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Würzburg
Trockener Bach in Würzburg: War es der Biber?
Das Wasserwirtschaftsamt hat zwei Biberdämme am Oberlauf der Pleichach entfernt, damit wieder etwas Wasser im Bach ist. Der Bach bleibt trotzdem trocken.
Dieser Biber wurde in Retzstadt fotografiert. Von einem anderem wurden in Maidbronn Dämme zerstört. 
Foto: Elmar Rothaug | Dieser Biber wurde in Retzstadt fotografiert. Von einem anderem wurden in Maidbronn Dämme zerstört. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:00 Uhr

Augenzeugen haben es dieser Redaktion berichtet, das Wasserwirtschaftsamt hat es auf Anfrage bestätigt: Zwei Biberdämme wurden von der Behörde vergangene Woche bei Maidbronn im Landkreis Würzburg entfernt. Einige Tage zuvor war bekannt geworden, dass die Pleichach nahezu komplett trocken ist.  

Wie das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, das für die Region zuständig ist, auf Anfrage der Redaktion erklärt, sei die Biberaktivität einer von mehreren Gründen für das stellenweise Austrocknen der Pleichach. "Insbesondere der untere Biberdamm hat zu einer breitflächigen Vernässung des Vorlandes geführt. Es ist davon auszugehen, dass es innerhalb dieses Rückstaus zu einer nennenswerten Versickerung von Pleichachwasser gekommen ist", schreibt Christoph Kormann, Abteilungsleiter für den Bereich Stadt und Landkreis Würzburg beim Wasserwirtschaftsamt. 

Da Biber geschützte Tiere sind, dürfen ihre Bauwerke nur entfernt werden, wenn es dafür einen wichtigen Grund gibt. Zum Beispiel, wenn durch die Dämme Straßen oder Klärwerke gefährdet werden. Ansonsten ist ihre Zerstörung ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz. Für größere Schäden auf Feldern oder Obstwiesen bekommen Landwirte Entschädigungen.

An der Pleichach bei Maidbronn hat laut Wasserwirtschaftsamt die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes der Zerstörung der Dämme an der Pleichach zugestimmt. "Durch den Aufstau ist die Pleichach hier übergelaufen und hat die angrenzenden Flurstücke überflutet. Im Rahmen des Bayerischen Bibermanagements waren somit Maßnahmen zur Schadensprävention geboten", schreibt Abteilungsleiter Kormann. Da die Biberburg durch die Zerstörung der Dämme nicht beeinträchtigt worden sei, wäre die Dammbeseitigung erlaubt.  

Fließt ohne Biberdamm mehr Wasser in der Pleichach?

Nach der Entfernung des Damms am 11. September floss laut dem Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg Herbert Walter "etwas mehr Wasser im Bach". Wenn man sich allerdings auf der Internetseite des Bayerischen Landesamtes für Umwelt den stündlich gemessenen Wasserstand der Pleichach anschaut, ist dieser in der Nacht auf den 12. September zwar geringfügig gestiegen. Doch bereits am Mittag des 12. September ist der Pegel wieder gefallen. Inzwischen ist er wieder so niedrig, wie vor der Entfernung der beiden Dämme.   

"Der Bach ist nach wie vor ein Rinnsal", berichten Anwohner aus Versbach. Laut Behördenleiter Walter gab es diesen Zustand aber schon öfter. "Der niedrigste Wasserstand der Pleichach wurde 1976 gemessen." Aber auch 1998 und 2015 seien am Europastern in Würzburg ähnlich geringe Wassermengen festgestellt worden wie heute. Dort fließen Pleichach und Kürnach zusammen. Einen eigene Messstelle für die Pleichach gibt es nicht.  

Die Pleichach in Würzburg ist ausgetrocknet.
Foto: Fabian Gebert | Die Pleichach in Würzburg ist ausgetrocknet.

