Höhere Löhne, mehr Bafög: Für bessere Arbeitsbedingungen sind am Montag bundesweit Hochschulbeschäftigte und Studierende auf die Straße gegangen, so auch in Würzburg. Zum Aktionstag unter dem Motto "Schluss mit prekärer Wissenschaft" hatte ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Studierendenvertretungen und hochschulpolitischen Organisationen aufgerufen.
Auch Studierende, die als Hilfskräfte an der Universität Würzburg arbeiten, demonstrierten für bessere Beschäftigungsverhältnisse. Mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule haben laut Studierendenvertretung an der Demo in der Würzburger Innenstadt teilgenommen.
Die Tarifverhandlungen laufen derzeit. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will für die mehr als 300.000 studentischen Beschäftigten in Deutschland einen eigenen Tarifvertrag: "Es muss Schluss sein mit schlechter Bezahlung, extrem kurzen Vertragslaufzeiten und viel zu niedrig angesetzten Wochenstunden", so Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler laut einer Pressemitteilung.
Für studentische Hilfskräfte gibt es kaum arbeitsrechtliche Regelungen
Zwar müssen Hilfskräfte auch ohne Tarifvertrag den Mindestlohn erhalten. "Doch dabei bleibt es dann, obwohl es sich um qualifizierte Tätigkeiten handelt, obwohl die Studierenden die Forschung und Lehre unterstützen", kritisiert eine Sprecherin. Außerdem seien Kurzzeitverträge von drei bis sechs Monaten weit verbreitet. Die Folge davon seien Kettenverträge.
Yannik Bauer, Studierendenvertreter an der Universität Würzburg, zählt eine Reihe weiterer Missstände auf: "Es gibt keine klare Krankheitsfallregelung. Auch die Urlaubsregelungen sind so unklar, dass selbst Dozierende oft nicht durchblicken." Außer Urlaubsanspruch und Mindestlohn würde für studentische Hilfskräfte arbeitsrechtlich keine klare Regelung greifen.
Doch nicht nur die formellen Arbeitsbedingungen seien verbesserungswürdig. Individuelle Fälle von Betroffenen offenbaren laut Bauer Diskriminierungen, "und zwar in allen Facetten". Man habe den Eindruck, dass bei der Einstellung teilweise nach Geschlecht, Alter, kultureller Identität oder auch dem Nachnamen von Bewerberinnen und Bewerbern entschieden werde. Man habe dazu entsprechende Berichte.
Hilfskräfte berichten von Diskriminierung und Machtmissbrauch
Auch Fälle von Machtmissbrauch durch Dozierende und Mitarbeitende seien schon vorgekommen, sagt Bauer. "Uns wurde von Dienstbotengängen berichtet wie: Zum Professor nach Hause gehen, um dort Blumen zu gießen. Und das ist keine Ausnahme, viele werden ausgebeutet." Eine Studentin sei sogar als Babysitterin einer Professorin eingespannt worden, während diese Meetings abhielt.
Besonders in den Laboren der Universität sei die Ausbeutung von Hilfskräften keine Seltenheit. "Wenn man beispielsweise Laborgläser pipettieren muss und dazwischen eine Wartezeit hat, wird diese häufig nicht vergütet." Es komme vor, dass Hilfskräfte bis zu zwölf Stunden im Labor arbeiten und nur einen Bruchteil der Zeit bezahlt bekommen. "Wir reden hier von einem vier- bis fünffachen Satz", so Bauer.
Bayern ist das einzige Bundesland ohne verfasste Studierendenschaft
Neben den 4600 fest angestellten Mitarbeitenden sind derzeit rund 5000 studentische Hilfskräfte an der Uni Würzburg beschäftigt, viele von ihnen in Verwaltung und Bibliotheken. Ohne sie wäre ein geregelter Betrieb kaum möglich.
Bislang gibt es Bauer zufolge allerdings keine klaren Regelungen darüber, welche Tätigkeiten verrichtet werden dürfen und sollen. Auch existiere keine unabhängige Instanz, die gegen Missstände etwas unternehmen könnte. Zwar gibt es ein Referat für Hilfskräfte, bei dem sich auch Johannes Kirchhof als sogenannter Tarifbotschafter für Verdi engagiert. Doch vieles laufe ins Leere.
