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Unterpleichfeld
Uneinigkeit im Würzburger Norden: Scheitert das Projekt Mainwasser?
Keine Harmonie in der Allianz: Der Unterpleichfelder Gemeinderat ist gegen eine Bewässerung der Bergtheimer Mulde mit Uferfiltrat des Mains. Ist das Projekt jetzt gescheitert?
Auf den fruchtbaren Böden im nördlichen Landkreis Würzburg soll nach Vorstellung der Landwirte und Behörden einmal Uferfiltrat das Problem des knappen Wassers lösen. Aber nicht alle Gemeinden wollen sich daran beteiligen. 
Foto: Irene Konrad | Auf den fruchtbaren Böden im nördlichen Landkreis Würzburg soll nach Vorstellung der Landwirte und Behörden einmal Uferfiltrat das Problem des knappen Wassers lösen.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 15.02.2024 03:23 Uhr

Die Mitgliedsgemeinden in der Allianz Würzburger Norden sind uneinig: Das Projekt des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde, Uferfiltrat des Mains zu entnehmen, um damit Felder zu bewässern, ist in den betroffenen Gemeinden umstritten. Bergtheim, Hausen und Oberpleichfeld wollen eine Machbarkeitsstudie mitfinanzieren, Prosselsheim steht dem Ansinnen positiv gegenüber. Eisenheim setzt in Bewässerungsfragen auf die Allianz Mainschleife. Wie wird sich jetzt der Gemeinderat in Unterpleichfeld entscheiden?  

Das Ergebnis fiel denkbar knapp aus: Mit 8:8 Stimmten hat der Unterpleichfelder Gemeinderat jüngst den Antrag des Bewässerungsvereins, eine Machbarkeitsstudie als Grundlage zur Gründung eines Wasser- und Bodenverbands mitzufinanzieren, abgelehnt. Mit Herbert Walter aus Aschaffenburg und Gerd Düll aus Kitzingen hatten die Vereinsvertreter behördliche Unterstützung auf ihrer Seite, als sie das Projekt im Gemeinderat vorstellten. Walter leitet das Wasserwirtschaftsamt und Düll das Amt  für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF). Zudem hielt Andreas Becker, Abteilungsleiter Gartenbau vom AELF, einen unterstützenden Vortrag zum Projekt Mainwasser.

Die Behördenvertreter sehen durch die Zuleitung von Uferfiltraten eine Entspannung der Grundwasserentnahme in der Berghteimer Mulde. In der unterirdischen Mulde läuft das Grundwasser der Region zusammen. Als Folgen des Klimawandels wird das immer weniger. "Die Lage verschärft sich", mahnte Becker. Ein bis zwei Millionen Kubikmeter Uferfiltrat könnten in den Wintermonaten entnommen werden und die Lage entspannen. 

Tröpfchenbewässerung mit Grundwasser wie hier auf einem Acker bei Hausen gehören heute zur Selbstverständlichkeit in der Landwirtschaft. 
Foto: Irene Konrad | Tröpfchenbewässerung mit Grundwasser wie hier auf einem Acker bei Hausen gehören heute zur Selbstverständlichkeit in der Landwirtschaft. 

Becker sprach von "möglichst vielen Entnahmestellen" bei Eisenheim, von Pumpwerken, Druckrohrleitungen, großen Speicherbecken, einer Beregnungsordnung, Projektkosten und Förderungen. Als Vorteile für die Gemeinde und die Bevölkerung nannte er die Biodiversität, den Anbau gesunder Lebensmittel vor Ort oder weniger Nitrat im Grundwasser.

Bewässerungsverein braucht 200 000 Euro für eine Studie 

Die dafür nötige Studie zur Umweltverträglichkeit kostet um die 200 000 Euro und würde vom Umweltministerium mit 75 Prozent gefördert. Nur Kommunen und Verbände sind zuschussberechtigt. Die Gemeinde Bergtheim würde einen gesammelten Förderantrag stellen. Allerdings laut Gemeinderatsbeschluss nur dann, wenn die sechs Kerngemeinden mitmachen.

