Voraussichtlich bis in die Abendstunden werden sie an diesem Donnerstag in Bonn beraten: Ein Expertengremium aus 39 internationalen Wissenschaftlern entscheidet, welche Hochschulen die erste Hürde für die neue Exzellenzstrategie von Bund und Ländern nehmen.
Ringen um viele Millionen an Forschungsgeldern
Es geht ums Prestige. Und es geht um viel Geld. Entsprechend groß ist die Spannung auch an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU).
Wie die Uni auf Anfrage bestätigte, geht sie mit fünf Forschungsprojekten ins Rennen – und diesmal will man besser abschneiden als in den beiden Runden der vor zwölf Jahren initiierten Exzellenzinitiative. 2006 scheiterte man mit einem erhofften Forschungszentrum, strich aber immerhin noch jährlich 1,5 Millionen Euro für den Aufbau einer Graduiertenschule für Lebenswissenschaften ein. Als Elite-Unis kamen in Bayern nur die beiden Münchner Universitäten zum Zuge.
Enttäuschung in letzter Runde 2011
2011 dann ein echter Nackenschlag: Alle sechs Anträge der JMU für die zweite Phase der Exzellenzinitiative fielen durch. Schuld soll vor allem das Fehlen außeruniversitärer Einrichtungen in Würzburg gewesen sein. Die Enttäuschung war groß an Bayerns ältester Universität.
Nun also Phase drei, „Exzellenzstrategie“ heißt das millionenschwere Programm zur Forschungsförderung mittlerweile, ab Januar 2019 sollen für 45 bis 50 Projekte („Exzellenzcluster“) jährlich zwischen drei und zehn Millionen Euro fließen – insgesamt 385 Millionen pro Jahr. Durchgeführt wird der Wettbewerb von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), das Geld stammt wie gehabt zu 75 Prozent vom Bund und 25 Prozent von den Ländern.
Exptertengremium trifft Vorauswahl
Ein einzelnes Exzellenz-Projekt streicht während der siebenjährigen Laufzeit im Schnitt 50 Millionen Euro ein. Kein Wunder, dass die deutschen Hochschulen mit Eifer um diese Förderung konkurrieren. 195 Skizzen für Exzellenzcluster wurden bis Anfang April eingereicht, darunter die fünf aus Würzburg.
Das Expertengremium beschließt nun, welche Forschungsprojekte in die Endrunde kommen und bis Februar einen Vollantrag einreichen dürfen. Wieviele der 195 Projekte im Rennen bleiben, ist offen. Voraussichtlich wird mehr als die Hälfte ausgesiebt.
Die Vorauswahl soll an diesem Freitagvormittag bekannt gegeben werden. Ende September 2018 erfolgt dann die endgültige Kür der 45 bis 50 Exzellenz-Projekte. In einem zweiten Schritt werden in dem Wettbewerb 2018/19 noch ganze Exzellenz-Universitäten oder Universitätsverbünde ausgezeichnet und gefördert.
Außeruniversitäre Fortschritte
Ziel der Exzellenzstrategie ist es, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern – mit Spitzenleistungen, Profilbildung und Kooperationen.
Auch Würzburgs Uni-Präsident Alfred Forchel weiß: Die Projekte sollen nicht nur neue Forschungsfelder erschließen. „Sie müssen damit mindestens europaweit zu den führenden Wissenschaftseinrichtungen gehören“, sagt er. Die Förderkriterien verlangen ausgewiesene Spitzenwissenschaftler, gute Strukturen an der Uni und im Umfeld. Hier hat Würzburg nach Ansicht Forchels in den vergangenen Jahren aufgeholt.
Zuwachs an außeruniversitären Einrichtungen
Stichwort außeruniversitäre Forschungseinrichtungen: Neben dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung und dem Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) wurde erst im Mai ein Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung gegründet, im Juli hat eine Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie ihre Arbeit aufgenommen.
Forchel ist deshalb für den neuerlichen Exzellenz-Wettbewerb zuversichtlich: „Wir halten unsere Antragsskizzen für sehr vielversprechend.“
Zusammenarbeit mit anderen Universitäten
Die fünf interdisziplinären Projekte betreffen Wissenschaftsbereiche der Physik, Chemie, Biologie und der Medizin. Es geht die Entwicklung von Molekülen, die Erforschung neuer Materialien und von Rezeptoren im menschlichen Organismus zur künftigen Behandlung von Krankheiten. Für diese drei Projekte arbeitet die Würzburger Uni jeweils mit anderen Hochschulen zusammen, die Anträge wurden gemeinsam eingereicht.
Ganz auf eigene Expertise setzt die JMU bei zwei Projekten zur körperlichen Steuerung von Angst und Bewegung sowie zur Erforschung von Tumorerkrankungen und Infektionen.
Forchel: „Spannende Ideen und viel Herzblut“
Allein die Bewerbung gilt für die Beteiligten als Art uniinterne Oskar-Nominierung. Sie hätten „spannende Ideen und viel Herzblut“ in die Anträge gesteckt, so Forchel. Er verortet die die ausgewählten Themen in den Kernbereichen der Würzburger Forschungsschwerpunkte, sie eigneten sich gut für die Bearbeitung in großen Verbünden. „Hier bieten sich sehr gute Entwicklungsperspektiven.“