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Uffenheim
Uffenheim und Bad Windsheim: Dramatische Situation beim Notarztdienst
Ab Juli gibt es einen gemeinsamen Notarztdienst für Uffenheim und Bad Windsheim. Fraglich ist, ob sich die Versorgung verbessert. Schon jetzt sind Dienste unbesetzt.
Gibt es einen medizinischen Notfall, sind Rettungswagen und Notarzt meist rasch zur Stelle. Doch in Uffenheim könnte es künftig länger dauern.
Foto: Gerhard Krämer | Gibt es einen medizinischen Notfall, sind Rettungswagen und Notarzt meist rasch zur Stelle. Doch in Uffenheim könnte es künftig länger dauern.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 15:12 Uhr

Das Thema treibt den Uffenheimer Bürgermeister Wolfgang Lampe um. Vergebens hat er gegen eine Zusammenlegung der Dienstpläne für Notärzte im Raum Uffenheim und Bad Windsheim gekämpft. Auch Petitionen waren gescheitert. Jetzt spricht Lampe im Uffenheimer Stadtrat mit Blick auf viele unbesetzte Notarztdienste von einer "dramatischen Situation".

Mitte März hatte der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) in Ansbach den gemeinsamen Dienstplan beschlossen. Ab 1. Juli soll dieser für die beiden Standorte in Bad Windsheim und Uffenheim greifen. Doch schon jetzt sind an sehr vielen Tagen Dienste offen. Als Beweis verweist Lampe auf Mails der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), die sich um die Besetzung der einzelnen Dienste kümmert.

Viele Notarztdienste sind noch unbesetzt

Ein Blick darauf offenbart in der Tat Erschreckendes. So hatte zum Beispiel Mitte April die KVB noch dringend Notärzte für den Dienst am letzten Aprilwochenende gesucht, da sowohl Bad Windsheim als auch Uffenheim unbesetzt waren. Im Juni waren laut Mail vom 30. Mai noch an fast allen Tagen zwischen vier und 14 Stunden offen – sowohl für Bad Windsheim als auch für Uffenheim. Dabei handelt es sich um Zeiten zwischen 18 und 8 Uhr, denn die Tagdienste sollen durch Ärzte an der Klinik Bad Windsheim abgedeckt werden.

Das, was wir prophezeit haben, tritt ein; uns fallen die Notärzte weg."
Wolfgang Lampe (SPD), Bürgermeister von Uffenheim

"Das, was wir prophezeit haben, tritt ein", sagte Lampe. Denn er habe schon von Beginn an darauf hingewiesen, dass Notärzte nicht mehr so weit entfernt zum Einsatzort fahren und auch keine fünf Einsätze am Tag haben wollen. Mehrere Notfallmediziner haben bereits angekündigt, ihre Dienste zu reduzieren, oder ganz aus der Notztversorgung auszusteigen. "Uns fallen die Notärzte weg", sagte Lampe.

Warnung der Notärzte wurde nicht gehört

Sprecher der beiden Notarztgruppen hätten lange vor der Entscheidung vor einer Verschlechterung gewarnt. Doch die Verantwortlichen bei KVB und ZRF hätten von Verbesserungen gesprochen und die Warnungen ignoriert, sagt Lampe. Das stoße ihm sauer auf. Denn er sehe keine Verbesserung, zumal auch die Notärzte benachbarter Standorte die Lücken nicht füllen könnten, ebenso wenig wie der Rettungshubschrauber in Ochsenfurt.

"Man nimmt uns nichts weg", zitierte Lampe die Stadt- und Kreisrätin Ulrike Streng (CSU). "Das waren ihre Worte."Aber es werde Uffenheim etwas weggenommen. Wohl auch drei Uffenheimer Rettungssanitäter, die nach Bad Windsheim versetzt werden sollen, berichtete der Bürgermeister. Auch wenn Andreas Schober, SPD-Stadtrat und selbst beim Rettungsdienst beschäftigt, in seiner dortigen Funktion als Personalratsvorsitzender widerspricht.