"Ich weiß noch nicht, wie es nun mit der Studie weitergeht."
Konrad Schlier, Bürgermeister der Gemeinde Bergtheim

Doch in Unterpleichfeld sind acht Gemeinderäte dagegen. Unter ihnen ist auch Bürgermeister Alois Fischer. Er befürworte zwar den Gemüseanbau in der Region, sagte er, aber: "Für mich sind die Verpflichtungen und Folgekosten nicht absehbar." Der Freistaat müsse den Grundwasserschutz in die Hand nehmen, forderte er.

Die Enttäuschung auf der anderen Seite ist groß. Da ist Vereinsvorsitzender Tobias Wild aus Unterpleichfeld, der sich darüber ärgert, dass ausgerechnet "seine Heimat-Gemeinde das Projekt ablehnt". Amtsleiter Walter glaubt, "wir haben offensichtlich versäumt, die Bevölkerung rechtzeitig mitzunehmen". Und Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier ist ratlos. "Ich weiß noch nicht, wie es nun mit der Studie weitergeht". 

Befürworter und Gegner im Unterpleichfelder Gemeinderat

Im Gemeinderat haben sich Simone Erk, Christina Herbert, Ralph Kätsch, Alex Kimmel, Aurelian Völker, Martina Wild, Robert Wild und Georg Zimmermann dafür ausgesprochen, sich an den Kosten zur Erstellung eines umweltverträglichen Bewässerungskonzepts zu beteiligen. Dagegen stimmten Bürgermeister Alois Fischer, der dritte Bürgermeister Winfried Schraut sowie die Ratsmitglieder Marco Apfelbacher, Ralf Rösner-Scheller, Michael Roos, Heiko Schneider, Klaus Stuntz und Benno Wörle. Gemeinderat Gerald Kober war entschuldigt.
Quelle: iko
 
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  • roechsner@t-online.de
    das Ganze nützt nur einigen wenigen Großbetrieben und die Allgemeinheit soll dann für die Studie bezahlen. Die Machbarkeitsstudie wird unser kostbares Grundwasser auch nicht vermehren. Erst wenn eines Tages der letzte Tropfen Grundwasser verbraucht ist und nichts mehr aus unseren Wasserhähnen kommmt dann wird man merken dass man Geld nicht trinken kann.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Blöde Frage

    was wollt Ihr machen, wenn schon im Raum BA - HAS - SW soviel Wasser aus dem Main geholt wird, dass hier nur noch ein müdes Rinnsal ankommt, bzw. wie wollt Ihr ggf. den Leuten in MSP etc. erklären, dass sie leider nichts mehr abkriegen?

