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Würzburg
Unendliche Geschichte: Sechs Jahre nach Beginn der Sanierung weiter keine Wiedereröffnung der Hubland-Mensa
Wieder beginnt ein neues Semester, wieder bleibt die zentrale Mensa der Uni Würzburg verschlossen. Wo es jetzt noch hakt und wann sie endlich in Betrieb gehen könnte.
Es wäre angerichtet – aber die Probleme mit der Lüftungstechnik in der Küche der generalsanierten Hubland-Mensa der Universität Würzburg verzögern die Wiedereröffnung weiter.
Foto: Thomas Obermeier | Es wäre angerichtet – aber die Probleme mit der Lüftungstechnik in der Küche der generalsanierten Hubland-Mensa der Universität Würzburg verzögern die Wiedereröffnung weiter.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 17.03.2024 02:38 Uhr

Im Februar 2018 wurde sie für die Generalsanierung geschlossen. Jetzt, sechs Jahre später, bleibt die zentrale Hubland-Mensa der Uni Würzburg weiterhin geschlossen. Ein verlässlicher Termin für die Wiederöffnung ist noch nicht in Sicht. Immer mehr Studierende verlassen die Uni, ohne die Mensa je von innen gesehen zu haben.

Ursprüngliche Sanierungszeit hat sich bereits verdoppelt

Drei Jahre (2018 bis 2021) sollte die Sanierung dauern. Ein Zeitplan, der "ambitioniert und optimistisch" war – findet Grit Liebau, beim Staatlichen Bauamt Würzburg seit 2022 verantwortlich für den Hochschulbau. Es hätte alles reibungslos laufen müssen, doch das Gegenteil passierte: Zunächst ein Wasserschaden, verursacht von einer Baufirma. Estrich und zum Teil neue Wände mussten wieder herausgerissen werden.

Es folgten in der Corona-Pandemie erhebliche Personal- und Lieferausfälle, die Ukraine-Krise brachte Engpässe bei Technik und Baustoffen. Dazu kamen laut Liebau der Fachkräftemangel und Schwierigkeiten mit Firmen bei Planung und Ausführung.

Die Decken sind geöffnet, Rohre wieder freigelegt, Kabel hängen herunter: So sieht es im Moment noch in der Hubland-Mensa aus.
Foto: Thomas Obermeier | Die Decken sind geöffnet, Rohre wieder freigelegt, Kabel hängen herunter: So sieht es im Moment noch in der Hubland-Mensa aus.

Und der Nackenschlag vor der für Oktober 2023 geplanten Eröffnung: Die Lüftungsanlagen funktionierten nicht richtig. Sie müssen Frischluft in die Mensa bringen und Abluft absaugen. Erst beim Test unter realen Kochbedingungen zeigten sich Probleme mit der Steuerung: Teils wurde zu wenig Dampf abgezogen, teils standen Mitarbeitende in arger Zugluft. Ohne funktionierende Lüftung keine Wiedereröffnung. In diesem Sommersemester bleibt die Mensa definitiv noch zu.

Im Staatlichen Bauamt ist man sauer ob der Mängel. Teilweise werden sie wohl vor Gericht verhandelt. "Wir werden die Firmen zur Haftung ziehen", sagt Liebau. Mit Bekanntwerden der Probleme wurden die Firmen zum Nachbessern aufgefordert, ein Gutachter eingeschaltet, alle Schäden dokumentiert.

Ein Dutzend Firmen aktuell beteiligt

Allein diese Beweissicherung kostete viel Zeit. Sie ist mittlerweile abgeschlossen, wie Bauamtssprecherin Daniela Baumgärtner-Kerlin bestätigt. Wo Firmen nicht nachbessern wollten, mussten Aufträge neu ausgeschrieben und vergeben werden. Es gebe nun für alle Räume Konzepte, was nachgearbeitet werden muss.

Die Lüftungsanlage in einer Großküche ist ein komplexes System. Das die Steuerung nicht richtig funktionierte hatte sich erst bei einem Probekochen herausgestellt.
Foto: Thomas Obermeier | Die Lüftungsanlage in einer Großküche ist ein komplexes System. Das die Steuerung nicht richtig funktionierte hatte sich erst bei einem Probekochen herausgestellt.

Nach außen hin sieht man der Mensa die Probleme nicht an. Tische und Stühle stehen, selbst die Kinderecke ist seit längerem eingerichtet. Ein Blick in die Küche und in den Ausgabebereich dagegen zeigt, wo es hakt: Decken sind wieder aufgerissen, Lüftungskanäle freigelegt. Arbeiter schrauben an den Rohren und Schienen, bauen defekte Kanäle aus.

Ein Dutzend Firmen ist laut Staatlichem Bauamt gerade beteiligt, "alle arbeiten intensiv an den notwendigen Nachbesserungen", der Baufortschritt sei aktuell gut. Geräte, Teller, Kassen – alles ist da, aber zum Schutz noch mit Plastikplanen verhüllt. Manche Bauteile müssen allerdings neu bestellt werden. Das kostet wieder Zeit.

Staatliches Bauamt hofft nun auf das Wintersemester 2024/25 für eine Wiedereröffnung

Die veranschlagten Kosten für die Generalsanierung sind inklusive Tiefgarage über die Jahre von rund 50 auf 61 Millionen Euro gestiegen, davon 43 Millionen Euro allein für die Mensa. Wann sie wieder öffnet? Im Bauamt drückt man sich um einen konkreten Termin. Es gebe anhaltende Unwägbarkeiten bei Auslastung und Zuverlässigkeit von Firmen, Lieferzeiten und Vertragsvorschriften. Zu Beginn des nächsten Wintersemesters soll nun geprüft werden, ob eine Eröffnung dann möglich ist. Das Staatliche Bauamt hofft es, verweist allerdings auf ein "Restrisiko". 

