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Bütthard
Ungebetener Gast im Garten: Bei Nacht räumt der Biber die Beete ab
Der geschützte Vegetarier fühlt sich wieder heimisch im Ochsenfurter Gau. In Bütthard ernährt sich der Biber von den Erzeugnissen aus den Kleingärten.
Wenn der Biber sich an Kohlrabi und Salat bedient, kann selbst eine versierte Gärtnerin wie Marianne Deppisch in Bütthard nichts ernten.
Foto: Hannelore Grimm | Wenn der Biber sich an Kohlrabi und Salat bedient, kann selbst eine versierte Gärtnerin wie Marianne Deppisch in Bütthard nichts ernten.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:02 Uhr

Hobbygärtnerin Marianne Deppisch aus Bütthard hat das, was man landläufig einen "grünen Daumen" nennt.  Davon zeugt ihr idyllisch gelegenes Gartengrundstück, auf dem sie allerdings nicht alles ernten wird, was sie gesät und gepflanzt hat. Und der Dieb, der ihre Beete abräumt, dürfte nicht zu fassen sein.

Es ist ein Biber. Der nachtaktive Vegetarier, der durch den unmittelbar daneben liegenden Geißbrunnenbach den Garten heimsucht, verschmäht zwar die reifen Erdbeeren. Dafür liebt er aber Gemüse und Salat sehr.

Für die ehemalige Landwirtin, die den Garten seit über 53 Jahren bearbeitet, bleibt von ihrem Kohlrabi nur ein angenagter kümmerlicher Rest übrig. Auch den Pflücksalat ließ sich der Biber schmecken, ebenso wie die noch jungen gelben Rüben und den Sellerie. Laut der Büttharderin hat ihr ungeliebter Garten-Mitbenutzer bereits vor einigen Jahren einen der zwei jungen Apfelbäume vernichtet, die für ihre Enkelsöhne gepflanzt worden waren.

Der Biber ist im Ochsenfurter Gau wieder heimisch geworden. 
Foto: Patrick Pleul | Der Biber ist im Ochsenfurter Gau wieder heimisch geworden. 

Das Problem mit dem Biber, der - so Marianne Deppisch - "nicht vom Baum gefallen", sondern vermutlich aus Richtung Wittighausen eingewandert ist, kennt auch der Gartenbesitzer Edgar Zipf. Sein Gartenparadies liegt ebenfalls an dem kleinen Bach und ist leicht erreichbar für den tierischen Vielfraß. Hier hat der Biber den für den Eigenbedarf des Besitzers vorgesehenen Brokkoli restlos abgeräumt und auch das Beet mit dem Salat traf genau seinen Geschmack.

Ein Biber vertilgte die jungen Weihnachtsbäume

Auch für Edgar Zipf liegt die erste unerfreuliche Erfahrung mit dem Biber schon einige Jahre zurück. Damals hat er auf seinem weitläufigen Grundstück 25 Nordmann-Tannen gepflanzt, mit der Aussicht, dass diese zu prächtigen Weihnachtsbäumen heranwachsen würden. Leider ist dieses Vorhaben fast gescheitert an dem Biber, der rund die Hälfte der jungen Bäume vertilgt hat. Damit die übrig gebliebenen Tannenbäumchen ungestört weiter wachsen können, hat sie der Büttharder mit Drahtumhüllungen gesichert

Auf den Biber, der in Bütthard unterhalb der Marienkapelle sein Revier gefunden hat, ist auch Bürgermeister Peter Ernst nicht sehr gut zu sprechen. Wie er auf Anfrage erklärt, machen die Tiere, die auch in den Ortsteilen Höttingen und Oesfeld zugewandert sind, einiges zu schaffen.

Die Gemeinde muss für Schäden durch den Biber bezahlen

Dabei sind es zunehmend die von den eifrigen Nagern unterhöhlten Feld-und Wirtschaftswege, die ihm Sorgen bereiten. Wenn es an den betroffenen Stellen zu Unfällen kommt, dann haftet laut dem Bürgermeister die Gemeinde für den Schaden. Und im Gegensatz zu den Landwirten, für die es für die von Bibern verursachten Ernteausfälle, eine Entschädigung gibt, bleibe die Gemeinde auf den Kosten für die Ausbesserung der Wege sitzen, sagt Peter Ernst.

Nahe Allersheim haben Biber ein Feldgehölz entlang des Seebachs in ein Feuchtbiotop verwandelt.
Foto: Gerhard Meißner | Nahe Allersheim haben Biber ein Feldgehölz entlang des Seebachs in ein Feuchtbiotop verwandelt.

Das Problem kennt man auch im benachbarten Giebelstadt. Nahe dem Ortsteil Allersheim hat ein Biber vor Jahren schon den Seebach aufgestaut und ein kleines Gehölz in ein Feuchtbiotop verwandelt, aus dem jetzt die abgestorbenen Pappeln aufragen. In Sulzdorf hat ein Biber den Feldweg entlang des Sulzdorfer Baches mit seiner Wohnhöhle untergraben. Dort kam es vor einigen Jahren zu einem Unfall, nachdem ein Pferd in die Höhle eingebrochen ist und samt der Reiterin stürzte.

