Die Spannung ist enorm an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU): Es geht an diesem Donnerstag nicht nur ums Prestige, es geht um Elite und um viele Millionen Euro. In Bonn entscheidet eine Kommission, welche deutschen Unis im Rahmen der neuen Exzellenzstrategie ab 2019 gefördert werden. Ziel: Stärkung der Spitzenforschung.
Für Uni bis zu zehn Millionen Euro jährlich?
Im Topf sind jährlich 385 Millionen Euro, finanziert zu drei Viertel vom Bund, zu einem Viertel von den Ländern. Ein anerkanntes Exzellenzprojekt streicht von 2019 bis 2025 satte drei bis zehn Millionen Euro pro Jahr für Investitionen, Ausstattung und Personal ein.
Die Uni Würzburg hat es immerhin mit drei von fünf Bewerbungen in die Endrunde von 88 Exzellenzclustern (Exzellenzfeldern) geschafft– nicht allein, sondern jeweils mit einer Partneruni in Dresden, Jena und Bayreuth. 45 bis 50 Projekte sollen zum Zuge kommen.
Würzburg ging in letzter Runde leer aus
Damit könnte Würzburg diesmal erfolgreicher sein als bei den beiden Runden der Vorgänger-Exzellenzinitiative: 2006 sprang nur eine Graduiertenschule für Lebenswissenschaften zur Förderung von Doktoranden heraus (jährlich 1,5 Millionen Euro), 2011 ging man mit neuen Anträgen völlig leer aus. Eine Pleite, die sich nicht wiederholen soll.
Manko sollen damals vor allem fehlende außeruniversitäre Einrichtungen für die Grundlagenforschung gewesen sein. Auch wenn weiter Luft nach oben ist: Uni-Präsident Alfred Forchel sieht die JMU hier mittlerweile besser aufgestellt, unter anderem durch das neue Helmholtz-Institut und eine Max-Planck-Forschungsgruppe.
Forchel: „Wir fiebern dem Tag entgegen“
„Es ist der Tag, dem wir alle entgegenfiebern“, sagte Forchel vor einigen Wochen mit Blick auf die Exzellenz-Entscheidung an diesem Donnerstag. 41 Universitäten aus 13 Bundesländern durften bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) insgesamt 88 Vollanträge für ein Exzellenzcluster einreichen – 23 von ihnen als Kombiantrag zweier Hochschulen, darunter die drei Würzburger Bewerbungen. Sie stammen aus der Physik, der Chemie und der Biologie– es geht um die „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ (zusammen mit der Uni Dresden), um das „Periodensystem der supramolekularen Elemente“ (zusammen mit Bayreuth) und die „Aufklärung des Rezeptoms“ (zusammen mit Jena).
Zwei Tage lang prüft in Bonn ein Expertengremium aus 39 internationalen Wissenschaftlern die eingereichten Anträge. Die endgültige Entscheidung treffen sie dann am Donnerstag gemeinsam mit den Wissenschaftsministern aus Bund und Ländern als „Exzellenzkommission“. Die Bekanntgabe wird Bundesbildungsministerin Anja Karliczek leiten.
In Bayern dominieren die beiden Münchner Universitäten
Wissenschaftliche Kooperation will die Exzellenzstrategie ebenso fördern wie Spitzenleistungen und Profilbildung. Der Wissenschaftsstandort Deutschland soll seine internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern.
Aus Bayern sind allein die beiden Münchner Hochschulen TU und LMU mit vier gemeinsamen und jeweils einem eigenen Cluster-Antrag im Rennen geblieben. Hoffnungen machen sich sonst nur noch die Unis in Bayreuth und Erlangen-Nürnberg mit je einem eigenen Projekt. Und eben die drei Würzburger Kombi-Anträge. Das war's im Freistaat – und schon in der Vorauswahl zeigt sich erneut die Vormachtstellung der beiden Münchner Universitäten.
Zehn von elf Exzellenzclustern in München
Als einzige in Bayern haben TU und LMU seit Start des millionenschweren Förderprogramms den Status als Elite-Unis erhalten. Und beide Münchner Unis wurden von 2006 bis 2017 mit zehn Exzellenzclustern gefördert – das restliche Wissenschafts-Bayern mit einem einzigen an der Uni Erlangen-Nürnberg. Die bewilligten Graduiertenschulen für Würzburg, Erlangen, Bamberg, Bayreuth und Regensburg wirken da manchem wie regionale Beruhigungspillen.
Dass die beiden Münchner Universitäten Höchstleistungen in speziellen Forschungsbereichen erbringen – daran bestehen in Wissenschaftskreisen kaum Zweifel. Kritisch sieht man die Dominanz dennoch.
Forderung nach Elite-Universität in Nordbayern
Es gehe nicht darum, in München Exzellenz abzubauen, sagt Würzburgs Uni-Präsident Forchel. Aber andere Standorte in Bayern müssten stärker gefördert werden. Der CSU-Hochschulpolitiker Oliver Jörg formuliert es konkreter: „Wir brauchen auch im nordbayerischen Raum eine Exzellenz-Universität.“
Eine solche könnte die Würzburger JMU – älteste Universität in Bayern – nur werden, wenn sie aktuell mit mindestens zwei ihrer drei Cluster-Anträge durchkommt. Dies ist die formale Voraussetzung, um als Exzellenz-Uni-Bewerber überhaupt berücksichtigt zu werden. Das Verfahren läuft über den Wissenschaftsrat.
Entscheidung über neue Elite-Unis im Juli
Für diese zweite Förderlinie der Exzellenzstrategie stehen jährlich 148 Millionen Euro zur Verfügung. Ausgewählte Elite-Unis sollen damit gestärkt werden und ihre internationale Spitzenstellung ausbauen. Deutschlandweit 26 Universitäten wollen zu dem Wettbewerb antreten, darunter auch die JMU Würzburg. Die Entscheidung fällt hier im Juli 2019.