Sie sind schon viele Jahre in unterschiedlichen Tätigkeiten auf dem Kiliani-Volksfest dabei: Uwe Woitas als Mädchen für alles auf dem Platz, Helmut Wirth als „Mister Hofbräu“ im Festzelt und Karl Heinz Keller als Schausteller-Urgestein. Sie sind sich nach über 40 Jahren Rummel einig: Keiner will diese Zeit je missen.
Der Mann für den Strom
Einer, der aufhört mit dem Abschlussfeuerwerk am 23. Juli, ist der Mann, der auf dem Rummel dafür sorgt, dass sich alles bewegt, was mit Strom zu tun hat. Woitas (73) war schon im Jahr 2014 nach 50 Jahren Einsatz verabschiedet worden. Doch so ganz ließ ihn Kiliani nie los und als ihn 2017 der Ruf der Stadt ereilte, für den schwer erkrankten Platzmeister einzuspringen, sagte er spontan wieder zu.
Mister Hofbräu
Wirth (61) ist und war verantwortlich für die Getränke-Logistik der Würzburger Hofbräu und
die Schanktechnik. Sein Markenzeichen ist der Gabelstapler. Die beiden alten Hasen kommen im Festzelt ganz schnell ins Fachsimpeln. Früher, als die Amerikaner noch in Würzburg waren, brummte der Platz, sagen sie.
Und es gab einen eigenen Aufenthaltscontainer für die US-Militärpolizei. Es dauerte lange, bis sich der Rummel von dem Abzug der Streitkräfte erholt hatte. Aber beide sind sich einig: „Es ist jetzt ein ruhigeres Fest.“
Zwei Braueren in einem Festzelt
Zu Zeiten von Festwirtin Anneliese Müller-Reichart stand noch ein Holz-Zelt auf dem Platz und die Plane wurde oben festgenagelt. Und das waren auch noch die Zeiten, nicken beide Kiliani-Oldtimer, als es in einem Zelt das Festbier von zwei Brauereien gab: Bürgerbräu und Hofbräu. Und jedes Jahr mussten die Seiten für den Ausschank gewechselt werden.
Die beiden kennen den Grund: Auf der Bühnenseite gab es weniger Sitzplätze und jede Brauerei fürchtete um den Umsatz.
Woitas erinnert sich noch an die Zeiten, als er mit dem Steigeisen die hohen Masten für die Freileitung hochklettern musste, um die Fahrgeschäfte mit Strom zu versorgen. „Wenn die gegen die Nässe frisch geteert waren, war man auf dem Weg nach unten pechschwarz.“
Schelle in der Geisterbahn
Und er erinnert sich noch daran, als die Geister in der Geisterbahn streikten und er sie neu ausrichten wollte: „Da bekam ich eine mächtige Schelle von einem erschrockenen Fahrgast.“ Aufbauhelfer gab es früher deutlich mehr, und auch die Zeiten waren länger. „Früher dauerte es drei Wochen, heute maximal eine.“
Seit 1896 auf Festplätzen unterwegs
Karl Heinz Keller kann auf eine lange Schausteller-Tradition zurückblicken. Seine Familie ist seit 1896 auf Festplätzen unterwegs. Und sein Vorfahr Peter Keller war 1899 schon auf Kiliani mit einem Schaugeschäft vertreten. Seine Familie deckte den Bereich Fotografie ab, denn Fotografen gab es ja kaum im 19. Jahrhundert.
Auch er erinnert sich noch an die Aufnahmen mit der Plattenkamera: „Wir sagten, Luft anhalten und machten den Deckel des Objektivs auf und zu. 15 Minuten später hatten die Rummelfans ihr Erinnerungsfoto.“
Die Schaustellerfamilie brachte das Fotoschießen nach Würzburg. Auch er begann 1972 mit einem Foto-Schießstand. Dann kamen Dosenwerfen und Süßwaren dazu. Als ein anderer Schausteller mit seinem Spielwarenstand aufhörte, übernahm Keller mit seiner Frau Barbara das Angebot.
Mit einer selbst gebauten Lokomotive ist er auf Kiliani und verkauft unter anderem bunte Gasluftballons aus Aluminium. Die ganze Familie arbeitet im Schaustellergewerbe: Sein Bruder macht Crepe, ein Sohn das Büchsenwerfen, und auch die acht Enkel sind schon im Einsatz.
Historie
Der Name Talavera hängt eng mit Volksfestplatz und Kiliani-Volksfest zusammen. Doch das Kiliani-Volksfest fand nicht immer auf dem Platz an der Talavera statt. Es hat eine lange Geschichte.
Das Kiliani-Volksfest entwickelte sich in seiner heutigen Gestalt erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Bis zum Jahr 1924 wurde es auf dem Sanderrasen abgehalten. Das recherchierte der Stadthistoriker Willi Dürrnagel aus verschiedenen Quellen.
Später wurde es auf das linke Mainufer zwischen der Alten Mainbrücke und der Friedensbrücke verlegt. Brückenbogen und Alter Kranen wurden damals beleuchtet. So mancher alte Würzburger erinnert sich noch daran.
Im Jahr 1946 fand das erste Nachkriegs-Kilianifest in einem bescheidenen Rahmen wieder auf dem Sanderrasen statt. Dort blieb es auch bis 1949. In den Jahren 1950 und 1951 wurde wieder der frühere Platz zwischen den beiden Brücken gewählt. Die Kettenbeleuchtung wurde neu beschafft und dadurch fast der Glanz von einst wieder erreicht.
Durch die Bauarbeiten an der neuen Schleuse musste das Fest 1952 auf den neuen Volksfestplatz an der Talavera verlegt werden, wo es auch heute noch stattfindet.