Biberexperten raten zu Schutzmaßnahmen

Offenkundig ist der Biber im Ochsenfurter Gau wieder heimisch geworden und fühlt sich wohl an den Bächen, die die Landschaft durchziehen. Trotzdem steht die Art weiterhin unter strengem Schutz. Biberexperten raten deshalb, Bäume durch sogenannte Drahthosen vor den scharfen Zähnen des Nagers zu schützen. Dort, wo es durch aufgestaute Bäche zu Gefahren für Menschen kommt, können Biberdämme verkleinert oder ganz entfernt werden, allerdings nur mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt.

 
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  • H. S.
    Wir konnten ihn erfolgreich mit Pferde Mist vergrämen
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  • R. B.
    Noch lächelt die Hobbygärtnerin aus Bütthard in die Kamera und zeigt, was dem niedlichen kleinen Biber in der Nacht so gut geschmeckt hat. Das Lachen vergeht aber den Opfern von Reitunfällen, bei denen das Pferd auf von Bibern unterhöhlten Wegen eingebrochen ist. Auch wird der Schaden ersetzt, wenn die lieben Nager ganze Gehölze in Feuchtbiotope verwandeln und Anwohner enorme Kosten für Schutzzäune aufwenden müssen. Streng geschützt - da möchte man doch mal wissen, wo eigentlich dem Nager die Grenzen aufgezeigt sind. Über Jahrzehnte hat die Tierchen wohl niemand vermisst und jetzt sollen sie wieder heimisch werden?
    Nicht immer passen solche "Wiedereingliederungen" zu den auch heimisch gewordenen Einwohnern auf dem Land. Nicht immer akzeptiert der Steuerzahler auch neue Stellen für "Biberberater", die über Schäden, Regulierung und Schutzmechanismen aufklären zum Wohl eines nicht benötigten und eigentlich schon ausgestorbenen Tieres.
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  • M. F.
    Das war Bestimmt "Justin" der "Bieber".
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  • B. U.
    Biber Justin treibt bereits sein Wesen an der Kupfermühle in Ostheim vor der Rhön grinsen (Sägewerk Nix & Zinn)
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  • G. W.
    Der Biber ist heimisch geworden und fühlt sich wohl, TROTZDEM steht er weiterhin unter strengen Schutz.

    Was im Umkehrschluss ja bedeuten würde, dass man Lebewesen, die sich wohl und heimisch fühlen mit allen Menschen erdenklichen Mitteln vergrämen soll?

    Schon ein einfacher Maschendrahtzaun bachseitig verbaut würde den Biber vom Kohlrabi fernhalten und Bäume, die Meister Bockert nicht benagen soll, lassen sich sehr einfach mit engmaschigen Hasenzaun-Draht zuverlässig schützen; aber den Stamm mindestens 1,5 m hoch umwickeln, das Tierchen stellt sich auch gern mal auf die Hinterfüße.
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  • B. U.
    Hallo, lieber Biberfreund! Ich lebe hier an der Streu schon einige Jahre mit dem Biber einträchtig zusammen. Der gute Nachbar direkt am Hausgarten heißt Robert und ihn und seine Familie lieben alle. Allerdings: mit Hasendraht ist es nicht getan, da wird schon sog. Kotgrubengitter als Schutz fällig! Dazu kommt ein Elektrozaun um den Hausgarten zu schützen. Da kommen schnell einige hundert Euro zusammen um die Bäume einer Streuobstwiese wie hier zu schützen! traurig Zuschuss gibts hierfür allerdings nur für Landwirte. Noch schaffe ich es mit meinen 80 Jahren ab Juli täglich auf einer Leiter in den Mühlgraben zu klettern um den täglichen Stau unterm Haus zu regulieren, damit die Fische im Mühlbach nicht vertrocknen. Wie gesagt, wir lieben Robert und werden alles tun damit ihm keine Leid geschieht, aber es hat seine Mühe und seinen Preis, wenn man kein Landwirt sondern nur Naturfreund ist.
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  • G. W.
    Ich hatte auch die letzten Jahre eine Übereinkunft mit dem Baunachbiber nebenan und immer, wenn der Biber seinen Damm zu hoch gebaut hat habe ich wieder ein paar Äste rückgebaut. So blieb die Baunach in ihrem Bachbett und der Eingang zum Biberbau unterhalb der Wasserlinie. Das hat solange geklappt bis irgendwelche Grobschlachte den kompletten Damm weggebaggert haben, und das nicht nur einmal. Zurzeit ist mein Nachbarbiber scheinbar frustriert weitergezogen, eigentlich schade.
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  • B. U.
    Meine Übereinkunft mit Robert ging dahin, dass ich die Äste aus dem Mühlgraben auf seinen Damm im Hauptwasser lege, so hat er seinen Wasserspiegel und die letztenJahre hat es immer ganz gut geklappt.
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  • G. W.
    Auf jeden Fall finde ich es schön, daß Sie den Biber Robert unterstützen und ihm nicht übel nehmen , wenn der seine Äste mal so platziert, daß Sie etwas Mühe damit haben. 👍🏼
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