Noch ist von außen nicht viel zu erkennen. "Coming Soon" steht an den Scheiben geschrieben und weist darauf hin, dass es in diesem Laden bald etwas Neues geben wird. Planen an den großen Fenstern sollen vor neugierigen Blicken schützen. Denn noch soll der fertige Look des Ladens eine Überraschung sein.
In der Bronnbacher Gasse mitten in der Würzburger Innenstadt eröffnet eine neue Boutique - trotz der noch immer andauernden Corona-Pandemie und der derzeit schwierigen Situation für den Einzelhandel. "La Wü" traut sich. Und die Boutique ist nicht die einzige in Würzburg, die wartet, endlich öffnen zu dürfen. Doch woher kommt der Mut der Geschäftsführer?
Aus "Dreist" wird "La Wü"
"Wir hatten schon letztes Jahr geplant, einen Laden in Würzburg aufzumachen", erzählt Sitti Altas. Die 34-Jährige kommt ursprünglich aus Ochsenfurt, hat ihre Ausbildung als Einzelhandelskauffrau und Handelsfachwirtin im "Dreist" in Würzburg gemacht und zehn Jahre lang dort gearbeitet. "Als eine gute Freundin mir erzählt hat, dass der 'Dreist' schließen wird, haben wir einfach die Initiative ergriffen und uns für den Laden entschieden." An Corona habe sie dabei gar nicht gedacht, "da dass derzeit einfach eine Phase ist, die wir überstehen werden und vorausschauen möchten", sagt sie.
Im "La Wü" möchte Altas, die bereits eine Boutique in Sinsheim (Baden Württemberg) führt, hauptsächlich Damenbekleidung verkaufen. "Ich liebe meinen Beruf", erzählt sie. "Würzburg ist eine wunderschöne Stadt und ich bin froh, diesen Schritt trotz Corona gegangen zu sein und meine Boutique bald eröffnen zu können."
Der Umbau ist bereits fertig. Die Mitarbeiter, die vor der Schließung im Dreist tätig waren, wird sie übernehmen. Nun wartet Altas nur noch darauf, dass der Lockdown zu Ende geht. "Wir gehen von März aus", glaubt sie. "Sobald die Regierung uns die Erlaubnis gibt, werden wir sofort öffnen." Man merkt der 34-Jährigen die Liebe zu ihrem Beruf und die Zuversicht an. Was sie sich von der Zukunft erhofft? "Hmmm", holt Altas aus. "Natürlich, dass die Menschen wieder rausgehen, genießen, wieder shoppen gehen zu können und so die kleinen Geschäfte, wie unseres, unterstützen."
Öffnung zuerst nur mit Click and Collect
Auch Susanne Götz hat den Schritt gewagt und eröffnet voraussichtlich in einer Woche ihre "Skandibutik". Vorerst verkauft sie ihre Ware – Deko- und Home-Accessoires im skandinavischen Stil – nur über Click and Collect, versteht sich. Wann die richtige Eröffnung stattfinden kann, steht bekannterweise noch in den Sternen.
Doch was hat sie geritten, in einer Zeit, in der die Innenstadt wie leergefegt ist, einen Laden zu eröffnen? "Ich bin schon seit Jahren auf der Suche nach einem Ladenlokal gewesen, doch die Mieten in der Innenstadt waren mir immer zu teuer", erklärt die 45-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. "Doch wie es der Zufall so will, bin ich vor Kurzem bei einem Spaziergang auf den leeren Laden gestoßen."
Seit acht Jahren betreibt Götz bereits einen Online-Shop, über den sie ihre Ware bislang verkauft hat. In Würzburg hat sie zudem mehrmals Pop-Up-Stores, also zeitlich begrenzt geöffnete Läden, betrieben. "Das hat mir jedes Mal gezeigt, dass in Würzburg Interesse an meinen Waren besteht", erklärt sie.
27 Quadratmeter ist nun der kleine Laden in der Saalgasse 5, direkt an der Alten Mainbrücke, groß. Angst, dass der Laden wegen der andauernden Pandemie nicht laufen wird, hat die Geschäftsführerin nicht: "Ich habe sowieso einen festen Kundenstamm. Außerdem bemerke ich, dass die Menschen ausgehungert sind, wenn man schon nicht verreisen kann, möchten sie es sich zumindest zu Hause schön machen."
Das Risiko, einen großen Laden mitten in der Innenstadt aufzumachen, wäre Götz jedoch nicht eingegangen. Die Tatsache, dass die Kosten ihres kleinen Ladenlokals überschaubar seien, mache es zu keinem großem Wagnis, diesen Schritt gegangen zu sein, erklärt sie. "Mit meinen 27 Quadratmetern bin ich sehr glücklich." Der Online-Shop wird jedoch nach wie vor bestehen bleiben.
Ein Geschäft öffnet auch während des Lockdowns
Vergangenen Samstag öffnete ein weiterer Laden in der Bronnbacher Gasse seine Pforten. Und das nicht nur für Click and Collect: Weil sich "Kind der Stadt Würzburg" auf Kinderprodukte spezialisiert, darf das Geschäft auch während des Lockdowns öffnen. "Dass die Eröffnung nun jetzt stattfindet, ist Zufall", erklärt Janina El-Saleh. Die Geschäftsführerin hatte schon lange den Wunsch, einen Babyladen zu eröffnen. Dass nun die Zeit dafür gekommen ist, habe sie dem passenden Ladenlokal und Konzept zu verdanken. "Kind der Stadt" ist ein Franchisegeber aus Hamburg, der Produkte rund um den Start ins Leben verkauft: Kinderwagen, Kinderzimmer oder Accessoires.
"Für mich ist klar, das Leben geht mit und nach der Pandemie weiter", sagt El-Saleh. "Wir müssen positiv denken." Sie hofft, das Vertrauen der Kunden trotz der Umstände zu gewinnen. "Wir beraten natürlich auch gerne per Video oder Telefon." Zusätzlich könne jedoch auch online über die Homepage bestellt werden. "In dieser Zeit wird jeder kreativ und ich denke, die Kunden freuen sich darüber."