Ohne Bienen, kein Leben. Apokalyptische Darstellungen, die die Konsequenzen einer Welt ohne Bienen aufzeigen, finden in den letzten Jahrzehnten vermehrt Platz im gesellschaftlichen Diskurs. Dass die Biene als wichtigste Bestäuberin der Nutzpflanzen einen wichtigen Beitrag zur menschlichen Lebensqualität leistet, ist unumstritten. Um sie aber gut zu schützen, benötigt es ganz besonders das Interesse und Engagement der Bürgerinnen und Bürger.
Genau dieses Interesse der Zivilgesellschaft möchten Anna Hofmann und Raphael Binder mit ihrem Projekt #BeobachteBienen erforschen. Hierfür haben die beiden Lehramtsstudierenden der Universität Würzburg an sechs verschiedenen öffentlichen Standorten in Würzburg Nisthilfen für Wildbienen aufgebaut. Mithilfe von Fragebögen, die an den jeweiligen Nisthilfen ausliegen, dokumentieren die beiden die Beobachtungen der Würzburgerinnen und Würzburger. Zudem können sich Interessierte über Tafeln vor Ort über Wildbienen informieren. Die Standorte der Nisthilfen wurden so ausgewählt, dass das gesamte Stadtgebiet abgedeckt und möglichst verschiedene Leute erreicht werden können.
Honigbiene zentral im Fokus
Grundsätzlich sei die Problematik der Bienen in den letzten Jahren vermehrt ins öffentliche Bewusstsein gerückt worden, wie man zum Beispiel an dem bayrischen Volksbegehren "Rettet die Bienen" aus dem Jahr 2019 erkennen kann. Die Öffentlichkeit zeige Interesse, aber die Honigbiene stehe hier primär im Fokus, obwohl Wildbienenarten noch viel wichtiger seien, erklärt Binder.
Auch an dem Projekt der beiden Studierenden werde großes Interesse der Bürgerinnen und Bürger gezeigt: mehr als 200 Fragebögen wurden bereits ausgefüllt. Die Hälfte des Projekts ist mittlerweile erreicht und Hofmann und Binder ziehen Bilanz: Tatsächlich wurden nicht alle Nisthilfen gleich gut von den Wildbienen angenommen. An der Nisthilfe am Hubland konnte bisher am meisten Nestbau beobachtet werden.
Würzburg als perfekte Bienenstadt
Grundsätzlich sei Würzburg aber aufgrund der ökologischen Voraussetzungen eine "perfekte Bienenstadt". Gerade für eine Stadt sei es wichtig, sich für den Bienenschutz einzusetzen, da hier selbst kleine Veränderungen einen großen Unterschied machen können, so Hofmann. Eine Stadt müsse deshalb dafür sorgen, möglichst vielfältige Lebensräume zu schaffen, plädieren die beiden Studierenden und hoffen, dass ihr Projekt auch nach Abschluss ihrer Forschung mit der bisher sehr tatkräftigen Unterstützung der Stadt weiterbestehen kann.
Zum Schutz der bedrohten Insekten können alle ihren Teil beitragen – auch in der Stadt. Wer keinen Balkon oder Garten besitzt, kann beispielsweise eine kleine selbstgebaute Nisthilfe an den Fenstersims hängen - ein Video darüber, wie eine eigene Nisthilfe leicht selbst gebaut werden kann, erscheint bald auf der Webseite des Projekts. Zudem können Küchenkräuter wie Minze, Basilikum oder Schnittlauch auch draußen stehen gelassen werden und blühen.
Das Interesse Aller müsse geweckt werden
Wer über einen Balkon verfügt, kann bienenfreundliche Blumen pflanzen und Gartenbesitzer können einen großen Beitrag leisten, indem sie Wildblumen ansäen und einfach weniger mähen und schneiden. "Für den Schutz der Bienen müssen wir einfach wilder sein und ein bisschen weniger ordentlich", fasst Hofmann die Möglichkeiten zusammen.
Um letzten Endes die Horrorszenarien einer Welt ohne Bienen zu verhindern, setzen Hofmann und Binder wieder auf das Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Durch die Beiträge vieler könne auch viel erreicht werden. Aber: "Man schützt nur, was man auch kennt", so Binder. Deshalb müsse weiterhin das Bewusstsein in der Gesellschaft gefördert und das Interesse Aller geweckt werden – sei es über die Schule, die Medien oder Projekte wie das der beiden Lehramtsstudierenden. Denn genauso kann die Möglichkeit für positive Veränderungen geschaffen werden.
In den USA ist es ein Bombengeschäft, in riesigen Lastzügen Bienenvölker Tausende Kilometer durch die Gegend zu schippern, um Obstplantagen bestäuben zu lassen. Ansonsten: Handarbeit, des wird deuer.😒
Möge es bei uns nie so weit kommen, auch dank des Engagements dieser Beiden!