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Unterpleichfeld
Unwetter im Norden Würzburgs: Beherztes Eingreifen von Bürgermeister Alois Fischer verhinderte Schlimmeres
Am 2. Mai zog ein starkes Gewitter mit viel Regen über den nördlichen Landkreis. Tags drauf stieg die Pleichach derart an, dass schnelle Hilfe gefragt war.
Die Pleichach zwischen Oberpleichfeld (im Hintergrund) und Unterpleichfeld hat sich wieder in ihr Flussbett zurückgezogen. Bürgermeister Alois Fischer zeigt fünf Tage nach der Überschwemmung, wie hoch das Wasser in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai bis knapp unter dem Handlauf stand.
Foto: Irene Konrad | Die Pleichach zwischen Oberpleichfeld (im Hintergrund) und Unterpleichfeld hat sich wieder in ihr Flussbett zurückgezogen.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 20.05.2024 02:39 Uhr

Idyllisch sieht es aus am Radweg zwischen Ober-und Unterpleichfeld. Er führt zwischen Feldern mit weiten Ausblicken direkt an der mit Bäumen und Büschen umsäumten Pleichach entlang. Dass sich dort am 3. Mai eine dramatische Situation anbahnte und nur durch das beherzte Eingreifen von Bürgermeister Alois Fischer und tatkräftigen Landwirten Schlimmeres verhindert wurde, lässt sich wenige Tage danach kaum mehr erahnen. Bürgermeister Fischer ist aber sicher: "Wir haben das Hab und Gut vieler Menschen gerettet."

Die sich anbahnende Katastrophe hat mit der Unwetterschneise zu tun, die am späten Donnerstagabend des 2. Mai über Arnstein, Gänheim, Binsbach, Rieden, Hausen, Fährbrück und Dipbach zog. Gemessen wurden 80 bis 120 Liter Starkregen pro Quadratmeter. An den Ortschaften daneben war es deutlich weniger. Die Bergtheimer Feuerwehr beispielsweise hatte bei sich keine Einsätze, aber sie unterstützte die Nachbarwehren in Hausen und Dipbach.

Innerhalb von 24 Stunden stieg der Wasserstand um einen Meter

Als am Freitag aufgeräumt wurde und es längst nicht mehr regnete, beobachteten Landwirte in Unterpleichfeld ein seltsames Ereignis. Die Pleichach stieg gewaltig an. Klar, bei dem Unwetter rund um Fährbrück. Die Pleichach entspringt dort in der Nähe. Aber so einen rasanten Anstieg ohne Aussicht auf ein Ende hatten die Landwirte noch nicht erlebt. An einer kleinen Brücke neben dem Fahrradweg messen sie gewöhnlich einen Wasserstand von minus 95 Zentimetern.

Am Vormittag des 4. Mai wurde an der Pleichach zwar noch abgepumpt und später der Radweg zwischen Oberpleichfeld (im Hintergrund) und Unterpleichfeld gesäubert. Aber die kleine Fußgängerbrücke stand immer noch unter Wasser.
Foto: Simon Braungart | Am Vormittag des 4. Mai wurde an der Pleichach zwar noch abgepumpt und später der Radweg zwischen Oberpleichfeld (im Hintergrund) und Unterpleichfeld gesäubert.

Am 3. Mai um zwölf Uhr war dieser Wasserstand auf minus 24 Zentimeter angewachsen. Er stieg stündlich um vier weitere Zentimeter bis zu seinem Höchststand am Freitagabend um 21 Uhr. Dann lag er bei sieben Zentimeter im Plus. Der Wasserstand war also über einen Meter gestiegen. Der Fahrradweg war längst überschwemmt und von der Gemeinde gesperrt worden. Die Felder ringsum waren überflutet.

Weil "Gefahr in Verzug war" und "in den Behörden am Freitagmittag niemand mehr erreichbar war", entschloss sich Bürgermeister Fischer zum Eingreifen. Er bat einen landwirtschaftlichen Betrieb am Ortsrand, möglichst viel Hochwasser in seinen Speichersee abzupumpen. 16 Stunden lang, von Freitagnachmittag ab 15 Uhr bis Samstagfrüh haben die Landwirte gepumpt. Dann sei der Pegel wieder gefallen und "die Gefahr war gebannt".

Landwirte hatten schon zuvor ein Speicherbecken gebaut

Bürgermeister Fischer ist überzeugt, dass alle nachfolgenden Ortschaften vom Hochwasser der Pleichach stärker betroffen gewesen wären. In Mühlhausen, Maidbronn, Rimpar, Versbach und sogar im Würzburger Stadtteil Pleich wären Keller vollgelaufen. Das Abpumpen von 2500 Kubikmeter Bachwasser sei extrem wichtig gewesen. Jeder Zentimeter Hochwasser mehr verursache größere Schäden.