Auch der Kassenbereich ist weitgehend fertiggestellt. Dennoch müssen Studierende und andere Nutzer noch mindestens bis zum Wintersemester auf die Wiedereröffnung der Mensa warten.
Foto: Thomas Obermeier | Auch der Kassenbereich ist weitgehend fertiggestellt. Dennoch müssen Studierende und andere Nutzer noch mindestens bis zum Wintersemester auf die Wiedereröffnung der Mensa warten.

Betreiber der Mensa ist das Studierendenwerk Würzburg, Geschäftsführer Michael Ullrich muss sich in Geduld üben. Er hofft, bis Ende April einen festen Eröffnungstermin für das Wintersemester 2024/25 genannt zu bekommen. Dann werde man erneut die Stellen für das Mensa-Personal ausschreiben, "um bis zum 1. November voll durchstarten zu können". Bis dahin biete das Studierendenwerk Mittagessen auch in der Cafeteria Hubland Süd an, "auch die Abendmensa in der Mensateria wird wieder stattfinden".

Mögliche Regressansprüche aufgrund der langen Ausfallzeit will das Studierendenwerk prüfen und mit der Universität und dem Staatlichen Bauamt besprechen.

 
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  • Barbara Fersch
    hätte man eine chinesische Fa. beauftragt, könnten dort längst die Studenten wieder essen !!!
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  • Ralf Eberhardt
    Kern ist insgesamt: es ist wohl NIEMAND verantwortlich. Denn hier wird nur kommentiert, egal ob Bauamt oder, oder.... Und derweil verhungern dennoch keine Studenten oder Studentinnen. Komisch. Oder?
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  • Peter Koch
    Das liegt daran, dass es eigentlich keine Mensa braucht. An meiner FH in N gab es zwar eine Mensa, aber die war so schlecht, dass ich kochen lernen musste um zu überleben.
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  • Roland Albert
    Die Problematik liegt im Ausschreibungsverfahren.
    Es kann jeder mitbieten, ohne die Qualifikation belastbar nachweisen zu müssen.
    Die Errichterbestätigung muss erst zur Abnahme vorgelegt werden. Kommt es nicht zur Abnahme…
    Siehe oben…
    Nur 43 Mio für so einem Furz, da müsste man echt mal nachhaken dürfen.
    Macht keiner, es könnte ja was auffliegen…
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  • Peter Heinrich
    <<< davon 43 Millionen Euro allein für die Mensa >>>
    das ist schon mal ein Wort
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  • Martin Friewald
    Nun hat Würzburg seinen BER
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  • Uwe Luz
    Das ist was dran. Auch dem BER hat letztlich die Haustechnik das Genick gebrochen. Ursache dafür sind insbesondere:

    1. Der in Deutschlad ins unermessliche gestiegene Komfortanspruch, der höchste Anforderungen an die Haustechnikplanung stellt und Bauvorhaben kompliziert und sehr teuer macht.

    2. Der unsägliche Hang zur sog. "baubegleitenden Planung". Planung bedeutet ja eigentlich "geistige Vorwegnahme der Bauleistung". Wenn man allerdings, wie bei den meisten Bauvorhaben schon einmal darauflosbaut, bevor alle Pläne fertig sind, muss man sich nicht wundern, dass das eine oder andere "in die Hose geht".
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  • Gerhard Kreßmann
    Das liegt wohl vor allem an der europaweiten Ausschreibungspflicht. Hätte man Firmen aus der Umgebung beauftragt wäre die Mensa wohl schon lange wieder geöffnet.
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  • Walter Seubert
    BER-lässt grüßen.
    Vielleicht sollte man im Amt einmal die Ausschreibungs- und Vergabepraktiken überdenken.
    Ein Privatmann könnte sich solche Dinge nicht leisten geschweige denn finanzieren.
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  • Klaus Krug
    Da kann das Amt leider nichts dran ändern, denn in Deutschland müssen Auftraggeber der öffentlichen Hand die VOB/A verpflichtend anwenden.

    Die VOB/A, vollständiger Titel VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A: Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen, sind traditionsreiche durch Auftraggeber- und Auftragnehmerverbände gemeinsam entwickelte und laufend fortgeschriebene Bestimmungen, die die Vergabe von Bauleistungen in Deutschland regeln. Sie werden als DIN-Norm 1960 herausgegeben. (Quelle: Wikipedia)

    In der Privatwirtschaft wendet so etwas niemand an.

    Und es gibt auch noch die VOB/B und die VOB/C.

    Und für die Beschaffung von Material für die Bundeswehr gibt es sicher ein vergleichbares Traditionswerk.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Eigentlich eine gute Idee - @ Klaus Krug -

    um zu verhindern, dass überall gemauschelt und geschoben wird.

    Verkehrt sich aber leider ins Gegenteil, wenn nur Riesenfirmen mit hervorragendem Claim-Management (i. e. "für jeden ### Nachforderungen stellen") oder aber Betriebe, denen das Wasser bis zum Hals steht, zum Dumpingpreis anbieten und zum Zuge kommen.

    In der Schweiz wird das m.W. so gehandhabt, dass jeweils das billigste und das teuerste Angebot gleich aussortiert/ nicht berücksichtigt werden. Ist natürlich ein Problem, wenn gar niemand oder nur einer überhaupt anbietet...
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  • Walter Seubert
    Es kommt vielleicht auch darauf an wie detailliert die Ausschreibung ist. Soweit ich weiß, je detaillierter um so weniger können bieten. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
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