Was Anwohner auch bemerkt haben: Die Pleichach führt immer wieder mal etwas mehr und mal etwas weniger Wasser. "Wasser wird aus dem Bach gepumpt", erzählten Menschen aus Würzburg und Umgebung dieser Redaktion nach der kürzlichen Berichterstattung über das Austrocknen des Bachs und die Folgen für Fische.

Ende Juli stellte Grünen-Stadträtin Silke Trost eine Anfrage zum schwankenden Wasserstand im Stadtrat. Umweltreferent Wolfgang Kleiner konnte die Beobachtung von Anwohnern aus Versbach nicht erklären.  

Auf Anfrage dieser Redaktion sagte das Wasserwirtschaftsamt, dass es keine Genehmigungen für das Abpumpen von Bachwasser für die Landwirtschaft gebe. Pumpen am Bach seien nur für acht Fischteiche beziehungsweise Landschaftsseen erlaubt. Eine mögliche Erklärung für die sichtbaren Schwankungen des Wasserstands seien genehmigte Abwässer von Industrie- und Gewerbebetrieben. Weil momentan so wenig Wasser im Bach sei, würden diese  Einleitungen den Wasserstand spürbarer erhöhen, als es bei normalen Zustand der Pleichach der Fall sei.

Trockener Bach in Würzburg: War es der Biber?
 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Na klar

    und weil der Main ab Viereth von Staustufen reguliert wird, ist er ja auch in Aschaffenburg trocken... der Artikel beschreibt genau was ich erwartet hätte: solange der Biberteich ausläuft, ist mehr Wasser im Bach, wenn der Teich leer ist, kommt wieder genausoviel, wie vorher in den Teich oben rein und unten rausgelaufen ist (nämlich: sehr wenig).

    OK, ich gebe zu, damit mache ich es mir wahrscheinlich auch zu einfach. Aber wenn ich so einen Kappes lese: der Biber(damm) ist an allem schuld, dann geht es eben mit mir durch...
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Es waren also die Biber und nicht der angeblich "menschgemachte Klimawandel".
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  • radfahrer
    -diener-, -Tweety02- super Kommentare

    Zu früheren Zeiten konnten sich die Menschen mit der "Arbeit" des Biebers arrangieren. Er sorgte, wie von Tweety02 richtig erkannt, für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt....

    Läßt Erinnerungen an die ehemaligen Flußbegradigungen erinnern, welche zu Hochwasser in Städten führten. Mittlerweile wurden so manche Flüsse, Bachläufe wieder in ihre frühere Originalität rückgeführt; warum auch immer?.

    Dass der Bieber jetzt für diese möglichen "Fehlplanungen" herhalten muss, ist mehr als traurig.

    Möglicherweise dürften sich jedoch so mancher Jäger "freuen"; warum auch immer?
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  • AAngenvoortBaier
    Die Entscheidung des Wasserwirtschaftsamts ist nun wirklich völlig unverständlich: die Biberdämme sorgen dafür, dass sich das Wasser in der Fläche ausbreitet und so für eine verbesserte Grundwasserbildung sorgt; während das Bachwasser einfach abfließt. Dass die Biberdämme entfernt wurden hat nun zum einen den Zweck verfehlt: das Bachwasser ist nicht angestiegen; und zum anderen hat man einen weiteren Schaden verursacht: das Wasser für die Grundwasserbildung ist auch weg.
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  • diener
    Es ist schon ein Kreuz mit unseren Behörden :
    Außer dem Wasserwirtschaftsamt weiß jeder wo das Wasser vorab verbraucht
    und entnommen wird.
    Man muss auch einmal unpopuläre Entscheidungen treffen und den sogenannten Großabnehmern dies verbieten .
    Da hilft es nichts aus dem fernen Aschaffenburg nur Theorien zu verbreiten !!!
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  • kej0018@aol.com
    Nicht alle, der Umweltreferent, der seinen Titel nicht verdient, weiß angeblich auch nix.

    Kleinert ist die Rache der Oberpfälzer an den Unterfranken.
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