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Region Würzburg
Verbesserte Luftrettung für die Region Würzburg: Kann Hubschrauber "Christoph 18" bald in der Dunkelheit fliegen?
Durch Nachtsichtgeräte könnten die Betriebszeiten für den Rettungshubschrauber erweitert werden. Was der Zweckverband davon hält, und was es für die Region bedeuten würde.
Der Rettungshelikopter 'Christoph 18' vor der Main-Klinik in Ochsenfurt. 
Foto: Fabian Gebert (Archivfoto) | Der Rettungshelikopter "Christoph 18" vor der Main-Klinik in Ochsenfurt. 
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 22.03.2024 02:56 Uhr

Verkehrsunfall, Schlaganfall oder Herzinfarkt: Im Notfall zählt jede Minute. Damit Notärzte und Notärztinnen schneller an den Ort des Geschehens gelangen und für einen schnellen und schonenden Transport der Patienten in die Klinik, ist die Luftrettung wichtiger Bestandteil des modernen Rettungswesens. Circa zu 2000 Einsätzen ist der an der Main-Klinik Ochsenfurt stationierte Rettungshubschrauber (RTH) "Christoph 18" für die Region im Jahr unterwegs, wie der Geschäftsführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Paul Justice mitteilt.

Aktuell werden in Bayern zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang elf                            Rettungstransporthubschrauber (RTH) betrieben. In einem Rund-um-die Uhr-Betrieb, das heißt auch in der Dunkelheit, befinden sich bisher allerdings nur die Intensivtransporthubschrauber (ITH) im Einsatz. Sie sind in München, Nürnberg, Murnau und Regensburg stationiert und werden vor allem für dringende Verlegungen intensivmedizinpflichtiger Patienten in Spezialkliniken eingesetzt.

Ergebnisse von Ulmer Pilotprojekt vorgestellt

Das könnte sich jetzt ändern. Wie Geschäftsführer Justice in der vergangenen Verbandssitzung mitteilte, könnten neue Nachtsichtgeräte dazu beitragen, die Luftrettung weiter zu verbessern. So könnte "Christoph 18" von der ADAC-Luftrettungsstation in Ochsenfurt in Zukunft auch eingesetzt werden, wenn es dunkel wird. Laut Justice wurden im Rahmen eines Luftrettungssymposiums des ADAC im Oktober 2023 die Ergebnisse des Pilotprojekts an der Luftrettungsstation in Ulm vorgestellt: "Die Referenten führten aus, dass zwischenzeitlich aufgrund technischer Innovationen der Einsatz von Nachtsichtgeräten im Routinebetrieb möglich ist."

'Christoph 18' im Einsatz bei einem Unfall auf der B8 bei Marktheidenfeld.
Foto: Benedict Rottmann (Archivfoto) | "Christoph 18" im Einsatz bei einem Unfall auf der B8 bei Marktheidenfeld.

So werde der Ulmer RTH "Christoph 22" auch bei einsetzender Dämmerung und in den ersten Nachtstunden, zum Beispiel bis 20 Uhr oder auch bis 22 Uhr, zu Einsätzen alarmiert, ohne dabei Abstriche in der Flugsicherheit machen zu müssen.

Besonders im Winterhalbjahr eine verlängerte Verfügbarkeit der Luftrettung

"Besonders bei schwer erkrankten oder verletzten Patientinnen und Patienten ist es entscheidend, dass sie innerhalb von 60 Minuten nach dem Notruf in der Klinik versorgt werden. Die Luftrettung kann hier insbesondere bei langen Transportstrecken einen wesentlichen Beitrag zur Einhaltung dieser Zeitvorgabe leisten", so Justice.

Durch die RTH-Betriebszeitenerweiterung gelänge insbesondere im Winterhalbjahr eine verlängerte Verfügbarkeit der Luftrettung, erklärt der Ärztliche Leiter Rettungsdienst des ZRF, Dr. Andreas Klinger, auf Nachfrage der Redaktion. Gerade bei zeitkritischen Notfällen ließe sich so die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung weiter verbessern, "entscheidend ist aber immer die ganze Rettungskette, die funktionieren muss".

Wie es von Alexander Machowetz von der Unternehmenskommunikation des ADAC aus München auf Anfrage heißt, ist die sogenannte "NVIS-Nachtsichttechnologie" in der ADAC-Luftrettung bereits seit 2011 im Einsatz und "hat sich in unseren Stationen mit Alarmbereitschaft bis 20 bzw. 22 Uhr bewährt". Die sensiblen Nachtsichtbrillen ermöglichten den Pilotinnen und Piloten, auch bei minimalen Lichtverhältnissen zu landen, damit die Crew die Notfallpatienten umgehend versorgen könne, so Machowetz.

"Im Jahr 2023 haben wir damit mehr als 3000 Flüge bei Dämmerung und Dunkelheit absolviert, unter anderem an den Stationen in Köln, Mainz und Ulm." Insbesondere im ländlichen Raum außerhalb der urbanen Zentren lasse sich damit bei relativ wenig Aufwand zu einer substanziellen Verbesserung der medizinischen Notfallversorgung beitragen.

Antrag muss beim bayerischen Staatsministerium des Innern gestellt werden

Das Interesse Klingers und der Geschäftsleitung des ZRF Würzburg an der Neuerung ist groß. Wie Justice in der Verbandssitzung mitteilte, werde das bayerische Staatsministerium des Innern, das für die Bedarfsermittlung in der Luftrettung zuständig ist, in den nächsten Monaten den Nutzen einer RTH-Betriebszeitenerweiterung untersuchen lassen, "auch, um mögliche Standorte für Betriebszeitenerweiterungen zu identifizieren".

Wie bekannt sei, hätten im Nachgang zum Symposium Luftrettung bereits mehrere Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung großes Interesse an den Nachtsichtgeräten und der Erweiterung der Betriebszeiten ihrer Luftrettungsmittel angemeldet, so Justice.

Auch die ZRF-Geschäftsleitung empfahl der Verbandsversammlung, einer Antragstellung beim Ministerium zuzustimmen. Dies geschah ohne Gegenstimme. "Wir hoffen, dass wir im Laufe des Jahres wissen werden, ob unser Standort Ochsenfurt dabei ist", so Klinger.

 
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