Hausschuhe, zuckerige Erdbeermarmelade, Vollkornbrot und Hagebuttentee - vielen kommt genau das in den Sinn, wenn sie das Wort Jugendherberge hören. Mit diesem Image haben auch immer noch viele Unterkünfte des Jugendherbergswerkes zu kämpfen. Nicht mehr allzu lange, denn kurz vor Weihnachten fand in der Würzburger Herberge das Auftakttreffen für ein Projekt statt, das, glaubt man den Planern, in Deutschlands Jugendherbergen seinesgleichen suchen werden wird.
Rund um den großen Plan auf den Tischen im Sitzungssaal der Jugendherberge stehen sie: Architekten, Brandschutzfachleute, Küchen- und Elektroplaner, Statiker und Herbergschefin Jutta Summer, die seit 2007 die Geschicke der Würzburger Herberge leitet.
Alle zwei Wochen will man sich künftig treffen, um den Umbau zu besprechen, der im November 2017 beginnen soll und - wenn es nach Summer geht - „hoffentlich“ bis März 2017 abgeschlossen sein soll.
Jünger, dynamischer und cooler.
„Wir wollen die Jugendherberge jünger, dynamischer und cooler machen und die Gäste mit einem ,Aha-Effekt-Da-staunst-Du-aber‘ überraschen“, sagt Architekt Radim Rozehnal. Er ist Projektleiter Fachbereich Bau beim Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerkes in München.
„Es soll ein Gemeinschaftserlebnis werden. Die, die die Jugendherberge schon kennen, soll es überraschen, dass da etwas Neues ist. Neue Gäste soll es überzeugen, dass es sich lohnt hier zu übernachten. Also eine Art Hagebuttentee, neu interpretiert“, fügt Herbergsleiterin Jutta Summer hinzu und lacht.
„Das wird etwas völlig anderes, unerwartetes und bislang einmaliges.“
„Wir beginnen an der Rezeption mit der Umgestaltung“, sagt der Architekt und zeigt einen farbenfrohen Entwurf. „Das wird etwas völlig anderes, unerwartetes und bislang einmaliges, das dann aus Würzburg kommt.“ So sieht es auch aus. „Würzburg ist ja ein junge dynamische Stadt mit vielen jungen Menschen und Studenten, und wir machen ein junge, dynamische und coole Jugendherberge für Junge und Junggebliebene“, fährt Rozehnal fort.
„Man wird die Jugendherberge hinterher nicht wiedererkennen, im positiven Sinne“, prophezeit er. Maßgeblich für die Gestaltung der Innenausbaus sind die Münchner Innenarchitekten Duelli. „Wenn der Umbau fertig ist, wird die Herberge in dieser Form in Deutschland bislang einmalig sein“, verspricht der Planer.
„Mir ist es wichtig, dass wir einen Anziehungseffekt haben.“
„Das neue Konzept soll viel Platz bieten, um Gemeinschaft zu erleben, das ist unser Alleinstellungsmerkmal, ein Ort, um neue Leute in neuem Ambiente kennen zu lernen“, erläutert Jutta Summer. „Mir ist es wichtig, dass wir einen Anziehungseffekt haben, damit die Leute automatisch kommen und es weitererzählen, so dass es zum Selbstläufer wird.“ Rozehnal fügt hinzu: „Wenn die Leute in der Jugendherberge ein Selfie machen und das auf Facebook weiterverbreiten, dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben.“
In mehreren Workshops sei ein gemeinsames Thema für Würzburg gefunden worden, sagt Jutta Summer. „Viel will ich da noch nicht verraten, damit es bei der Eröffnung auch noch Überraschungen gibt, aber wir wollen Würzburg ,rocken‘“.
Umgebaut werden sollen auch alle in den ersten beiden Bauabschnitten der vergangenen Jahre noch nicht erfassten Zimmer, also der Südflügel und der Familiengang. „20 Zimmer mit ein bis vier Betten werden dort modernisiert und komplett neu gestaltet. Jedes Zimmer bekommt ein eigenes Bad und WC“, sagt Architekt Rohzenal. „Auch alle Aufenthaltsbereiche werden aufgepimpt, es wird mehr Tagungsbereiche auf dem neuesten technischen Stand geben“, fährt er fort.
„Die Stadt übernimmt den kompletten Brandschutz.“
Auf rund drei Millionen Euro veranschlagt der Architekt die gesamten Baukosten, an denen sich auch die Stadt Würzburg beteiligen wird, sagt er. „Die Stadt übernimmt den kompletten Brandschutz, der ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht wird.“
„Im städtischen Haushalt sind dafür für die nächsten vier Jahre eine Million Euro eingestellt worden“, bestätigt Christan Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg.
Jutta Summer führt die Würzburger Herberge seit dem Jahr 2007, weniger als 30 000 Übernachtungen pro Jahr zählte die Herberge zwischen Jugendkulturhaus Cairo und der Burkarder Bastion damals. Jahr um Jahr gelang es der neuen Chefin, mehr Gäste ins Haus zu locken. Inzwischen hat sich diese Zahl stabil bei 42 000 bis 44 000 jährlichen Übernachtungen eingependelt, rund 43 000 waren es auch 2016, sagt sie. Das Haus gilt mittlerweile als Flaggschiff des Jugendherbergswerkes in Unterfranken.
Die Jugendherberge
Das Haus am Fred-Joseph-Platz 2 bietet 238 Betten in 65 Zimmern: Acht Einzelzimmer (davon fünf mit Dusche/WC), 13 Zweibettzimmer (drei mit Dusche/WC), 25 Vierbettzimmer (elf mit Dusche/WC), drei Fünfbettzimmer (zwei mit Dusche/WC), 14 Sechsbettzimmer (acht mit Dusche/WC) sowie zwei Achtbettzimmer.
Für Familien gibt es 20 Schlafräume mit Dusche/WC, 21 Schlafräume mit Etagendusche, außerdem stehen als Ausstattung drei Kinder-Hochstühle und vier Kinderbetten bereit. Für Radfahrer gibt es einen abschließbaren Fahrradraum, einen Trockenraum, einen Fahrradverleih, Reparaturmöglichkeiten und Kartenmaterial.
Für Rollstuhlfahrer stehen barrierefrei 21 Schlafräume mit Etagendusche bereit. Das Haus ist ebenerdig zugänglich und schwellenlos gebaut. Es gibt einen Aufzug und Behindertentoiletten, alle Aufenthaltsräume und der Speisesaal sind für Rollifahrer erreichbar.
Mehr Infos unter Tel. (09 31) 46 77 86-0 oder unter E-Mail wuerzburg@jugendherberge.de