Es sei ein glücklicher Umstand, dass ortsansässige Landwirte ein Speicherbecken gebaut haben, um Regenwasser zur Bewässerung ihrer Felder zu nutzen. Bei diesem Starkregenereignis mit Überschwemmungen sei das ein Segen gewesen. Das sehen auch Doris und Günther Krüger so. Das Ehepaar wohnt in der Unterpleichfelder Schloßweth am tiefsten Punkt des Dorfes.

Die Pleichach an ihrem Oberlauf kurz vor dem Weiler Fährbrück zehn Tage nach dem Unwetter. Der Feldweg und die Felder rechts und links zeugen noch vom starken Regen und den Überschwemmungen.
Foto: Irene Konrad | Die Pleichach an ihrem Oberlauf kurz vor dem Weiler Fährbrück zehn Tage nach dem Unwetter. Der Feldweg und die Felder rechts und links zeugen noch vom starken Regen und den Überschwemmungen.

"Wir hatten seit zehn Jahren kein Wasser mehr im Keller, weil wir mit Absperrventilen und mobilem Hochwasserschutz gut vorgesorgt haben", sagt Doris Krüger. Waschmaschine, Trockner, Gefriertruhe und allerlei mehr würden auf Podesten stehen. Das sei auch gut so, weil ihr Keller diesmal wieder flächendeckend zwei bis drei Zentimeter unter Wasser gestanden habe. 

Das Ehepaar Krüger dankt Bürgermeister Fischer und den Landwirten für ihr engagiertes Eingreifen. Speicherseen zu bauen, ist für sie "völlig in Ordnung". "Das Wasser war da und es war gut, dass ein Teil davon weggepumpt werden konnte", sagt Günther Krüger.

Bürgermeister ist den helfenden Landwirten dankbar

"Das Hochwasser wäre weiter gezogen", nickt der Bürgermeister. Allein in Unterpleichfeld gibt es sieben Brücken. Oft würde an den Rändern der Pleichach leichtfertigerweise Holz gelagert. Wenn mitgerissener Unrat die Brückendurchläufe blockiert hätte, wären Feuerwehreinsätze nötig gewesen. Ganz zu schweigen von entstandenen Schäden.

Für Alois Fischer könnten Speicherseen der Landwirte künftig "eine wertvolle Doppelfunktion" erfüllen. Sie halten Regenwasser zurück und dienen bei Extremereignissen dem Hochwasserschutz. Das hätten ihn die bangen Stunden am 3. und 4. Mai gelehrt. "Wir müssen uns auf solche punktuellen Starkregen in Zukunft einstellen", sagt auch Bürgermeisterin Martina Rottmann aus Oberpleichfeld.

Vor Ort ist die Erleichterung spürbar. Bürgermeister Fischer hat nach dem Wochenende die Behörden über sein Eingreifen informieren können. Dankbar ist er den helfenden Landwirten. Sie hätten sich nicht nur eine Nacht um die Ohren geschlagen und ihre Pumpen und Maschinen zur Verfügung gestellt, sondern sogar noch den Fahrradweg wieder sauber gespült.

Kaum mehr zu erkennen ist das Flussbett der Pleichach zwischen den Grünstreifen. Am 3. Mai um 17 Uhr war sie deutlich über die Ufer getreten.
Foto: Simon Braungart | Kaum mehr zu erkennen ist das Flussbett der Pleichach zwischen den Grünstreifen. Am 3. Mai um 17 Uhr war sie deutlich über die Ufer getreten.
 
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  • Armin Genser
    Teil 2
    Auch hier gibt es genug Beispiele. M.P. v. 10.5.24: Wie Regenwürmer dabei helfen können, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. "Auf einer kleinen Testfläche simuliert er einen Sturzregen mit 45 Litern pro Quadratmeter in kürzester Zeit. Wie in einem Gully verschwindet das Wasser innerhalb einer Minute in den Regenwurmröhren..."
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  • Armin Genser
    Teil 1
    Selbstloses Engagement ist immer begrüßenswert. Doch ich bezweifle auf Grund der Abflussdaten, dass der Einsatz wirklich "Schlimmeres" verhindert hat. Schaut man die Bilder der Pleichach an, sieht man eine braune Brühe. Da schwimmt wertvoller Ackerboden unwiederbringlich davon. Ursache ist, daß zeigen diverse Untersuchungen auf, der Zustand der Ackerböden (M.P. v. 6.12.23, Warum Regen auf einem Feld in der B.M. nicht versickert; Dr. Patzwahl: "Die schweren Erntemaschinen hätten die Poren im Boden zusammen gepresst, so dass Wasser nur noch schlecht in sie eindringen könne..."). Die verdichteten, humusarmen Böden sind nicht in der Lage größere Niederschläge aufzunehmen. Das wird aber wegen häufiger Trockenheit u. der heftigen Regenereignisse immer wichtiger (Regenrückhalt in der Fläche). Auch hier gibt es genug Beispiele.
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  • Jo Schmitt
    Dieser Bericht zeigt wie wichtig ein beherztes Eingreifen ist und vor Ort ein solches Ereignis in seinen Auswirkungen lindern kann.

