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Würzburg
Trockenheit: Wie es auf den Feldern in der Region aussieht
Nach dem anhaltend trockenen Wetter der letzten Wochen sind inzwischen die oberen Erdschichten ausgetrocknet. Wie sieht es auf den Feldern aus?
Der Boden spricht eine deutliche Sprache: Die großen Risse zeigen, wie ausgetrocknet die Erde auf dem Rapsfeld ist.
Foto: Wilma Wolf | Der Boden spricht eine deutliche Sprache: Die großen Risse zeigen, wie ausgetrocknet die Erde auf dem Rapsfeld ist.
Wilma Wolf
 |  aktualisiert: 08.05.2020 02:10 Uhr

Der wenige Regen der vergangenen Tage tut der Natur gut, aber er reicht bei weitem nicht. Die Situation ist so dramatisch, dass manche Landwirte fürchten, dass der Region eine Dürre droht. Werden wir in Zukunft auf Erdbeeren, Spargel und weiteres wasserliebendes Gemüse verzichten müssen? Zwar haben die Niederschläge des vergangenen Winters den Grundwasserspiegel gut aufgefüllt. Doch nach dem anhaltend trockenen Wetter der letzten Wochen sind inzwischen die oberen Erdschichten völlig ausgetrocknet. Die Bauern sind zunehmend in Sorge.

Welche Kulturen besonders unter der Trockenheit leiden, erklärt Elmar Konrad, Geschäftsführer der Kreisgeschäftsstelle des bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Würzburg: "Was frisch gesät wurde, liegt im oberen ausgetrockneten Bereich des Bodens und kann nicht keimen. Je länger das Abwarten auf Regen dauert, desto schlechter ist der nachfolgende Aufgang, da natürliche Bodenschädlinge und Keime dem Saatgut zusetzen." Alle bereits im Herbst angesäten Kulturen konnten schon ein ausgeprägtes Wurzelwachstum entwickeln und kommen mit der aktuellen Trockenheit besser klar. Allerdings schränken auch diese Kulturen bei ausgeprägter Trockenheit ihr Wachstum ein.

Regen im Mai: Die Hoffnung ist groß

Jetzt hoffen alle auf ausgiebig Regen im Mai. Denn eine alte Bauernregel sagt: "Ist der Mai feucht und nass, füllt es dem Bauern Scheun und Fass". Doch wenn es schon jetzt zu der sonst regenreicheren Zeit so wenig regnet, hätten viele Bauern einen enormen Respekt vor der üblichen Sommertrockenheit. "Kommen beide (Frühjahrs- und Sommertrockenheit) zusammen, muss mit deutlichen Ernteeinbußen gerechnet werden", so der Geschäftsführer.

Sieht fast aus wie immer, doch auch der Raps leidet unter der extremen Frühjahrstrockenheit.
Foto: Wilma Wolf | Sieht fast aus wie immer, doch auch der Raps leidet unter der extremen Frühjahrstrockenheit.

Vor allem die Rübe braucht das Nass von oben jetzt dringend. "Die Zuckerrübe leidet am stärksten unter diesen Kapriolen", sagt Bernd Günther, Landwirt aus Fuchsstadt. Erst gab es im Winter keinen Frost, so dass dem Boden die sogenannte Frostgare fehlte. Danach kam ein sehr nasser Februar und dann wechselte das Wetter von Nass auf Warm, erläutert er. Und so hatten die Rüben von Beginn der Saat an mit Frost und Trockenheit zu kämpfen. Aber nicht nur das. Weil das Saatgut seit 2019 nicht mehr mit sogenannten Neonicotinoiden gebeizt werden darf, habe die Zuckerrübe jetzt auch noch den Erdfloh am Hals, der ihr zusätzlich zur Trockenheit das Leben schwer macht.

Mais geht ohne Niederschlag auf

Etwas besser geht es dem Mais. "Der Mais wird tiefer gesät als die Rübe und geht sicher ohne Niederschlag auf", weiß Günther. Vorteilhaft hat sich für ihn herausgestellt, den Mais direkt in die Zwischenfruchtflächen zu säen. Der Landwirt müsse je nach Bodenbeschaffenheit und Wetterlage immer "individuelle Entscheidungen" treffen, um mit Trockenheit, Wetterextremen und anderen Herausforderungen  klar zu kommen. Aber für alle Kulturen gelte jetzt: Regen ist dringend notwendig.

