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Steinbachtal
Trotz Denkmalschutz verfällt der Volksgarten in Würzburg immer weiter. Droht der Verlust des ehemaligen Biergartens?
Der Volksgarten im Steinbachtal war früher ein beliebter Biergarten in Würzburg. Seit 2012 ist er geschlossen. Wie ist der aktuelle Stand?
Blick von der Straße auf einen der drei Pavillons des Volksgartens. Seit 2012 ist der ehemalige Biergarten geschlossen und verfällt. 
Foto: Thomas Obermeier | Blick von der Straße auf einen der drei Pavillons des Volksgartens. Seit 2012 ist der ehemalige Biergarten geschlossen und verfällt. 
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Peter Schlembach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Schieferplatten auf den Dächern der Pavillons im Volksgarten fehlen. Die Holzkonstruktion eines Daches ist aufgeplatzt. Im Haus davor bröckelt der Putz von den Wänden, eingefallene Wände sind beim Blick durch das Fenster zu sehen. Seit 2012 ist der ehemalige Biergarten im Steinbachtal geschlossen und verfällt zusehends.

Vortrag über den Volksgarten in Würzburg bei einem Denkmalschutz-Kolloquium

Die Pavillons des Volksgartens stehen unter Denkmalschutz. Bettina Groh ist Anwohnerin und möchte auf den Zustand des Denkmals aufmerksam machen: "Die Dachkonstruktion ist am Einstürzen", sagt sie. Jeden Tag würde sie an dem Grundstück vorbeilaufen und habe sich dabei gefragt, wieso niemand etwas gegen den Verfall unternimmt. Dann habe sie angefangen, sich für den Erhalt zu engagieren. Beim Denkmalschutz-Kolloquium des Ortskuratoriums Würzburg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hielt sie einen Vortrag über den drohenden Verlust des Volksgartens. 

"Der Vortrag von Frau Groh ist mit positiver Betroffenheit aufgenommen worden", sagt Matthias Staschull vom Würzburger Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. "Der Verfall des Volksgartens, besonders der Halle mit den Kuppelpavillons durch bewusste Vernachlässigung, ist eine Schande. Die Architektur geht kaputt, jeder Sturm und jeder Winter sorgen dafür, dass weitere Schindeln vom Dach fallen", so Staschull. Das Würzburger Ortskuratorium wolle, dass der Denkmalschutz auch die weniger bekannten, für die Würzburger Kulturlandschaft aber auch wichtigen Gebäude, erhält und pflegt. Dazu gehöre auch der Volksgarten, deswegen finde er das Engagement von Groh unterstützenswert.

Der Blick von außen durch ein offenes Fenster in ein Gebäude des Volksgartens zeigt das Ausmaß des Verfalls. 
Foto: Thomas Obermeier | Der Blick von außen durch ein offenes Fenster in ein Gebäude des Volksgartens zeigt das Ausmaß des Verfalls. 

Laut dem bayerischen Denkmalschutzgesetz haben die Eigentümer die Baudenkmäler instandzusetzen und vor Gefährdung zu schützen, "soweit ihnen das zuzumuten ist." Für die Durchsetzung des Denkmalschutzgesetzes ist die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Würzburg verantwortlich. Schon im Jahr 2014 sagte der Pressesprecher der Stadt Würzburg, dass sie den Besitzer auf die Pflicht zum Erhalt des Denkmals hingewiesen hätten. Ein Miteigentümer sagte damals, "wir machen, was wir finanziell stemmen können." Auf erneute Nachfrage möchte sich der Miteigentümer nicht mehr zum Volksgarten äußern. 

Letzte Begehung des Volksgartens durch die Denkmalbehörde im Jahr 2019 

Eine letzte Begehung und Beratung durch die Untere Denkmalbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege fand 2019 statt, schreibt Claudia Lother von der Pressestelle der Stadt Würzburg. Die Stadt gehe davon aus, dass der Eigentümer weiter auf der Suche nach einem Investor sei. Eine Aufforderung an den Eigentümer, sich zu äußern, soll in der nächsten Zeit durch die Untere Denkmalschutzbehörde erfolgen, so Lother weiter. 

Die Geschichte des Volksgartens geht bis ins Jahr 1901 zurück, als das Traditionslokal öffnete. Von 1946 bis 1950 wurden in den zwei Tanzsälen eine Notschule untergebracht. Danach wurde der Volksgarten wieder als Biergarten genutzt. Mit den bis zu 600 Sitzplätze im Freien war es einer der Größten der Stadt. 2011 gab es Pläne, die Pavillons abzureißen und Wohnungen auf dem Gelände zu bauen. Doch der Denkmalschutz verhinderte die Zerstörung. Im Jahr 2012 schloss dann der Biergarten und 2015 gab es erneut ein Bauvorhaben. Diesmal wurden die Pavillons in die Gebäude integriert. Doch auch dieses Vorhaben wurde abgelehnt.

Im Jahr 2015 wollte ein Investor das Volksgarten-Areal mit Wohnungen bebauen und die Pavillons erhalten. Die Pläne ließen sich nicht realisieren.
Foto: Architekturbüro Haas | Im Jahr 2015 wollte ein Investor das Volksgarten-Areal mit Wohnungen bebauen und die Pavillons erhalten. Die Pläne ließen sich nicht realisieren.

