
Seit Beginn der Pandemie wird die Frage nach dem Corona-Ursprung immer wieder diskutiert. Woher kommt das Virus, das sich weltweit so rasant verbreitet hat? Eine neue Analyse sorgt nun auch in Unterfranken für Wirbel: Die drei Autoren, darunter Dr. Valentin Bruttel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg, wollen Hinweise gefunden haben, dass Sars-CoV-2 aus einem Labor stammen könnte. Experten allerdings kritisieren die Studie postwendend. Eine unabhängige, wissenschaftliche Begutachtung gibt es noch nicht.
Der Nachrichtensender "ntv" berichtete am Wochenende über die Vorab-Veröffentlichung der Studie zum Ursprung von Sars-CoV-2. Deren Kernaussage fasste Biomediziner Bruttel gegenüber "ntv" folgendermaßen zusammen: "In Kombination mit anderen molekularen Hinweisen zeigen unsere Ergebnisse, dass dieses Virus zu 99,9 Prozent eine künstliche, wahrscheinlich manipulierte Kopie eines natürlichen Virus ist."
Forscherteam um Bruttel hält künstlichen Ursprung von Sars-CoV-2 für wahrscheinlich
Ein Satz mit Sprengkraft. Mehrere Medien greifen das Thema auf. Eine Anfrage dieser Redaktion bei der Uniklinik Würzburg ergibt zunächst nur, dass die Studie nicht im Auftrag des Uniklinikums entstanden sei. Für eine fachlich fundierte Einschätzung benötige man Zeit.
Denn abschließend geklärt ist der Ursprung des Coronavirus bislang nicht, nach wie vor wird die Debatte erhitzt geführt. Zahlreiche Wissenschaftler gehen davon aus, dass Sars-CoV-2 von Tieren auf den Menschen übertragen wurde und ein Wildtiermarkt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan Ausgangspunkt der Pandemie war. Andere glauben hingegen, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan freigesetzt wurde.
Eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) war 2021 zu dem Schluss gekommen, diese Labor-Theorie sei "extrem unwahrscheinlich". In ihrer Studie behaupten Valentin Bruttel und seine beiden amerikanischen Mitforscher Alex Washburne und Antonius VanDongen nun das Gegenteil.
In ihrer Vorabveröffentlichung, die nun diskutiert und überprüft wird, deuten die Ergebnisse auf einen synthetischen, also künstlichen Ursprung von Sars-CoV-2 hin. So zeige das Virus eine Art "Fingerabdruck" – ein auffälliges Muster - an Schnittstellen für Enzyme, die für das Zusammensetzen synthetischer Virengenome verwendet werden.
Noch keine unabhängige, wissenschaftliche Begutachtung der Studie
Bei natürlich vorkommenden Coronaviren hingegen sei ein derart regelmäßiges Nahtstellen-Muster "äußerst unwahrscheinlich", schreiben die Autoren. "Die noch nicht unabhängig validierten statistischen Analysen zeigen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine solch große Anzahl an beobachteten Veränderungen rein zufällig entstanden ist", so Bruttel auf Anfrage.
"Dies ist meine persönliche momentane Einschätzung aller molekularen Daten zum Ursprung von Sars-CoV-2", erklärt der Biomediziner gegenüber dieser Redaktion. Zudem entspreche Sars-CoV-2 "in vielen Punkten exakt einem Forschungsantrag, an dem Virologen aus Wuhan beteiligt waren".
Bruttel arbeitet nach eigenen Angaben an der Würzburger Uniklinik an einem Projekt zur Entwicklung von Therapeutika für Autoimmunerkrankungen. Dabei nutze er "täglich ähnliche Methoden" wie die, "mit denen manche Virologen synthetische Viren herstellen".
Im Sommer 2021 habe er Auffälligkeiten im Genom von Sars-CoV-2 entdeckt und in seiner Freizeit weiter dazu geforscht, ausschließlich anhand von "Recherchen, Überlegungen, Diskussionen und Berechnungen", so Bruttel. "Ich habe nie im Labor irgendwelche Arbeiten mit für Menschen gefährlichen Viren gemacht."
