Anfang 2007 übernahm Jutta Summer die Leitung der Jugendherberge am Fred-Joseph-Platz. Weniger als 30 000 Übernachtungen pro Jahr zählte die Herberge zwischen Jugendkulturhaus Cairo und der Burkarder Bastion damals. Jahr um Jahr gelang es der neuen Chefin, mehr Gäste ins Haus zu locken. Inzwischen hat sich diese Zahl stabil bei 42 000 bis 44 000 jährlichen Übernachtungen eingependelt. „Die wollen und werden wir halten“, sagt Summer.
„Es kommen mehr Familien als früher“, berichtet sie, „da stehen wir derzeit bei knapp 20 Prozent, die Studentengruppen machen acht Prozent aus. Aber die Schülergruppen stellen mit rund 34 Prozent nach wie vor den größten Anteil, da sind es vor allem Italiener.“ Was sie besonders freut: Der Küchenumsatz liegt knapp unterhalb der Halbpension. „Das heißt, jeder Gast nimmt pro Tag im Haus zwei Mahrzeiten zu sich. Das ist nicht überall so.“
Die Einzelreisenden machen hingegen die geringste Übernachtungsgruppe aus. 3623 waren es im Jahr 2015, die in der Herberge ihr müdes Haupt zur Ruhe betteten. „Bei dieser Gruppe liegen die Tschechen, Schweizer und Spanier weit vorne, auch Mexikaner und US-Amerikaner liegen im Spitzenfeld“, berichtet Summer. „50 Australier hatten wir“, zählt sie auf, „sieben Neuseeländer, jeweils fünf Übernachtungen von Reisenden aus Singapur und Uruguay, drei kamen aus Kenia, zwei aus Mazedonien und zwei aus Indien.“
Es stehen große Aufgaben an. Im kommenden Jahr wird die Würzburger Herberge neben der Jugendherberge Unterweser-Ems in Norddeutschland eine von zwei „Prototypen“ in Deutschland werden. „Wenn man das so nennen will“, sagt Jutta Summer. Deshalb wird es einen Facelift für das gesamte Haus geben.
Die Botschaft, die vermittelt werden soll, heißt „Gemeinschaft erleben“. Summer sagt: „Die Besucher sollen sich hier nicht wie im Hotel fühlen, sondern sagen das ist eine Super-Jugendherberge, das wollen wir nämlich bleiben.“ Das Haus soll ein „Markengesicht“ bekommen, mit einer einheitliche Markenarchitektur. „Die soll dann von allen anderen Häusern übernommen werden“, erklärt die Herbergschefin.
Zum Beispiel sollen künftig in allen Jugendherbergen die Schau- und Infokästen und Pinnwände ein einheitliches Erscheinungsbild bekommen. Gleich sollen zukünftig auch die Möbel sein, also die Stockbetten oder Sessel in den Aufenthaltsbereichen und die Jugendherbergs-Artikel, die angeboten werden.
Vor kurzen fand in der Jugendherberge dazu ein erster Workshop statt. Teilnehmer waren außer der Herbergschefin auch Jürgen Ludwig, der Marketingleiter des Fachbereiches Congress Tourismus Wirtschaft der Stadt, Sebastian Karl von den Würzburger Gästeführern, dazu zwei Architekten des Jugendherbergswerks, der Vorstand des Landesverbandes der Jugendherbergen und der Jugendherbergs-Regiomanager.
„Die Frage, die wir uns stellen, ist: Was passt zu Würzburg?“, erläutert Summer. „Wir wollen gemütlich, nicht alltäglich sein, eher sonntäglich, cool, alternativ. Also nicht clean mit viel Licht und Edelstahl wie in den großen Städten, sondern eher ein bisschen alternativ wie die Läden, die es hier in der Stadt gibt.“ Summer nennt da als Beispiele das „Wunschlos glücklich“ oder das „Zweiviertel“.
Derzeit wird an einem sogenannten Regionbaukasten gearbeitet. „Das heißt welche Motive herrschen hier in der Region vor, und welche soll man in der Jugendherberge wiederfinden. Form. Farbe, Licht“, erläutert sie. „Da laufen gerade noch Überlegungen, was machbar ist und was wir davon umsetzen wollen. Da habe ich ganz viele Ideen“, sagt Summer. „Aber die verrate ich noch nicht.“
Im März wird es einen zweiten Workshop geben, der Beginn des Umbaus ist zum Jahreswechsel 2016/17 geplant. Ein Drittel der Kosten von drei Millionen Euro wird die Stadt übernehmen. „Das entspricht ziemlich genau dem, was die Ertüchtigung des Brandschutzes kosten wird“, sagt Summer. Den Rest trägt der Jugendherbergsverband.
Los geht's mit einem Facelifting im Erdgeschoss für die Rezeption, das Bistro und die öffentlichen Bereiche. In einem zweiten Bauabschnitt werden die Zimmer und Sanitäranlagen modernisiert und soweit möglich, die Zimmer mit Dusche und WC ausgestattet. Im dritten Abschnitt schließlich werden die früheren Zivi-Wohnungen in Zimmer umgestaltet.
Abgeschlossen werden soll der Bau so schnell wie möglich. „Wir bauen ja im laufenden Betrieb um“, sagt Jutta Summer. Damit die Zahlen auch dann wieder stimmen.
Die Würzburger Jugendherberge und ihre Ausstattung
Das Haus am Fred-Joseph-Platz 2 bietet 238 Betten in 65 Zimmern: Acht Einzelzimmer (davon fünf mit Dusche/WC), 13 Zweibettzimmer (drei mit Dusche/WC), 25 Vierbettzimmer (elf mit Dusche/WC), drei Fünfbettzimmer (zwei mit Dusche/WC), 14 Sechsbettzimmer (acht mit Dusche/WC) sowie zwei Achtbettzimmer.
Für Familien gibt es 20 Schlafräume mit Dusche/WC, sowie 21 Schlafräume mit Etagendusche, außerdem stehen als Ausstattung drei Kinder-Hochstühle und vier Kinderbetten bereit. Für Radfahrer gibt es einen abschließbaren Fahrradraum, einen Trockenraum, einen Fahrradverleih, Reparaturmöglichkeiten und Kartenmaterial.
Für Rollstuhlfahrer stehen barrierefrei 21 Schlafräume mit Etagendusche bereit. Das Haus ist ebenerdig zugänglich und schwellenlos gebaut. Es gibt einen Aufzug und Behindertentoiletten, alle Aufenthaltsräume und der Speisesaal sind für Rollifahrer erreichbar.
Infos: Tel. (09 31) 46 77 86-0
Mail: wuerzburg@jugendherberge.de