
Es ist ständig zu hören und lesen: Künstliche Intelligenz (KI, englisch: AI) verändert unser Leben rasant. Doch wie und warum? Ist das alles übertrieben oder ist KI gar gefährlich?
Im Interview nimmt die Würzburger Digital-Expertin Ute Mündlein zu fünf provokanten Thesen Stellung. Die 47-Jährige steht in der Region in der vorderen Reihe, wenn es um digitale Themen geht. Sie ist Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur "10 o'clock" in Winterhausen und Mitbegründerin und Organisatorin der Würzburger Web Week. Und sie organisiert das "AI Camp", das am 12. Juni an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) stattfindet.

Ute Mündlein: Künstliche Intelligenz mag zunächst wie ein Thema für Experten klingen, aber sie wird in Zukunft alle Bereiche unseres Lebens beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, dass sich so viele Menschen wie möglich damit auseinandersetzen – nicht nur Computerfreaks, wie Sie sie nennen. Mit "SaaS mit GenAI: Von Architektur, Prompting und Pricing" haben Sie jetzt einen Vortragsvorschlag für das AI Camp herausgegriffen. Dort gibt es aber auch viele Vorträge und Workshops, die sich an ein breites Publikum richten. Wie: Sind KIs die besseren Führungskräfte und Coaches? Oder: KI – Ethik und Moral, oder heiligt der Zweck die Mittel?
Mündlein: Das ist so, als würde man sagen: Das Internet geht die kleinen Unternehmen nichts an. Es mag heute noch Betriebe geben, die komplett analog arbeiten, aber spätestens, wenn sie ihre Umsatzsteuervoranmeldung oder Einnahmen-Überschuss-Rechnung beim Finanzamt abgeben wollen, kommen sie nicht mehr daran vorbei. Die Vorstellung, dass KI nur Großunternehmen betrifft, ist ein Trugschluss. Auch wenn es nicht sofort sichtbar ist: Wir alle nutzen täglich Produkte und Dienstleistungen, in denen KI bereits eine wichtige Rolle spielt – von Suchmaschinen über Navigationsgeräte bis hin zu Empfehlungssystemen im Online-Handel. Gerade für kleine Unternehmen bietet KI enorme Chancen, effizienter zu arbeiten und neue Kunden zu gewinnen. So können KI-Tools helfen, Marketingmaterialien kostengünstig zu erstellen, seien es Texte oder Bilder, oder den Kundenservice zu verbessern. Anstatt die Auswirkungen von KI zu fürchten oder pauschal abzulehnen, sollten Unternehmer lernen, die Technologie für sich zu nutzen.
Mündlein: Es stimmt, dass durch KI einige Berufe und Tätigkeiten verschwinden werden – wie dies auch bei früheren technologischen Umbrüchen der Fall war. Denken Sie an den Beruf des Laternenanzünders. Gleichzeitig entstehen aber auch neue Aufgaben und Berufsfelder. Schon heute gibt es in vielen Branchen einen Fachkräftemangel, etwa in der IT oder im Handwerk. Hier kann KI sogar helfen, den großen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern zu decken. Darüber hinaus kann KI uns von monotonen und zeitraubenden Tätigkeiten entlasten, zum Beispiel der manuellen Eingabe von Rechnungsdaten in eine Buchhaltungssoftware.
Mündlein: Verwenden wirklich so viele Menschen Siri oder Alexa? KI ist weit mehr als diese Sprachassistenten. Tatsächlich nutzen wir alle längst KI-Systeme, oft ohne es zu wissen – etwa in Suchmaschinen oder Navigationssystemen. Noch spannender finde ich aber die Einsatzmöglichkeiten in der Forschung. So kann KI helfen, neue Medikamente schneller zu entwickeln. Ein Beispiel ist das neuronale Netz AlphaFold von Google, mit dem sich die Struktur von Proteinen vorhersagen lässt – ein absoluter Durchbruch für die Wissenschaft.
Mündlein: Die Frage, was Intelligenz ausmacht, ist ja nicht einfach zu beantworten. Richtig ist natürlich, dass wir uns heute in vielen Bereichen auf Technologie verlassen und dadurch manche Fähigkeiten verlernen – so wie frühere Generationen das Kopfrechnen verlernt haben, weil es Taschenrechner gab. KI ist letztlich ein Werkzeug, das uns unterstützen und entlasten kann.
Schade!