Der Meinung ist auch BBV-Kreisobmann Michael Stolzenberger. "Auf den schlechteren Böden verdurstet auch das Wintergetreide langsam", sagt er auf Anfrage. Aber auch der Raps, der jetzt blüht, und andere Kulturen brauchen dringend Wasser. Der Biolandwirt aus Ösfeld sieht jetzt schon Ertragseinbußen zwischen 20 und 50 Prozent, weil gerade die oberen Bodenschichten sehr ausgetrocknet sind. So liegt seine Möhrensaat teilweise seit Wochen im Boden und keimt einfach nicht, weil das Wasser fehlt.

Superfood als zukunftsträchtige Kulturen

Sorge macht dem jungen Landwirt, dass es das dritte trockene Frühjahr in Folge ist. Seiner Meinung nach braucht es neue Anbau- und Bearbeitungsstrategien, die in Zukunft das noch vorhandene Wasser im Boden besser schonen.

Und wie sieht es mit neuen Kulturen aus, die weniger Wasser brauchen? Für Herbert Siedler vom Fachzentrum Pflanzenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg  sind Körnerhirse, Amaranth und Quinoa als sogenanntes Superfood zukunftsträchtige Kulturen für die Region. "Amaranth ist sehr trockenheitstolerant, verträgt allerdings keine Spätfröste", erklärt er auf Anfrage dieser Redaktion. Mehr Daten und Fakten zu den Kulturen wird er in diesem Jahr aus Versuchsflächen des Amtes sammeln können.

Wegen der Trockenheit bildet die Wintergerste viel früher als sonst schon Ende April Ähren aus.
Foto: Wilma Wolf | Wegen der Trockenheit bildet die Wintergerste viel früher als sonst schon Ende April Ähren aus.

Aber auch andere Strategien gegen die Trockenheit hat er auf Lager. So könne man winterharte Sommergerste bereits im Herbst ansäen, so dass sie die Feuchtigkeit des Winters für das Wachstum nutzen kann. Das sei wichtig, weil viele Sommergetreide in diesem Jahr vor allem auf den schlechten Böden sehr schlecht oder gar nicht aufgegangen sind.

Schonende Bewässerung mittels Tröpfchen

Auch die Erdbeerfelder können den Regen gut vertragen, erklärt Georg Kuhn aus Allersheim. Auf den Feldern der Kuhns funktioniert die Bewässerung sparsam und schonend mit einer Tröpfchenbewässerung, erläutert er. Das Wasser dafür kommt aus der alten Wasserversorgung Allersheim, ohne der gemeindlichen Trinkwasserversorgung Konkurrenz zu machen, denn die wird über Fernwasser versorgt, betont er.

Erdbeeren brauchen Wasser und so müssen die Erdbeerfelder in der Region über eine Tröpfchenbewässerung versorgt werden.
Foto: Wilma Wolf | Erdbeeren brauchen Wasser und so müssen die Erdbeerfelder in der Region über eine Tröpfchenbewässerung versorgt werden.

Gerne würde der Landwirt auch während der Sommertrockenheit den Spargel bewässern. "Wenn der Spargel ab Mitte Juni sein grünes Kraut bildet, um Photosynthese zu machen und Nährstoffe für das nächste Jahr einzulagern, braucht er besonders viel Wasser", so Kuhn. Doch der Spargel bleibt trocken, da er nur eine bestimmte Menge Wasser entnehmen darf. Und die reicht gerade mal für die Erdbeeren aus.

 
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  • A. F.
    Was mit der Klimaveränderung auf uns zu kommt , dagegen ist Corona ein Kindergeburtstag.
    Der April 2020 , wenige Milimeter Regen, das gabs früher auch immer wieder mal.
    Aber 4 Grad wärmer als alle früher gemessenen Durchschnitt-Werte für einen April, und der permanente starke und trockene Wind aus Osten hat alles vertrocknet.
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