Der Mediziner und SPD-Stadtrat Wolfgang Barz, der in seinem Ruhestand noch Notarztdienste macht, glaubt nicht daran, dass ab 1. Juli alle Dienste besetzt werden können. "Die angekündigte Verbesserung wird zu einem Schlag nicht nur gegen unsere Region, auch Bad Windsheim wird darunter leiden", befürchtet Barz. Zudem sei auch der Bereich Rothenburg nicht gut besetzt. So kann er nicht an eine Verbesserung glauben. "Ich würde mich freuen, wenn ich mich irren würde", fügt er hinzu.

Ein Notarzt hat sich in Richtung Ochsenfurt orientiert

Barz versteht den Frust seiner Kollegen. Besonders für Dr. Andreas Schenk sei eine berufliche Welt zusammengebrochen. Schenk hatte einen Großteil der Uffenheimer Dienste abgedeckt. Nun hat er sich Richtung Ochsenfurt orientiert. Für den Uffenheimer Raum kann er nur noch wenige Dienste übernehmen. Barz macht seine angekündigten Dienste "so lange es geht". Doch sei ein halber Tag in Bad Windsheim belastend.

"Das war vorauszusehen, aber man hat uns nicht geglaubt", macht Bürgermeister Lampe seinem Verdruss Luft. Auch der Kreistag habe Uffenheim nicht unterstützt. Nicht einmal alle Kreisräte aus Uffenheim selbst, schiebt er hinterher. Erwiderungen kamen in der Stadtratssitzung nicht, auch nicht von den direkt Angesprochenen. Es herrschte betretendes Schweigen.

 
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  • fheilgenthal@t-online.de
    Das sollte als Warnsignal für andere Kommunen (und deren Notarztstandorte) verstanden werden. Pläne zum Zusammenlegen von NA-Standorten werden uns in maher Zulunft sicher noch öfter begegnen. Das Problem rührt auch nicht daher, dass den Job keiner mehr machen würde. Nur eben nicht zu den im Vergleich zu anderen Bundesländern unattraktiven Bedingungen (nicht ausschließlich Gehalt) und das neben einer normalen Vollzeitarbeitswoche. Bevor jemand das hier beschönigt - ohne die vielen Idealisten und „Vollblut-Notärzte“ wären wohl schon viel mehr Standorte dicht.
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  • office@reichelt-schoelch.de
    Mag sein, dass das korrekt ist, aber Wortklauberei dürfte in Notsituationen wohl wenig helfen. sind weitere Überlegungen, bessereMaßnahmen nötig. So, wie das geschildert ist, haben zuerst die Entscheider in den Gremien das nicht vollständig "geblickt" - oder waren wohl noch nie auf einen Notarzt angewiesen. Da werden Sekunden zu Minuten und die zu Stunden. Das kann alles mal sein, nur streng logistisch,statistisch ist es abhängig vom Umfang der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Was ich ab und an höre ist nur auch, und da müsste man evtl. einmal schauen, ob man etwas verbessern kann, dass in D. wohl recht schnell nach dem Notarzt gerufen wird. Davon erscheint mir nur der größte Teil als ein typisch deutsches Kommunikationsproblem, dem in letzter Instanz zu wenig eigene Gesundheitsbildung, Bequemlichkeit und vor allem eine Anspruchshaltung wegen der "die Kasse zahlt es ja-" Erziehung zugrunde liegt. Natürlich ist es aktuell am "Ende" der Notfallleitung schwierig, das zu unterscheiden.
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  • Egal ...
    Wenn ich diese Überschrift im Onlineportal schon wieder lese .....
    "Wenn der Krankenwagen nicht kommt ..." ist wieder eine reine Panikmache der Mainpost. Es geht im Artikel rein um den Notarztdienst und der Notartz kommt NICHT mit den Krankenwagen sondern mit dem NEF (Notarzeinsatzfahrzeug) im Rendezvousverfahren. Vielleicht sollte der Verfasser sich die Einsatzmittel des Rettungsdienstes mal genauer ansehen. Für alle die sich jetzt verunsichtert fühlen sollten, ein RETTUNGSWAGEN kommt sicher, fraglich ist nur wann (nicht ob) der Notarzt eintrifft. Bitte liebe Mainpost, erst anständig Recherchieren, dann schreiben! Danke
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