    Umso wichtiger hielte ich es nun - wie bereits angesprochen - für das Einzugsgebiet der Pleichach (126,20 km², s. [3]) Maßnahmen für (weitere) relativ großvolumige Rückhaltebereiche an verschiedenen Stellen anzugehen.

    Maßnahmeninfo:
    [1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/extremereignisse/starkregen
    bzw.
    [2] https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2018/leitfaden-starkregen.html

    Da es im Landkreis eine Beratungsstelle gibt gehe ich davon aus, daß das alles bekannt ist.
    Vielleicht interessiert es ja hier geneigte Leserinnen und Leser, denen (öffentliche) Quellen hierzu bisher nicht bekannt waren.

    Meßstelle (für den Wasserstand) der Pleichach in Würzburg:
    [3] https://www.hnd.bayern.de/pegel/unterer_main/wuerzburg-24374805/stammdaten?
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  • Emilie Krenner
    Die Daten des Pegels der Pleichach in Würzburg sind für alle einsehbar:
    https://www.hnd.bayern.de/pegel/unterer_main/wuerzburg-24374805?setdiskr=60&addhr=hr_ms&vhs_type=std&kanu=&begin=02.05.2024&end=04.05.2024
    Der klare Spitzenwert lag am 03.05. um Mitternacht. In Unterpleichfeld dürfte das geringfügig früher gewesen sein. Also deutlich vor der ganzen Aktion. Tatsächlich steigt der Pegel nach einem schnellen Fall von Freitag Morgen bis Samstag Mittag noch mal leicht an, erreicht aber bei weitem nicht mehr den Höchststand.
    Während der 16 Stunden lag der Abfluss im Mittel bei 2,5qbm/s, in der Zeit also 144000 qbm von denen 2500 qbm oder auch 1,7% abgepumpt wurden.
    Aber trotzdem Danke für den Einsatz.
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  • Monika Klaus
    Dieser Kommentar wurde unter einem suspekten Namen abgegeben. Hierbei scheint es sich nicht um den tatsächlichen Namen zu handeln. Bitte lassen Sie von unserem Kundenservice (Mail: kundenservice@mainpost.de Telefon: 0931/6001 6001) den korrekten Vor- und Nachnamen im Nutzerprofil hinterlegen und geben den Kommentar bei Bedarf erneut ab.
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  • Daniel Hagmann
    2.500 Kubikmeter in 16 Stunden. So lobenswert ich es finde, dass hier eingegriffen wurde, möchte ich dennoch die Frage stellen, ob diese Zahlen stimmen können?
    Die Pleichach hat an ihrer Mündung einen Abfluss bei mittlerem Hochwasser von 10 Kubikmeter pro Sekunde (!).
    Ich weiß, dass die Mündung noch ein paar Flusskilometer weit weg von dort ist, aber vielleicht kann die MP ja mal jemanden fragen, der sich mit so etwas auskennt (Hydrologe?) und vielleicht abschätzen kann um wieviele Millimeter der Pegel der Pleichach durch diese Aktion tatsächlich abgesenkt wurde?

    Nicht, dass ich die Leistung irgendwie schlechtreden will, aber vielleicht braucht es noch wesentlich mehr Rückhaltesysteme?
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  • Jo Schmitt
    Bei welchem Pegel die (lokale!) Hochwassermarke erreicht ist hängt von der Meßstelle ab.

    Und das mit den (zusätzlichen) Rückhaltesystemen macht absolut Sinn.

    A propos: Was ist eigentlich inzwischen in Gochsheim (Schafbach) und in Reichenberg/Würzburg (Reichenberger Bach/Heigelsbach) zum Hochwasserschutz im Gange, nachdem es in drei Situationen vor nicht allzulanger Zeit da "nasse Füße mit blauen Augen" gegeben hat ...
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  • Rita Wiesner
    Vielen Dank für den Hinweis, wir haben das korrigiert.
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  • Felix Habermann
    @ Ralf Eberhardt & Jochen Habermann ! ! !
    Hier sieht man was geht wenn schnell
    reagiert wird. Mein Dank geht an
    Alle die hier beteiligt waren.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Jochen Habermann
    Besten Dank an alle beteiligten Helfer!
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  • Ralf Eberhardt
    Sehr gut! Mal positive Meldung aus der Bergtheimer Mulde. Diesmal mit zuviel Wasser, aber sehr guter Reaktion der Verantwortlichen - nein, ich präzisiere: der sich verantwortlich Fühlenden!
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