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Würzburg
Uniklinikum Würzburg schlägt Alarm: Rekordstand bei Corona-Patienten, Operationen und Behandlungen müssen verschoben werden
Die Lage spitzt sich zu: Noch nie musste die Uniklinik so viele Corona-Patienten auf Normalstationen versorgen, gleichzeitig fällt Personal aus. Jetzt zieht man die Reißleine.
Die sommerliche Corona-Welle hat das Uniklinikum Würzburg mittlerweile voll erwischt. Patienten mit anderen Erkrankungen müssen nun teilweise auf ihre OPs und Behandlungen warten.
Foto: Silvia Gralla | Die sommerliche Corona-Welle hat das Uniklinikum Würzburg mittlerweile voll erwischt. Patienten mit anderen Erkrankungen müssen nun teilweise auf ihre OPs und Behandlungen warten.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Noch nie seit Ausbruch der Pandemie musste das Uniklinikum Würzburg so viele Corona-positive Patientinnen und Patienten auf Normalstationen behandeln: 59 Erkrankte werden aktuell (Stand Freitag) unter strengen Isolationsvorschriften versorgt, hinzu kommen sechs Patienten auf der Intensivstation. Diese Zahlen teilte Kliniksprecher Stefan Dreising mit.

Zusätzlich zur Patientenwelle falle auch kurzfristig Personal "in nahezu allen Berufsgruppen" aus, was die Lage weiter verschärfe. "Die Belastungsgrenze ist überschritten", sagt der Ärztliche Direktor Jens Maschmann laut einer Mitteilung. Deshalb könne es "ab sofort" in allen Klinikbereichen zur Verschiebung von planbaren und nicht dringlichen Behandlungen kommen.

Die Entwicklung ist beunruhigend: Vor einer Woche zählte das Uniklinikum 47 infizierte Patientinnen und Patienten, vor zwei Wochen waren es noch 39 – seitdem also ein Zuwachs um fast 50 Prozent auf einen "traurigen Höchststand für den Bereich der Normalstationen", so Dreising.

Wie der Sprecher bestätigt, liegt "der Großteil" dieser Patienten nicht ursächlich wegen Covid-19, sondern wegen anderer Erkrankungen in der Klinik. Der positive Corona-Test kommt dann hinzu. Alle sechs Intensivpatienten leiden unter schweren Grunderkrankungen. Ob bei ihnen Corona oder eine andere Ursache führend ist, sei schwer zu beurteilen.

OP-Kapazitäten reduziert: Patienten müssen warten

Reagiert auf die Rekordzahlen bei den Corona-Patienten: Prof. Jens Maschmann, Ärztlicher Direktor des Würzburger Uniklinikums.
Foto: Daniel Peter | Reagiert auf die Rekordzahlen bei den Corona-Patienten: Prof. Jens Maschmann, Ärztlicher Direktor des Würzburger Uniklinikums.

Jedenfalls zieht das Klinikum die Reißleine. "Wir werden jetzt bereichsbezogen täglich festlegen müssen, wie viele Patienten versorgt werden können", bedauert Klinikdirektor Maschmann. Eine generelle Vorgabe, Betten zu sperren, gebe es dabei nicht.

Patientinnen und Patienten müssen damit rechnen, dass lange geplante Operationen nicht durchgeführt werden können. OP-Kapazitäten werden reduziert. "Und solche Absagen sind auch leider sehr kurzfristig möglich", unterstreicht Pflegedirektor Marcus Huppertz.

Ärztlicher Klinikdirektor appelliert an die Politik

Ziel bleibe die sichere Versorgung und die Aufrechterhaltung der Behandlung von Notfällen. Huppertz: „Viele Kolleginnen und Kollegen, gerade in der Pflege, gehen über ihre Belastungsgrenze hinaus. Das kann so nicht weitergehen.“

Anders als in den beiden Vorjahren bringt dieser Sommer den Kliniken keine Entlastung. "Jeder hatte sich eine Erholungsphase gewünscht", so Maschmann. "Leider ist das Gegenteil eingetreten: Rekordzahlen bei den Patienten und wachsende Personalausfälle. Darauf müssen wir als Klinik reagieren." Diese Überlastung in den Kliniken und weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens müsse wieder auf die politische Tagesordnung kommen.

