Elke Wagner bleiben die Worte im Hals stecken, als sie zur Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags in Manchester bittet. Die Vorsitzende der Deutsch-Britischen Gesellschaft Würzburg schluckt, mit Tränen in den Augen, dann huscht nach der kurzen Stille ein Lächeln über ihr Gesicht und sie sagt: „So wie die Queen am Tag nach den entsetzlichen Ereignissen in einem quittengelben Kleid ihre Gartenparty in Buckingham Palace fortgesetzt hat, wollen auch wir heute ein Zeichen setzen: Wir lassen uns nicht unterkriegen!“
Im Staatlichen Hofkeller gegründet
Unter dem Dach der Greisinghäuser brandet Applaus auf – und die Aufmerksamkeit der rüstigen Silberköpfe im Saal wendet sich wieder dem Anlass zu, zu dem sie sich am Mittwochabend hier versammelt haben: ein „großer Geburtstag“, wie der anwesende Oberbürgermeister Christian Schuchardt es nennt. Denn am 24.
Mai vor genau 40 Jahren hatten einige engagierte England-Begeisterte im Staatlichen Hofkeller die deutsch-britische Gesellschaft begründet; einen Verein, der sich laut Satzung der „Förderung der deutsch-britischen Verständigung auf kulturellem und gesellschaftlichem Gebiet“ widmen wollte.
Verein zählt 100 Mitglieder
Heute hat der Verein rund 100 Mitglieder und blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte mit unzähligen Veranstaltungen zurück. Zu diesen zählen nicht nur Stammtische, Konversationsabende, Vorträge, Konzerte, Theaterbesuche, Tagesausflüge in und um Würzburg und Fahrten nach Großbritannien. Sondern vor allem auch die Freundschaften, die bei diesen Aktivitäten entstehen und gepflegt werden. Freundschaften, die auch unruhige Zeiten überstehen.
„Gerade jetzt ist so etwas wie die Deutsch-Britische Gesellschaft wichtig“, sagt Patricia Schäfer, ZDF-Moderatorin und als ehemalige England-Korrespondentin des Fernsehsenders Ehrengast der Feier. Denn der Verein erinnere daran, was alles liebenswert sei an diesem Land. „Solche Freundschaften zu feiern, halte ich gerade in diesen Zeiten für elementar.
“ In einer Präsentation mit Anekdoten und Ausschnitten aus ihrem Film „Inselreiches Königreich“ (ZDF, 2015) stellte Schäfer ein Großbritannien vor, für das der Brexit damals noch kein Thema war: Eine schöne, ehrwürdige Insel, historisch beeindruckend und bevölkert von quirligen, teebegeisterten, liebenswert schrulligen Menschen. „Es geht heute darum, tatsächlich Völkerverständigung zu zelebrieren, die Liebenswürdigkeit des jeweils anderen zu erkennen und immer wieder neu darauf aufmerksam zu machen“, sagt Schäfer.
Sehnsucht nach dem Britischen
In den 70er Jahren, als die Deutsch-Britische Gesellschaft geboren wurde, habe es in Würzburg einige anglo-deutsche Paare gegeben, erzählt Colin Humphrey, einer der Gründungsmitglieder, „very british“ mit einem Augenzwinkern: Einige hätten da schon starke Sehnsucht nach zivilisiertem Kontakt mit den ehemaligen Landsleuten gehabt. Nach all dem Kartoffelreiben für Klöße, Teigkneten für Zwetschgendatschi und Sauerkrautstampfen sei die Abwechslung im Würzburger Kulturleben für sie höchst willkommen gewesen. Außerdem habe man sich gefreut, dass die eigenen Kinder mit britischen Bräuchen und britischer Lebensart in Kontakt kämen.
Rund 25 Veranstaltungen im Jahr
Ein fulminanter Start für ein äußerst vielfältiges kulturelles Engagement. Im Schnitt 25 Veranstaltungen pro Jahr bietet das Committee an. „Wir waren immer ein harmonisches und kreatives Team“, sagt Elke Wagner, die Vorsitzende des Vereins, „ein Team, das versucht, Menschen einander näher zu bringen, Offenheit, gegenseitiges Verstehen zu leben mit einem gemeinsamen Nenner.“ Dieser sei die Liebe zu den britischen Inseln: zur englischen Sprache, zur Kultur, den Traditionen, Besonderheiten und auch Skurrilitäten. Und natürlich zu echt britischer Gelassenheit: „Age is just a number“, Alter ist auch nur eine Zahl, heißt es bald im Saal.
Als Geschenk für das Vereins-Committee gibt es dementsprechend für jeden ein kleines rotes Büchlein mit dem Spruch: „Keep calm and carry on“. Angelehnt an das Propaganda-Poster, das 1939 von der britischen Regierung produziert, aber nie veröffentlicht wurde. Bis zu seiner Wiederentdeckung im Jahr 2000 blieb es relativ unbekannt; in der Folge hat es große Popularität erlangt.
Es geht weiter – auch für die britisch-deutsche Gesellschaft in Würzburg.