Denn Bayern, so Kirchhof, sei das einzige Bundesland ohne eine verfasste Studierendenschaft, die sich als eigenständiges Gremium für die Interessen der studentischen Hilfskräfte einsetzt. Deshalb, sagt Kirchhof, "bleibt einem nur darauf zu hoffen, dass der Arbeitgeber die wenigen Regelungen, die es gibt und die schwammig sind, möglichst gut auslegt". Diese Abhängigkeit vom Wohlwollen des Arbeitgebers könne schnell zur Willkür führen.
Studierendenvertretung: Vier von fünf der Studentischen Beschäftigen sind armutsgefährdet
"Egal welches Arbeitsverhältnis, die studentischen Beschäftigten sind arbeitsrechtlich komplett verloren." Kirchhof, der selbst als Hilfskraft in der Fakultätsverwaltung für Humanwissenschaft arbeitet, empört sich darüber, dass die Lohnvergütung in Bayern bundesweit am schlechtesten ist: "Wissenschaftliche Tätigkeit nach Mindestlohn zu vergüten, ist eine Frechheit." Rund 80 Prozent der studentischen Beschäftigten seien armutsgefährdet.
Kürzlich hat das Präsidialbüro der Uni auf die Beschwerden der Studierendenvertretung reagiert. In einem Schreiben wurde klargestellt, wie die Arbeitsbedingungen für Hilfskräfte zu sein hätten: Beschriebene Missstände billige die Hochschulleitung nicht, sagt Bauer, "aber wir können nicht jeden einzelnen Fall an sie herantragen. Es müsste eigentlich so sein, dass so etwas erst gar nicht passiert."
Die Universitätsleitung hält die Arbeitsbedingungen nicht für prekär
Die Universität selbst hält die Bezeichnung der Arbeitsbedingungen als "prekär" für nicht nachvollziehbar: "Grundsätzlich üben studentische Hilfskräfte körperlich leichte Tätigkeiten aus, die in der Regel zudem einen studiennahen Einblick in das künftige Fachgebiet ermöglichen", heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle.
Die Vergütung liege leicht über dem Mindestlohn. Ab 1. Januar 2024 erhalten Hilfskräfte ohne Bachelorabschluss 12,50 Euro und mit einem Bachelorabschluss 13,50 Euro die Stunde. Zum 1. Januar 2025 sollen die Sätze dann um jeweils 50 Cent erhöht werden.
Nach dem Hochschulaktionstag, der an diesem Dienstag an der Uniklinik fortgesetzt wird, hofft die Würzburger Studierendenvertretung auf die Einführung eines Tarifvertrages für studentische Hilfskräfte – außerdem ein Einstiegsgehalt von 16,50 Euro die Stunde und eine Entgelttabelle. Daneben soll es eine Arbeitszeit von mindestens 40 Stunden im Monat geben, wobei nur auf Wunsch des Beschäftigten eine Kürzung der Arbeitszeiten möglich sein soll.
Wichtig ist den Studierendenvertretern ferner eine Anbindung an den Personalrat in Form eines studentischen Personalrats. Nur so könnten arbeitsrechtliche Belange auch auf gesetzlicher Ebene angesprochen und entsprechend umgesetzt werden, sagt Kirchhof. Andernfalls, betont Bauer, dürfte das Machtgefälle kaum zu brechen sei.
Es war eine Ehre dort zu arbeiten!
Und mal ehrlich? Dafür überhaupt etwas zu bezahlen als ungelernte, ohne Erfahrung in der Ausbildung ist mehr als genug!!!
Mit welcher Rechtfertigung?
Ich bin Baujahr 62 und habe mir meinen Lebensstandart erarbeitet.
Es wurde mir nicht geschenkt, das sollte diesen Leuten so langsam mal vermittelt werden.
Diese Generation hat Vorstellungen, da graust es einer Sau.
Sie sollten erst mal arbeiten, Geld verdienen auf das was Sie studieren und einzahlen!
Sie sind in der Ausbildung und wissen noch rein gar nichts praktisch! Theoretische Kenntnisse vielleicht schon.....