Die Ergebnisse dieser Forschungen haben Bruttel und seine Kollegen nun als sogenannte Preprint-Studie veröffentlicht. Eine unabhängige, wissenschaftliche Bewertung gibt es noch nicht – dafür deutliche Kritik.
Würzburger Experten üben Kritik an der Studie und bemängeln Fehler
An der der Universität Würzburg prüften die Virologen Lars Dölken und Florian Erhard sowie Mikrobiologe Oliver Kurzai die Studie jetzt kurzfristig. Zwar entspreche sie wissenschaftlichen Standards, heißt es in ihrer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme. Allerdings weisen die drei Professoren auf methodische Schwachstellen hin, statistische Analysen seien teilweise fehlerhaft oder unvollständig. Wesentliche Schlussfolgerungen von Bruttel und der Mitautoren hielten deshalb einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.
Das im Genom von Sars-CoV-2 gefundene Muster sei "nicht mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit" durch genetische Manipulation zu erklären. Es könne auch natürlich entstanden sein. Die verdächtigen Enzym-Schnittstellen kämen häufig auch bei nahe verwandten Coronaviren von Sars-CoV-2 vor. Aus den Analysen der Studie ergebe sich "keine sichere Evidenz", dass das Virus aus einem Labor stammt. "Die Frage nach dem genauen Ursprung von Sars-CoV-2 bleibt damit weiterhin offen", schreiben die drei Gutachter.
Deutlich massiver in seiner Kritik ist Kristian Andersen, Immunologe und Mikrobiologe am kalifornischen Scripps-Institut. Er schrieb umgehend auf Twitter, die Vorab-Studie sei so unausgereift und fehlerhaft, dass sie nicht einmal auf Kindergarten-Niveau in Molekularbiologie bestehen würde. Der Virologe Friedemann Weber von der Universität Gießen zweifelt die Ergebnisse ebenfalls an und zerlegt auf Twitter ausführlich die einzelnen Thesen. Zudem weist er darauf hin, dass Viren leicht genetisch manipuliert werden könnten, ohne Spuren zu hinterlassen.
Bruttel selbst sieht die Kritik gelassen. Da es sich um eine Vor-Veröffentlichung handele, sei jeder Experte eingeladen, diese zu kommentieren – "das ist ja auch der Sinn".
Es lässt sich weder beweisen, dass das Virus künstlichen Ursprungs ist, noch lässt sich das Gegenteil zweifelsfrei belegen ...
Fakt ist: Wir wissen es einfach nicht. Punkt.
Der Rest ist Meinung und Vorstellung ... und jeder Streit darüber wird zum Glaubenskrieg!
Zum Thema „Wer bestimmt, wer Experte ist“: Je mehr jemand veröffentlicht hat und vor allem auch zitiert wird, desto höher seine Reputation. Auch seine berufliche Stellung kann Rückschlüsse zulassen.
Schließlich: Selbst wenn das Virus künstlich hergestellt wurde, heißt das noch lange nicht, dass es auch absichtlich verbreitet wurde. Es kann auch menschliches Versagen gewesen sein. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass jemand (insbesondere die Chinesen) so dumm ist, und ein Virus (im eigenen Land!) loslässt, das jeden, aber auch wirklich jeden, d.h. auch den/die „Loslasser“ und seine/ihre Familien treffen kann? Das ist abwegig.
Nur weil es jetzt möglich ist Viren im Labor zu basteln glauben Verschwörungstheoretiker, dass es bei Covid 19 so sein muss. Die spinnen, die Verschwörungstheoretiker.
Falls es Verschwörungstheoretikerinnen geben sollte, die spinnen auch.
Den komischerweise, wird vollkommen unkritisch das nachgeplappert, das die Gurus der Szene einem Vorsetzen.
Ironischerweise merken es die Selbsternannten kritischen Selbsdenker nichtmal.