Durch die Integration der Wohnhäuser hätte der Volksgarten seinen ganzen Charme verloren, sagt Hans Steidle, der Stadtheimatpfleger der Stadt Würzburg. "Ich finde es schlimm, dass seit über zehn Jahren keine Veränderung stattfindet", so Steidle weiter. "Meine Befürchtung ist, dass der Verfall weitergeht und irgendwann die Pavillons einstürzen", sagt Groh. Dann würde es wieder Bestrebungen geben, das Grundstück zu bebauen, die Bäume würden weichen und dann existiert die ganze Anlage nicht mehr, sagt Groh.

Ein Verein und eine Bürgervereinigung aus dem Steinbachtal wollen den Volksgarten erhalten 

Unterstützung bekommt Bettina Groh von der Bürgervereinigung Talgemeinde Steinbachtal sowie dem Verein Rettet das Steinbachtal. Beiden Vereinigungen liege viel am Erhalt des Volksgartens. Andreas Volpert, der erste Vorsitzende des Vereins, betont: "Wir fahren täglich am Volksgarten vorbei und sehen den Verfall. Da muss irgendwann mal was passieren!" Auch dem Vorstand der Bürgervereinigung Adolf Wolz gehe es darum, ein Stück Kultur und Zeitzeugnis zu erhalten. Er erinnere sich noch an die Zeit, als er selbst in der Notschule im Volksgarten unterrichtet wurde.

"Die Menschen lieben diesen Ort", sagt Groh. Ihr Ziel sei es, dass die Pavillons und das Gelände für die Allgemeinheit erhalten bleiben. Ideen für eine Nutzung gebe es viele, "da hat wahrscheinlich jeder andere Ideen", sagt Groh und ergänzt "alles ist besser, als es kaputtgehen zu lassen." 

 
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  • Florian Evenbye
    Den Vorrednern kann ich nur zustimmen, der Denkmalschutz ist in Bayern katastrophal schlecht aufgestellt... das betrifft die Förderungen und die rechtlichen Instrumente, um historische Bausubstanz zu erhalten. Andererseits gibt es auch Städte in Bayern, die solchen Verfall nicht zulassen, man schaue z.B. auf Bamberg und unzählige andere historische Städte. Daher hoffe ich, dass die Stadtverwaltung auch ihre rechtlichen Möglichkeiten nutzt. Der Eigentümer ist rechtlich zum Erhalt des Denkmals verpflichtet. Profitphantasien sind nicht geschützt. Eigentum verpflichtet. Er könnte auch verkaufen zu einem günstigeren Preis als er aktuell verlangt.
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  • Ralf Eberhardt
    Der Denkmalschutz will erhalten, zahlt aber nichts dazu. Die Idealisten möchten erhalten, haben aber kein Geld. Und eventuelle Investoren wollen verdienen, haben Geld, aber wollen nicht Alles erhalten. Die Quadratur des Volksgartens.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Da stellt sich doch glatt die dumme Frage

    warum eigentlich der Biergarten geschlossen wurde.

    Wenn das (wie mir so schleierhaft in Erinnerung/ kann aber sein dass ich da was verwechsle) nicht ganz freiwillig passiert ist, kann man von den Eigentümern schlecht erwarten, ohne (zu erwartende) Einnahmen eine sicherlich beeindruckende Menge Geld in die Hand zu nehmen.

    Somit dürfte man davon ausgehen, wenn da keine staatliche bzw. kommunale Stelle eingreift, dass der Verfall weitergeht, bis man den Schutthaufen abräumen muss und am Ende doch Neubauten in pittoresker Schuhkartonarchitektur hingeklatscht werden. Hei-Ho!
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  • Peter Koch
    Die Grundstückseigentümer begannen 2011 mit der Suche nach einem Käufer und kündigten 2012 dem Pächter. Blöd gelaufen.
    https://wuerzburgwiki.de/wiki/Volksgarten_(Biergarten)
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  • Walter Seubert
    Würzburg macht Spaß
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  • Peter Koch
    Potentielle Investoren warten sicher, wie auch der Eigentümer, auf den Einsturz.
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  • Robert Hippeli
    @Peter Koch: Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie meinen der Denkmalschutz ist ein Verhinderungsschutz.

    Ich glaube jedoch, wenn dann mal alles eingestürzt ist und der Denkmalschutz aufgibt, sind es nicht die Investoren die ein schönes, neues, abseitsgelegenes Ausflugslokal aufbauen wollen.

    Nein es werden im "edlen Steinbachtal" tolle, schicke und teure Terrassen-Apartments werden.
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  • Anton Müller
    Was wäre denn so schlimm daran, wenn hochwertiger Wohnraum entsteht? Gebraucht wird er, wenn man sich die Miet/Immobiliensituation in Würzburg so anschaut. Ich kann die Eigentümer schon verstehen, dass die nicht auf ihre Kosten das Ensemble restaurieren, nur weil die Stadt (die sonst nichts dafür tut) und der Denkmalschutz das wollen.

    Die Stadt oder der Freistaat könnten doch dem Eigentümer ein realistisches Kaufangebot unterbreiten und sich danach selbst um den Erhalt des ach so wertvollen Volksgartens kümmern. Ich bin früher gerne dort gewesen. Aber es gibt auch noch andere schöne Plätzchen.
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