    Schon vor Jahrzehnten haben schlauere Leute als ich den "Krieg ums Wasser" vorhergesagt - wohlan, jetzt rückt er offenbar in greifbare Nähe. MMn wird es Zeit sich zu überlegen, welche Landwirtschaft man mit weniger (aber dafür intelligenter genutztem) Wasser betreiben kann statt darüber zu sinnieren, wie man es den übrigen Interessenten (incl. der Lebensgrundlagen) wegnehmen kann. Der Aralsee sollte doch warnendes Beispiel genug sein?!
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  • robertkremling@web.de
    Durch die Nichtzustimmung für die Machbarkeitsstudie unterstützt die Gemeinde Unterpleichfeld nach m.M. die örtlichen Großbetriebe, die eh schon genug Förderkapazitäten für Grundwasser haben und nicht auf das Wasser aus dem Mainfiltrat angewiesen sind. Mit den Wasserrückhaltebecken hätten wahrscheinlich auch die anderen Gemüseanbauer die Möglichkeit zur Bewässerung.
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  • Weraft09300604
    Warum sollen einige wenige Landwirte mit Steuergeldern ihre Felder bewässern können und Landwirte in anderen Regionen nicht. Entweder es wächst ohne Bewässerung und sie sollen es bleiben lassen.Hiervon profitieren 4 große Gemüsebauern welche auch noch die kleineren Betriebe platt machen.
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  • tobild16520604
    @Weraft: Bei diesem Projekt kann Jeder mit machen ob großer oder kleiner Betrieb.
    Es geht lediglich um 10 % Beitrag der Kommune. Hier von Steuergeldverschwendung zu reden ist lächerlich. Die Umsetzung dieses Projekts zahlen die Landwirte selbst bzw. wird es vom Freistaat Bayern etwas bezuschusst für heimische nachhaltige Produkte. Oder holen wir zukünftig unser ganzes Gemüse aus den südlicheren Länder wie Italien oder Spanien, die haben größere Wasserprobleme. Von den Sozialstandards der Arbeiter ganz zu schweigen.
    P.S. Selbstversorgungsgrad an Obst und Gemüse in Deutschland liegt bei 34%
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    @ tobild
    Kleinere Betriebe können hier gar nicht mitziehen weil die Lieferverträge und Abnahmemengen schon längst verteilt sind.
    Außerdem können die vielen Nebenerwerb sich das gar nicht leisten. Und wenn Sie wüssten wieviele hunderte Kilometer z.b die Gurken gefahren werden. Von wegen regional. In welcher scheinwelt leben sie.
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  • klaus1618
    Sozialstandards, Selbstversorgungsgrad und die Wertigkeit dessen, was auf unseren Äckern und Wiesen wächst!
    Jedem Besitzer von Streuobstwiesen, der sein dort gewachsenes Obst nicht vergammeln lassen möchte, treibt es doch förmlichst die Tränchen in die Augen, wenn er diese beerntet und hernach zur Verarbeitung andient. Mit welchen "Hungergroschen" wird er da abgespeist!? - Eine ehrliche Wertschätzung für heimisches Obst lässt sich dabei wahrlich nicht erkennen. Nun, die Designeräpfelchen in unseren Supermärkten vermitteln bei grandioser Optik ja auch die gewünschten Einheitsgeschmacksexplosionen.

    Da können unsere Gemüsebarone mithalten. Was passiert mit den aufwändig bewässerten krummen Gurken und all dem, was den optischen Ansprüchen nicht gerecht wird!? Wird aussortiert, landet direkt auf dem Kompost...

    Eine solche Dekadenz können wir uns einfach nicht mehr leisten u. dafür auch noch unsere wertvolle Ressource Wasser sträflich missbrauchen. Da frisst die Gier zu viel Hirn..
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  • ge@baenba.de
    Mit dem Beschluss scheidert ja nicht das Gesamtprojekt, sondern nur der Versuch schon die Kosten für die Studie auf den Steuerzahler abzuwälzen.
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  • klaus1618
    Wie kann man ein solches Ungleichgewicht aufrechterhalten wollen. Die dortigen Bauern erzeugen damit Überhänge, die so niemand braucht, in diesem Umfang realiter niemand haben will.

    Wenn unser Wasser knapp ist -der Nachschub vom Himmel ausbleibt- ist ein solch verschwenderisches Handeln mit nichts zu rechtfertigen. Einige wenige Bauern, die das Wasser für sich alleine zu beanspruchen gedenken, bringen damit das Image eines ganzen Berufsstandes in gesellschaftlichen Misskredit, nur weil die Gier dort keine Grenzen kennt! Auch die Eigentümer dort vor Ort müssen schließlich zur Kenntnis nehmen, dass ein solcher Wassermissbrauch nicht mehr gewährleistet werden kann, wenn der Nachschub vom Himmel wegbricht; gleiches gilt für die Trinkwassernutzer im Großraum Würzburg...