Deutlich angespannt ist die Situation auch am Würzburger Klinikum Mitte mit seinen Standorten Juliusspital und "Missio". 49 Corona-positive Patienten, darunter vier auf Intensivstation, wurden am Freitag behandelt – Tendenz steigend. Hinzu kommen laut Sprecherin Beate Derra auch hier verstärkte Personalausfälle wegen Corona.

Auch in anderen Kliniken mehr Corona-positive Patienten

Ähnlich die Lage im Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus. Die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten mit einem positiven Corona-Test steigt stetig, im Laufe dieser Woche von 45 auf 49. Drei von ihnen (Stand Freitag) liegen auf der Intensivstation, vorrangig wegen anderer schwerer Erkrankungen.

Die coronabedingten Personalausfälle habe man im "Leo" bis dato durch flexiblen Einsatz von Kolleginnen und Kollegen kompensieren können, so Sprecherin Julia Schüler. Behandlungen oder Operationen mussten bislang weder im Leopoldina noch im Rhön-Klinikum verschoben werden.

In Bad Neustadt beobachtet man eine Verdreifachung der Corona-Patientenzahlen seit Mitte Juni. Aktuell werden laut Sprecherin Katrin Schmitt 29 Corona-positive Patienten am Rhön-Klinikum versorgt. Die Mehrheit werde nicht wegen Covid-19, sondern anderer Erkrankungen eingeliefert – und zusätzlich positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Bei den eigentlichen Covid-Patienten handele es sich um "Einzelfälle ohne schweren Krankheitsverlauf". 

Personalausfälle wegen Corona-Infektionen sorgen auch am Rhön-Klinikum für Belastung. Schmitt zufolge befinden sich aktuell rund 50 Mitarbeitende in häuslicher Quarantäne.

Auf den unterfränkischen Intensivstationen werden laut Intensivregister mittlerweile 30 Corona-positive Patientinnen und Patienten behandelt – vor zehn Tagen waren es noch 21.

 
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  • klafie
    der personalmangel ist ja wohl nicht nur beim pflegepersonal in krankenhäusern der fall, und das ist wohl schlimm genug. aber auch in allen anderen branchen des öffentlichen lebens mangelt es doch an mitarbeiter. abgesehen von den krankenhäusern ist doch der personalmangel ein hausgemachtes problem: in den ersten beiden coronajahren wurde so viel personal entlassen und jetzt benötigt man wieder viele menschen um in hotels, flugverkehr, bahn usw. zu arbeiten. hier hat auch die alte bzw. die jetzige regierung versagt. man hat nicht genügend mittel bereitgestellt um für reserven im personalwesen zu sorgen. hauptsache in berlin bekommt man schön brav jeden monat ein sattes gehalt!
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  • klafie
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  • cbretscher
    Corona ist nicht das Problem, sondern die aktuell geltenden Verordnungen dazu.
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  • Barbara
    das Problem ist die Politik, die dieses System seit etlichen Jahren Schritt für Schritt herunter fährt
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  • Zeeder
    Das größte Problem in D heißt Karl Lauterbach, der in seiner mental selbst generierten Coronablase abseits der realen Welt lebt.
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  • FischersFritz
    Das Problem sind die vielen Menschen in diesem Land, die zu Corona keinerlei Verantwortungsbewusstsein mitbringen.

    Jeder erwartet für sich die Maximalversorgung – aber man trägt immer nur (bestenfalls) genau das von der Politik vorgegebene Minimum zu Eindämmung der Ausbreitung bei. Und selbst dagegen wird dann noch lautstark protestiert.

