
Hobbygärtnerin Marianne Deppisch aus Bütthard hat das, was man landläufig einen "grünen Daumen" nennt. Davon zeugt ihr idyllisch gelegenes Gartengrundstück, auf dem sie allerdings nicht alles ernten wird, was sie gesät und gepflanzt hat. Und der Dieb, der ihre Beete abräumt, dürfte nicht zu fassen sein.
Es ist ein Biber. Der nachtaktive Vegetarier, der durch den unmittelbar daneben liegenden Geißbrunnenbach den Garten heimsucht, verschmäht zwar die reifen Erdbeeren. Dafür liebt er aber Gemüse und Salat sehr.
Für die ehemalige Landwirtin, die den Garten seit über 53 Jahren bearbeitet, bleibt von ihrem Kohlrabi nur ein angenagter kümmerlicher Rest übrig. Auch den Pflücksalat ließ sich der Biber schmecken, ebenso wie die noch jungen gelben Rüben und den Sellerie. Laut der Büttharderin hat ihr ungeliebter Garten-Mitbenutzer bereits vor einigen Jahren einen der zwei jungen Apfelbäume vernichtet, die für ihre Enkelsöhne gepflanzt worden waren.

Das Problem mit dem Biber, der - so Marianne Deppisch - "nicht vom Baum gefallen", sondern vermutlich aus Richtung Wittighausen eingewandert ist, kennt auch der Gartenbesitzer Edgar Zipf. Sein Gartenparadies liegt ebenfalls an dem kleinen Bach und ist leicht erreichbar für den tierischen Vielfraß. Hier hat der Biber den für den Eigenbedarf des Besitzers vorgesehenen Brokkoli restlos abgeräumt und auch das Beet mit dem Salat traf genau seinen Geschmack.
Ein Biber vertilgte die jungen Weihnachtsbäume
Auch für Edgar Zipf liegt die erste unerfreuliche Erfahrung mit dem Biber schon einige Jahre zurück. Damals hat er auf seinem weitläufigen Grundstück 25 Nordmann-Tannen gepflanzt, mit der Aussicht, dass diese zu prächtigen Weihnachtsbäumen heranwachsen würden. Leider ist dieses Vorhaben fast gescheitert an dem Biber, der rund die Hälfte der jungen Bäume vertilgt hat. Damit die übrig gebliebenen Tannenbäumchen ungestört weiter wachsen können, hat sie der Büttharder mit Drahtumhüllungen gesichert
Auf den Biber, der in Bütthard unterhalb der Marienkapelle sein Revier gefunden hat, ist auch Bürgermeister Peter Ernst nicht sehr gut zu sprechen. Wie er auf Anfrage erklärt, machen die Tiere, die auch in den Ortsteilen Höttingen und Oesfeld zugewandert sind, einiges zu schaffen.
Die Gemeinde muss für Schäden durch den Biber bezahlen
Dabei sind es zunehmend die von den eifrigen Nagern unterhöhlten Feld-und Wirtschaftswege, die ihm Sorgen bereiten. Wenn es an den betroffenen Stellen zu Unfällen kommt, dann haftet laut dem Bürgermeister die Gemeinde für den Schaden. Und im Gegensatz zu den Landwirten, für die es für die von Bibern verursachten Ernteausfälle, eine Entschädigung gibt, bleibe die Gemeinde auf den Kosten für die Ausbesserung der Wege sitzen, sagt Peter Ernst.

Das Problem kennt man auch im benachbarten Giebelstadt. Nahe dem Ortsteil Allersheim hat ein Biber vor Jahren schon den Seebach aufgestaut und ein kleines Gehölz in ein Feuchtbiotop verwandelt, aus dem jetzt die abgestorbenen Pappeln aufragen. In Sulzdorf hat ein Biber den Feldweg entlang des Sulzdorfer Baches mit seiner Wohnhöhle untergraben. Dort kam es vor einigen Jahren zu einem Unfall, nachdem ein Pferd in die Höhle eingebrochen ist und samt der Reiterin stürzte.
Biberexperten raten zu Schutzmaßnahmen
Offenkundig ist der Biber im Ochsenfurter Gau wieder heimisch geworden und fühlt sich wohl an den Bächen, die die Landschaft durchziehen. Trotzdem steht die Art weiterhin unter strengem Schutz. Biberexperten raten deshalb, Bäume durch sogenannte Drahthosen vor den scharfen Zähnen des Nagers zu schützen. Dort, wo es durch aufgestaute Bäche zu Gefahren für Menschen kommt, können Biberdämme verkleinert oder ganz entfernt werden, allerdings nur mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt.
Nicht immer passen solche "Wiedereingliederungen" zu den auch heimisch gewordenen Einwohnern auf dem Land. Nicht immer akzeptiert der Steuerzahler auch neue Stellen für "Biberberater", die über Schäden, Regulierung und Schutzmechanismen aufklären zum Wohl eines nicht benötigten und eigentlich schon ausgestorbenen Tieres.
Was im Umkehrschluss ja bedeuten würde, dass man Lebewesen, die sich wohl und heimisch fühlen mit allen Menschen erdenklichen Mitteln vergrämen soll?
Schon ein einfacher Maschendrahtzaun bachseitig verbaut würde den Biber vom Kohlrabi fernhalten und Bäume, die Meister Bockert nicht benagen soll, lassen sich sehr einfach mit engmaschigen Hasenzaun-Draht zuverlässig schützen; aber den Stamm mindestens 1,5 m hoch umwickeln, das Tierchen stellt sich auch gern mal auf die Hinterfüße.