    Baut alternativ Kulturen/Pflanzen an, die mit diesen klimatischen Bedingungen zurecht kommen...
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  • annette.schuhmann@web.de
    @klaus1618: Ich bitte Sie, Ihre Anschuldigungen der Gier zurückzunehmen. Die Bauern dort leben und arbeiten in dem gleichen System wie wir alle, was heißt, dass sie auf ein Einkommen angewiesen sind. In dem Fall ist es eben der Anbau von Gemüse. Die Einkommen von Landwirten sind so niedrig, dass es ein Hohn ist, von "Gier" zu sprechen. Und selbst wenn die Bewässerung hier problematisch ist, so ist dies vielleicht immer noch die bessere Lösung, als das Gemüse aus Südeuropa herzuholen, wo die Umweltschäden durch den Anbau tatsächlich im großen Maß vorkommen und die sozialen Standards für die Arbeiter im Anbau viel geringer sind als bei uns. Vom klimaschädlichen Transport über tausende Kilometer ganz abzusehen. Wenn Sie schreiben, dass die Bauern etwas anderes anbauen sollen frage ich Sie: Was essen Sie denn, landet da nur Getreide auf dem Teller, nie Gemüse, Salat, Obst? Und wo kommt das her? Und in welchem Beruf arbeiten Sie und welche Umweltschäden entstehen dadurch?
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  • klaus1618
    An die jeweiligen Flächeneigentümer vor Ort war der Vorwurf der „Renditegier“ gerichtet. Vielleicht sollten Sie sich dahingehend schlauer machen...

    Die Bauern im übrigen generell sind kein monolithischer Block.

    Im Hinblick auf die Krumenrenditen ist kaum ein Unterschied zwischen Flächen- und Wohnungseigentümern zu verspüren. Wie es um die katastrophale Einkommenssituation unserer heimischen Bauern, der Bauern Eu- und weltweit bestellt ist, damit bin ich durchaus bestens vertraut.

    Den Gemüseanbau kann man auch anders lösen, gerade im nachgelagert verarbeitenden Gewerbe ich hinsichtlich eines schon geradezu perfiden Anspruchsdenkens sehr vieles im Argen - unsere BIG FOUR dominieren 85% des LEH; und diese bestimmen schon geradezu diktatorisch, wohin die Reise geht - noch! Einflüsse seitens der Administration blendet man ohnehin komplett aus...
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  • robert.erhard@gmx.de
    Eine traurige Scheindiskussion!
    Wasser ist so kostbar! Und die 8 setzen das wegen an den Haaren herbeigezogenen Gründen gegen eine Solidargemeinschaft aufs Spiel!
    Es ging um die Erstellung des Konzeptes!
    Weder der Bürgermeister noch die 7 haben hier Verantwortung getragen! Wenn es der Bürgermeister nicht schafft, so eine simple aber immanent wichtige Voraussetzung zu schaffen dann ist er entweder unfähig oder man muss sich da schon als Außenstehende fragen, ob da nicht ganz andere Dibge im Spiel sind!
    Mit Wasser geht man nicht so um! So oder so!
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  • tobild16520604
    Sehr gut geschrieben!
    Es geht lediglich um eine Machbarkeitsstudie, die ein Verband nicht selbst in Auftrag geben kann. Durch die Beteiligung der Kommunen können gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige und sinnvolle Umsetzung in einer Arbeitsgruppe erörtert werden. Zur Aussage von Herrn Fischer es solle sich der Staat darum kümmern: Genau das tut er mit der 75% Förderung für so ein Bewässerungskonzept. Eine Region für den Klimawandel wappnen, alle mitzunehmen, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten das ist oder war das Ziel!
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  • robert.erhard@gmx.de
    Auch sehr gut geschrieben!
    Es müssen alle Punkte beleuchtet werden! Und da eine Region betroffen ist müssen ALLE mitmachen und Verantwortung übernehmen
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