    Stellt sich heraus, dass das nicht reicht, wird auch wieder die Politik abgewatscht …

    Bei aller berechtigten Kritik an Spahn, Lauterbach & Co – was Corona angeht, benimmt sich ein ganzes Volk wie ein Kindergarten …
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  • clubfan2@gmx.de
    da freut sich Würzburg doch richtig dolle
    auf das Sting Konzert..

    bei dem was da draußen abgeht
    wundert es mich das die Zahlen noch so niedrig sind!
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  • thausend@t-online.de
    Und was gedenkt, Mann, Frau, Kind usw. zu unternehmen, dass den Kliniken, sämtlichen Praxen, Notarztteams, Pflegeheimen, Tageskliniken usw. zu mindestens mental unter die Arme gegriffen wird....die Pflegekräfte, Ärzte...sind alle am Limit....und die einzige Sorge ist, wie ist die Quote geimpft, ungeimpft....ganz ehrlich, wenn das soweitergeht, dann trifft hoffentlich die Sorge von Dr. Held nicht ein, was passiert "ich bin krank und keiner kommt"......
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  • schuema@web.de
    Gut dass ich nachgefragt habe. Immerhin ist jetzt klar, dass allenfalls die Isolationsvorschriften und Hygienemaßnahmen für die Situation verantwortlich sind. Schon Jens Scholz, der Bruder von Olaf Scholz und Leiter des UKSH hat vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass die Tests Ursache für die Situation sind, weil sie die entsprechenden Maßnahmen nach sich ziehen. Warum macht man es nicht wie in anderen Ländern und behandelt Covid zukünftig wie Grippe? Dann würde eine Vielzahl der Maßnahmen wegfallen und das Personal wäre bei weitem nicht mehr so belastet.
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  • FischersFritz
    Ein bisserl arg einfach gedacht …

    Nein, das Problem sind eben nicht nur „Isolationsvorschriften und Hygienemaßnahmen“.

    Ihnen ist schon klar, dass auch Pflegepersonal erkranken kann?

    https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-personalausfaelle-101.html
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  • Barbara
    Richtig, Pflegepersonal kann auch erkranken....doch wenn es hinten und vorne an Personal fehlt, dann ist der Notstand leider doppelt so gross......
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  • schuema@web.de
    Wieso kann das Personal erkranken? Es ist doch geimpft und hat zusätzlich Masken auf. Das sollte doch als Schutz genügen? Da kann man doch nicht schwer krank werden dachte ich? Zudem hat medizinisches Personal bei jeder ansteckenden Krankheit das Risiko zu erkranken. Warum also nur bei Corona diese Maßnahmen?
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Daß die Impfung weder vor Ansteckung noch vor Weitergabe des Virus schützt, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben.
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  • schuema@web.de
    Echt jetzt ? Da haben aber viele Leute lange Zeit das Gegenteil behauptet.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Ja, leider. Und die, die anderer Meinung waren, wurden als Verschwörungstheoretiker und Schwurbler diffamiert, wahlweise in die rechte Ecke gestellt.
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  • ralfestenfeld@aol.com
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  • FairPlay
    Ungeimpft und unvorsichtig und eine Ampelregierung, bei der alles aus dem Ruder läuft.
    Volksfeste wie Kiliani oder Weinfeste sind einfach irrsinnig und gehören verboten.
    Warum ist man nicht in der Lage die Maskenpflicht überall sofort wieder einzuführen?
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  • Laeufer61
    Vielleicht...

    ...verliert man dann Wählerstimmen 🤔
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  • andersdenker
    Dieser Artikel - vir allem der Titel ist doch schon wieder irreführend. Der geringste Teil der Patienten ist wegen Corona in Behandlung. Die Masse der Klinik-Patienten hat andere Krankheiten und ist zufällig Corona-Positiv. Vielleicht sollte hier mal angesetzt werden und ein anderer Umgang mit dieser Problematik angegangen werden. Corona wird es immer geben.
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  • Meinungsvertreter
    Wie kommen Sie zu Ihrer Annahme "der geringste Teil"? In Deutschland werden diese Daten nicht erfasst. Wenn man die Daten aus dem Ausland heranzieht, müssten ca. 40-50% der Patienten aufgrund ihrer Corona-Infektion in Behandlung sein. Das heißt nicht, dass diese Patienten nicht weitere Vorerkrankungen haben. Aber der Auslöser, das Krankenhaus aufzusuchen, war Corona.
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