird er Verwaltungsrichter in Ansbach, zwei Jahre später leitet er bereits die Umweltabteilung am Landratsamt in Bad Kissingen. Bis 2008 ist er an der Regierung von Unterfranken verantwortlich für das Sachgebiet Organisation, Information und Kommunikation. Dann will Halbleib Bürgermeister in Ochsenfurt werden. Seine Chancen stehen gut. Die Stadt war über Jahrzehnte hinweg in sozialdemokratischer Hand. Doch dieses Mal verliert der SPD-Kandidat, wenn auch knapp in der Stichwahl gegen den CSU-Kandidaten. Noch im gleichen Jahr wird Halbleib Landespolitiker.
In der bayerischen Sozialdemokratie gehört der Mann aus Ochsenfurt inzwischen zu den führenden Köpfen. Schonungslos versucht er im GBW-Untersuchungsausschuss den Verkauf der gemeinnützigen bayerischen Wohungsbaugenossenschaft aufzudecken. Leidenschaftlich sucht er dabei die politische Auseinandersetzung. Mit Platz eins auf der Liste der unterfränkischen SPD gilt seine Wiederwahl in den Landtag als gesichert.
Zuversichtlich in die Landtagswahl
Aber er weiß auch, dass sich viele von der SPD abgewandt haben. "Da müssen wir uns doppelt anstrengen, sie wieder zu erreichen", sagt er. Ursachen habe das viele. Die Politik sei komplizierter geworden. Sie zu erklären falle immer schwerer. Sachliche Diskussionen gebe es kaum. Auf Ressentiments setzen, wie es die CSU in der Flüchtlingspolitik macht, werde die SPD niemals tun. Halbleib denkt in längeren Linien. "Wenn wir uns in diesem Jahr politisch nicht durchsetzen können, versuchen wir es im nächsten Jahr eben wieder."
Und er hält es sogar für möglich, dass die SPD in Bayern noch ein gutes Ergebnis bei der Landtagswahl einfährt. "Der Zweck der Politik ist nicht die SPD - es ist die Sozialdemokratie. Vor allem die Werte, die dahinter stehen", sagt er zuversichtlich und blickt auf die Sorgen und Probleme der Menschen. Über die will er reden, Lösungen suchen, Antworten geben.
"Ich bin kein Mechaniker der Macht", sagt er und will keiner dieser abgebrühten Typen sein, für die Karriere alles ist. Demütig fügt er hinzu: "Ich bin auf Zeit gewählt und versuche, in dieser Zeit vieles für die Region zu erreichen. Stets Seit' an Seit' mit den Menschen."