Es geht zu wie in einem Bienenstock. Bohrhämmer dröhnen, Arbeiter schleppen Gipskartonplatten durchs Blickfeld. Vor dem Haus stehen Handwerkerautos und Schuttcontainer, drinnen liegt eine feine aber hartnäckige Staubschicht auf allem. „Am 8. November haben wir mit dem Umbau begonnen“, sagt Jutta Summer, Leiterin der Würzburger Jugendherberge am Fred-Joseph-Platz unterhalb der Burkarder Bastion. Schon am 4. Mai kommenden Jahres soll die Herberge wieder eröffnet werden.
Speisesaal kommt vom ersten Stock ins Erdgeschoss
Sieben Millionen Euro werden dann in dem imposanten Gebäude verbaut worden sein, alleine zwei Millionen werden für den Brandschutz aufgebracht werden müssen. „Die Brandschutzkosten übernimmt dankenswerter Weise die Stadt Würzburg“, sagt Summer.
Ursprünglich waren die Planer von einer Bausumme von drei Millionen Euro ausgegangen. Teurer wurde das Projekt dann unter anderem, weil aus dem ursprünglich geplanten Facelift ein regelrechter Umbau geworden ist, erläutert sie. So wandert der Speisesaal vom ersten Stock in das Erdgeschoss mit seinem schönen Gewölbe, aus dem alten Speisesaal werden Tagungsräume, die Küche wird dafür vom Erdgeschoss in den ersten Stock verlegt.
Zusätzliche Fluchtwege werden gebaut
Im Zuge der Arbeiten wurden dann buchstäblich weitere „Baustellen“, entdeckt. So sind die Kosten für den Brandschutz unter anderem auch deshalb gestiegen, weil teilweise neue Wände eingezogen werden müssen, zusätzliche Fluchtwege gebaut werden und die Decken brandsicher gemacht werden müssen. Zudem erhält jedes Zimmer einen Brandmelder, viele Bereiche bekommen neue Böden und auch neue Leitungen und Rohre werden im Haus verlegt.
Die Arbeiten ermöglichen aber auch Einblicke in Bereiche, die sonst verborgen blieben: So wurde in der früheren Zivi-Wohnung im Dachgeschoss eine Wand entfernt, die nun kurzzeitig freie Sicht auf das filigrane Tragwerk des Daches gibt, an dem an dieser Stelle auch noch die Decke der Aula der benachbarten Burkarder Schule aufgehängt ist. Es ähnelt sehr der Dachkonstruktion der kürzlich nach einer Generalsanierung wieder eröffneten Polizei-Inspektion Würzburg-Stadt – und ist hier wie dort wohl der Rohstoffknappheit der Wiederaufbauzeit nach dem Krieg geschuldet gewesen.
Werkstatt mit Schleif- und Lackierbereich
Auch die bereits vorhandenen 230 Betten und Spinde werden ebenfalls abgeschliffen und neu lackiert. „Das macht unser Hausmeister mit unseren Leuten“, erklärt Jutta Summer. Dafür wurde unter dem Dach ein Art Werkstatt mit Schleif- und Lackierbereichen geschaffen. Ein Teil des Personals packt mit an, ein Teil hat Urlaub genommen oder baut Überstunden ab. Wieder andere absolvieren Fortbildungen oder hospitieren in anderen Häusern, um zu sehen, wie dort gearbeitet wird. „Es ist auch schön, mal ein Wochenende oder über Weihnachten und Silvester frei zu haben“, sagt Jutta Summer.
„Sonst haben wir ja ein Silvesterprogramm. Das gibt es heuer nicht“, sagt sie und deutet auf die Baustelle.
In drei Workshops waren seit Anfang vergangenen Jahres das neue Konzept und Erscheinungsbild der Herberge erarbeitet worden. „Wie wollen wir sein, haben wir uns gefragt“, berichtet Summer. Heraus kam: „Wir wollen das Barock ins Moderne übersetzen. Wir legen Wert auf Hell-Dunkel-Kontraste, das Barock war ja auch eher dunkel. Daher werden wir besondere Bauteile durch Spots betonen. Auch ein neues Maskottchen wird es für die Herberge geben.“ Allzuviel will Jutta Summer noch nicht verraten, nur: Es wird ein Mops sein. „Der Mops war damals der Hund des Adels. Unserer wird Herr Berg heißen“, sagt sie. Da bietet sich ein kleines Wortspiel an: „Der wohnt dann zum Beispiel in Herrn Bergs Zimmer.“
Nur für Mitglieder mit Jugendherbergsausweis
Wenn die Arbeiten fertig sind, wird das Haus über 61 Zimmer verfügen, aufgeteilt in acht Einzel-, 15 Zweierzimmer und zwei Achterzimmer, der Rest besteht aus Dreier- bis Sechserzimmern. „Wir haben dann neben einem neu gestalteten Empfangsbereich auch eine Lounge und eine Bar, die ist aber nur für Herbergsgäste geöffnet“, betont Jutta Summer. „Vorher war das ja eher wie eine Bahnhofshalle bei uns.“ Trotz allem: „Wir sind und bleiben eine Jugendherberge, hier dürfen nur Mitglieder mit Jugendherbergsausweis übernachten. Aber wer hier übernachtet, hat sowieso einen anderen Anspruch als Hotelgäste“, sagt sie.
Wer selbst einmal einen Blick in die rundum erneuerte Herberge werfen will: Zur Wiedereröffnung soll es einen Tag der offenen Tür geben, zudem plant die Herbergschefin bis Ende kommenden Jahres zweimal pro Monat eine Führung für interessierte Würzburger durch das große Haus.