Die Veranstaltung in der Pleichachtalhalle war gut besucht: Etwa 100 interessierte Versbacherinnen und Versbacher versammelten sich zur Infoveranstaltung "Projekt Versbach - Jetzt geht’s los!". Dort konnten sie sich auf verschiedenen Infotafeln ansehen, welche Umbaumaßnahmen in dem 1978 eingemeindeten Würzburger Stadtteil geplant sind.
Themen waren unter anderem die bisherigen Fortschritte und geplanten Veränderungen in der ÖPNV-Anbindung, Pläne zur Renaturierung der Pleichach aber auch Tipps zum Umgang mit Energie. In der Mitte stand eine Karte, auf der die Umgestaltung des Ortskerns unter dem Schlagwort "dritter Ort" angekündigt wurde.
Teilnehmende konnten Wünsche und Anregungen aufs Plakat bringen
Für all diese Projekte hatte sich im Rahmen von ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Würzburg Versbach) bereits im Jahr 2015 eine deutliche Mehrheit der Bewohner ausgesprochen. Bei der Veranstaltung in der Pleichachtalhalle standen drei Vorträge auf dem Programm, zwischen denen die Besucherinnen und Besucher aufgerufen waren, sich zu informieren und auszutauschen. Außerdem gab es die Möglichkeit, Wünsche und Anregungen auf einem anfangs noch leeren Plakat zu äußern.
Die Bürgerinitiative "Pro Versbach" stand an diesem Abend im Mittelpunkt. Im Jahr 2017 gegründet, ist die Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger inzwischen Teil der Lokalen Agenda 2021. Mitglieder standen an den Infoständen zur Auskunft bereit, der Vorsitzende Klemens Radecker hielt auch den ersten Vortrag des Abends. Er gab einen Überblick über die angedachten Maßnahmen – von verschönerten Rad- und Heckenwegen als Touristenmagnet über die Sanierung von Spielplätzen bis hin zu einer kompletten Neugestaltung des Ortskerns um das Bürgerhaus. Erreicht habe man bisher, dass die Buslinie 12 inzwischen im Viertelstunden- statt im 20-Minuten-Takt fährt.
Martha Maucher, Leiterin der Stadtbücherei Würzburg, erläuterte in ihrem Vortrag das Konzept des "dritten Ortes". Das Konzept sei von dem amerikanischen Soziologen Ray Oldenburg entwickelt worden und bezeichne einen Begegnungsort für alt und jung. Weil verschiedene Menschen in Kontakt miteinander kämen, entstehe so ein neuer heimatlicher "dritter Ort" neben Zuhause und Arbeitsplatz.
Mit einer Umgestaltung des zentralen Platzes in Versbach, der an die Stadtteilbücherei angrenzt, soll die Lebensqualität erhöht werden. Neben einem zentralen Verbindungselement und der Verlegung von Parkmöglichkeiten an den Rand soll ein Zugang zum Fließgewässer geschaffen werden. Bislang zwängt sich die Pleichach an dieser Stelle noch zweieinhalb Meter tief unter den Füßen der Menschen durch Beton- und Spundwände.
Einen dritten Ort gibt es bereits am Hubland und es sei eine ganz klare politische Willenserklärung, dass weitere Stadtteile dem Beispiel folgten, so Maucher weiter. Genau wie am Hubland soll demnächst auch in Versbach die Stadtteilbücherei Ausgangspunkt für das stadtplanerische Projekt sein, die konkreten Planungen würden im Laufe des nächsten Jahres Fahrt aufnehmen können.
Auch Versbach bekommt einen öffentlichen Bücherschrank
Auf Nachfrage eines Bürgers, teilte Britta Habersack, Sprecherin der Vereine in Versbach, mit, dass es bald einen öffentlichen Bücherschrank in der Nähe der katholischen Kirche geben werde. Untergebracht werden soll er in einer roten Telefonzelle, die momentan noch in der Sanderau steht.
Würzburgs Zweiter Bürgermeister Martin Heilig berichtete in seinem Vortrag, dass die sogenannte Potenzialanalyse für den Ausbau der Versbacher Straße in die zweite Runde gehe. Die vierspurige Straße soll nach dem Umgestaltungsprojekt durch Begrünung verschönert werden, in der Mitte soll noch genügend Platz für eine Straßenbahntrasse bleiben. Er begrüßte das Engagement von ProVersbach: "Wenn es die Bürgerinitiative nicht gäbe, müsste man sie erfinden." Ein solches zivilgesellschaftliches Projekt sei eine Sternstunde der Demokratie in Zeiten schwindenden Zusammenhalts, so Heilig.
Mainpost: Wir drücken ein Bild von der Lindleinsmühle.